„Es war nicht immer einfach, aber es war auch schön, viele Menschenleben retten zu dürfen“, schreibt die Ordensschwester Ursula Händler im Rückblick. Sie wächst in einem katholischen Umfeld vor den Toren Münsters auf. In ihrer Kindheit leidet sie unter ihrem egoistischen Vater. Um das Gymnasium zu besuchen, zieht sie zu ihren Großeltern. Doch auch dort fehlt es ihr an zwischenmenschlicher Wärme.
Nie an der Liebe Gottes gezweifelt
Diese findet sie später auf einem kirchlichen Internat. Spätestens dort wird ihr klar, dass sie ihr Leben ganz Gott widmen möchte: „Seitdem ich denken kann, hatte ich von der großen Liebe Gottes zu den Menschen gehört und nie daran gezweifelt.“ Sie möchte Missionsärztin werden und studiert in Münster Medizin. Während des Studiums tritt sie dem Orden der Missions-Benediktinerinnen bei und bekommt den Namen Rafaela (Gott heilt). Beeindruckt von den Schwestern, die aus der Mission zurückkehren, kann sie im Januar 1969 ihren großen Traum verwirklichen. Sie wird Ärztin in einem Krankenhaus in Tansania.
Eine Hepatitis-Erkrankung bringt ihren Traum in Gefahr. Doch Rafaela arbeitet weiter.:„Täglich werteten Hunderte Patienten vor unserer Klinik.“ Sie entwickelt „eine neue Liebe zu den Menschen an der Basis der tansanischen Gesellschaft mit ihren vielen Freuden und Leiden“. Und sie erlebt Wunder. Die Antikörper im Blut machen das Hepatitis-Virus in ihrem Körper unschädlich. Trotzdem bleiben die Rückschläge nicht aus und sie bekommt Depressionen. Zudem belastet ein neues medizinisches Problem Afrika. AIDS ist für viele Menschen ihr Todesurteil. Es gilt, aufzuklären. Doch ihr Erfolg schafft auch Neider. Es kommt durch zwischenmenschliche Probleme zum Bruch mit der Klinik. Sie hat heftige Glaubenszweifel, „dabei wollte sie nur Zeugnis abgeben von Jesus Christus“.
Neue Herausforderungen im Rentenalter
Sie kehrt Tansania den Rücken und findet in Namibia ihren neuen Wirkungsort. Dort soll sie die katholischen Krankenhäuser koordinieren. Dies ist nicht nur inhaltlich eine Mammut-Aufgabe. Auch das Land unterscheidet sich von Tansania. Die erste große Herausforderung wartet, als das Gesundheitsministerium die Abtreibung legalisieren will. In Fernsehauftritten bezieht Schwester Rafaela eine klare Position dagegen.
Im Alter von 65 Jahren, wenn andere ans Kürzertreten denken, wagt Schwester Rafaela noch einmal eine neue Herausforderung. Sie kehrt nach Tansania zurück und wird Priorin in Nadana, wo sie die spirituelle Leitung der Schwestern übernimmt. Der Bezirk verfügt über Schulen, Werkstätten und Krankenhäuser. Doch die Arbeit kostet Geld und das ist neben Bildung und Aufklärung rar. Die deutsche Organisation „Ein Herz für Kinder“ wird auf die Arbeit aufmerksam und finanziert den Bau einer Schule.
Die Spenden-Galas bringen ihr einen Einblick in ein ganz anderes Leben – und sie begegnet George Clooney. Als sie für ihre Arbeit mit einem „Ehrenherz“ geehrt wird, sagt sie: „Nun setzt Euch doch wieder! So etwas Besonderes habe ich doch gar nicht getan.“ Schwester Rafaela will nur dafür sorgen, dass die Welt ein Stück besser wird und den Glauben an den Gott der Liebe weitergeben. In der Rückschau auf ihr Leben und nach der Lektüre des Buches kann man sagen: Mission gelungen.
Es ist eine bewegende, sehr lesenswerte Geschichte mit Höhen und Tiefen einer authentischen Frau. Die Autorin bekennt, dass sie sich immer von der Liebe Gottes getragen fühlte und die notwendige Sicherheit bei Jesus Christus gefunden hat. Es ist die Geschichte einer Frau, die ein Herz für die Basis hat und ihre Aufgabe für Jesus und die Menschen tat. Hoffentlich folgen viele Menschen – nicht unbedingt nur in Afrika – ihrem Beispiel. (pro)
Schwester Raphaela Händler / Brunni Praske, Mit Hand und Herz: Mein Leben für Afrika, Herbig-Verlag, ISBN 978-3-7766-2727-5, 19,99 Euro.
