„Mein nächstes Album muss das beste meines Lebens sein“

Michael W. Smith feiert seit 25 Jahren Erfolge im christlichen, aber auch im säkularen Musikgeschäft. 2008 brachte er sein neues Live-Album "A New Hallelujah" heraus, dieser Tage erscheint die dazugehörige DVD. Mit pro-Autorin Anna Wirth sprach der Star über Höhen und Tiefen seiner Karriere, die Sehnsucht nach einer Erneuerung innerhalb der Kirche und den neuen amerikanischen Präsidenten Obama.
Von PRO

pro: Deine neue Live-DVD heißt „A New Hallelujah“. Im Titelsong bittest du Gott: „Lass die Kirche auferstehen“. Braucht die Kirche eine Erneuerung?

Smith: Auf jeden Fall. Die Kirche muss aufwachen. Es gibt viele tolle Entwicklungen, etwa die „Emerging Church“, junge Leute, die sich zusammentun und nach Afrika gehen, um bei der Bekämpfung von Aids zu helfen, aber ich denke gerade in Amerika sind wir sehr in den Kirchen und Megakirchen gefangen. Wir haben wenig Einfluss auf die Kultur. Das ist ein Fehler. Wir müssen aus den vier Wänden der Kirche ausbrechen. Da ist so viel Not überall um uns herum. Dafür muss man nicht einmal nach Afrika gehen, es ist in deinem eigenen Hinterhof.

pro: Du sprichst davon auszubrechen, aber gibst gerade eine Lobpreis-DVD heraus, die wahrscheinlich nur von Christen gekauft wird…

 Smith: Ich glaube, wenn sich die Leute die DVD anschauen, werden sie davon berührt. Ich kenne Menschen, die nicht gläubig sind und von der DVD fasziniert waren. Die Musik will auch zu Leuten sprechen, die nicht in die Kirche gehen. Natürlich sind das Album „A New Hallelujah“ und die DVD in erster Linie für die Kirche gedacht, aber nicht nur, um Leute in den Lobpreis zu leiten, sondern auch um ihnen einen Tritt in den Hintern zu geben. Die CD und DVD fordern: Kirche muss sich erheben. Lass Liebe die andere Seite erreichen, heißt es in einem Lied. Aber ich habe ein großes Herz für die Verlorenen und werde als nächstes wieder ein Popalbum machen. Ich kann nicht für den Rest meines Lebens Lobpreis machen. Ich bin auch ein Prediger für Menschen, die noch nie in der Kirche waren.

 pro: War „A New Hallelujah“ ein lang gehegter Traum?

 Smith: Wir haben die CD „A New Hallelujah“ in der Gemeinde „Lakewood“ in Housten/Texas aufgenommen. Die haben da tolle Kameras und eine großartige Ausstattung, also dachten wir: Die haben hier alles, warum versuchen wir nicht, das auf DVD zu bannen. Ich habe zunächst mit mir gerungen. Ich machte ja schon die CD und wollte nicht von diesem Projekt abgelenkt sein. Wir haben es dennoch gemacht, und es ist unglaublich geworden. Etwas, das weit über meine Erwartungen hinaus gegangen ist.

 pro: Was macht die Aufnahme so besonders?

 Smith: Es war wirklich viel größer als ich. Ich hatte einen großartigen technischen Direktor. Alles lief gut für uns. Das Licht war wahnsinnig gut, das Publikum auch. Ich denke, die Leute, mit denen wir gearbeitet haben, der Chor und meine Band, einfach jeder war mit dem Herzen dabei. Ich denke, jedem im Team ging es darum, den Namen des Herrn zu loben. Es war eine Herausforderung, das zu tun, während überall Kameras herumschwirrten. Wir haben versucht, nicht daran zu denken, und es wurde ein großartiger Nachmittag.

 pro: Ist es im heutigen Musikgeschäft schwierig, eine Platte mit Inhalt zu machen?

 Smith: Ja. Heutzutage werden Künstler nicht mehr entwickelt. Als ich in den Achtzigern ins Musikgeschäft kam, war das anders. Meine Plattenfirma entwickelte die Marke Michael W. Smith. Heute geht es eher darum, einen kleinen Hit im Radio zu haben und One-Hit-Wonders zu produzieren, von denen man nie wieder hört.

 pro: Bei deinem Label „Rocketown Records“ förderst du ganz gezielt junge Musiker. Haben die es heutzutage schwerer?

 Smith: Das Business ist härter geworden. Es gibt zu viele Künstler, und dadurch herrscht ein starker Wettbewerb. Das gilt nicht nur für den christlichen Sektor. Jeder versucht, einen Deal zu bekommen. Tausende Menschen ziehen nach Nashville, Tennessee, weil sie denken, Gott möchte, dass sie eine Gospelplatte machen, aber viele von ihnen schaffen es nicht.

 pro: Du singst seit 25 Jahren über Gott. Langweilt dich das Thema gelegentlich?

 Smith: Es langweilt mich nicht, weil ich über viele verschiedene Themen singe. Ich habe Liebeslieder für meine Frau geschrieben, ich habe instrumentelle Alben gemacht, ich habe Soundtracks gemacht, ich habe geschauspielert. Ich schreibe alles vor einem spirituellen Hintergrund. Wenn ich ein kleines Liebeslied für meine Frau schreibe, ist das schon fast ein Lobpreislied. Ich stehe nicht für das Label Gospel. Das bin ich nicht. Ich bin sehr frei, über alles zu schreiben, das mir wichtig ist.

 pro: Dein Image ist scheinbar makellos. Gab es in deinem Leben auch Tiefen?

 Smith: Ich hatte viele. 1995 hatte ich starke Depressionen. Ich hatte Kinder und Familie, genug um dankbar zu sein, aber ich kam da nicht mehr raus. Ich weiß nicht, warum das passiert ist, aber ich habe einen Song darüber geschrieben, „Lead me home“. Der hat mich aus dem Loch herausgebracht. Ich bin eigentlich ein Partytyp (legt eine kleine Tanzeinlage auf seinem Stuhl hin) und ich liebe Menschen. Damals lag ich nur im Bett und konnte nicht aufstehen. Das war verrückt, und es machte mir Angst. Einst verlor ich einen guten Freund durch einen Reitunfall, auch das war eine dunkle dunkle Zeit. Was das Plattenmachen angeht: Ich habe von vielen Christen Kritik einstecken müssen, als ich den Pophit „Place in this world“ hatte. Sie dachten, ich würde Gott wegen des Hits den Rücken kehren und ein Rockstar sein wollen. Ich fand das verrückt, aber ich habe nicht mit ihnen gestritten. Warum sollte man nicht einen Song haben, der eine starke spirituelle Botschaft hat und rund um die Welt gehört wird? Ich bin den Weg einfach weiter gegangen und meinen Überzeugungen gefolgt. Ich bin, wer ich bin.

 pro: Du bist, wer du bist, dazu gehört auch, dass du lange Zeit die republikanische Partei in den USA unterstützt hast. Nun ist ein Demokrat am Ruder. Was hältst du von Präsident Obama?

 Smith: Ich denke, ich kann über mich sagen, dass ich politisch immer unabhängiger geworden bin. Ich habe auch große Probleme mit den Republikanern, ich habe mit ihnen nur weniger Probleme als mit den Demokraten. Ich habe mehr Freunde bei den Republikanern, ich glaube eher an deren Philosophie als an die der Demokraten. Ich bin mit Familie Bush befreundet und ein großer Ronald Reagan-Fan, aber Obama ist unser Präsident und ich hoffe, er schafft es. Wir haben viele Probleme in Amerika und in der Welt, wir leben in einer Krise. Ich bin dankbar, dass mein Glaube nicht am ökonomischen System hängt, sondern an Gott. Es ist schon verrückt, wie viel Verantwortung Obama trägt. Ich bete, dass dieser Mann mit Gott spricht und ihn um Weisheit und Einsicht bittet, denn die braucht er. Es ist wie im Alten Testament, die Könige, die Gott um Hilfe gebeten haben, haben es geschafft, diejenigen, die Gott ihren Rücken zugekehrt haben, sind nicht gut davon gekommen.

 pro: Michael, vielen Dank für das Gespräch!


Erfahren Sie in der kommenden pro, wie Michael W. Smith junge Musiker fördert und wie er die Zukunft des christlichen Musikgeschäfts sieht. In der Ausgabe 2/2009 lesen Sie das vollständige Interview.
 

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