„Mein Glaube half mir, den inneren Frieden zu finden“

Die ehemalige First Lady Deutschlands, Bettina Wulff, ist Reformationsbotschafterin. Im exklusiven Interview mit pro erklärt sie, was sie an Luther fasziniert, warum es für sie ohne Glauben nicht geht und ihr Gemeindeleben wichtig ist. Und sie verrät, warum sie und ihr Mann, Christian Wulff, noch einmal kirchlich geheiratet haben.
Von PRO
Die 43-jährige Bettina Wulff ist Medienwissenschaftlerin und arbeitet als PR-Beraterin. Früher wollte sie lutherische Pastorin werden.

pro: Sie sind Reformationsbotschafterin. Wie kam es dazu?

Bettina Wulff: Ich engagiere mich seit vielen Jahren in der evangelisch-lutherischen Kirche. Gemeinsam mit weiteren Ehrenamtlichen betreuen wir ein 24-Stunden-Notruftelefon für junge Frauen in Notsituationen. Das läuft über die Innere Mission in Hannover. Ich habe auch immer gern in der Arbeit der Gemeinde mitgemacht, wo ich großgeworden bin und wo wir jetzt wohnen. Dass der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, mir einen Brief schrieb und mich einlud, Reformationsbotschafterin zu werden, hat mich natürlich sehr gefreut und ich habe gerne zugesagt. Zudem ich mich mit Martin Luther gerade intensiver beschäftigt hatte und gemeinsam mit Pastor Heino Masemann eine sogenannte Luther-Box mit 50 „Denkzetteln“ fertiggestellt habe, die zum kurzen Innehalten im Alltag einlädt.

Welche Anliegen verfolgen Sie als Reformationsbotschafterin?

Der Glaube wird immer mehr zur privaten Angelegenheit und es gibt immer mehr Menschen, die wir als Christen gar nicht mehr erreichen. Mir ist es als überzeugte Christin, Protestantin und Lutheranerin wichtig, dass ich Menschen einlade, sich wieder mehr mit dem Glauben zu beschäftigen. Gegebenenfalls kann ich Anstoß geben, über den Glauben zu sprechen – vielleicht auch öffentlich. Wenn ich einen kleinen Beitrag dazu geben könnte und dazu, dass die Ökumene beim Reformationsjubiläum nicht zu kurz kommt, wäre ich sehr glücklich.

Welche Beobachtungen machen Sie?

Ich habe den Eindruck, dass sich die Öffentlichkeit beim Glaube an diesem Motto orientiert: Jeder soll nach seiner Façon leben und an das glauben, womit er glücklich wird. Damit ist das Thema meist erledigt. Oder es polarisiert sofort in die finanzielle Richtung und Menschen sagen: „Ich bin schon seit Jahren aus der Kirche ausgetreten.“ Als Hauptgrund wird immer gleich die Kirchensteuer aufgeführt.

Inwieweit wollen Sie das ändern?

Ich möchte das Thema Glaube mehr in die öffentliche Diskussion rücken. In Deutschland ist es zunehmend wichtig, dass wir als Christen darstellen, wofür wir stehen und was unsere Werte sind. Die Diskussion darüber brauchen wir auch im Hinblick auf die vielen Menschen, die aus anderen Religionskreisen zu uns kommen.

Bettina Wulff feiert mit ihrer Familie weder Halloween noch Vatertag Foto: Thomas Meyer/ OSTKREUZ
Bettina Wulff feiert mit ihrer Familie weder Halloween noch Vatertag

Was bedeutet für Sie persönlich Reformation?

Für mich bedeutet Reformation, dass ich als Mensch für mich und meinen Glauben und für das, was ich tue, verantwortlich bin. Es bedeutet auch, dass ich anderen Menschen sagen kann, wofür ich stehe, und für meinen Glauben einstehe. Das fasziniert mich persönlich an der Person Luther. Er ist ein unglaublich mutiger Mensch gewesen, für seine Überzeugung in der Öffentlichkeit zu stehen, sowie auch auszuhalten, drangsaliert und verfolgt zu werden. Bei allen kritischen Dingen, die es in Verbindung mit Luther gibt, glaube ich, dass er in seiner Zeit ein wirklicher Mutbürger gewesen ist.

Sie wollten früher lutherische Pastorin werden. Was hat Sie an diesem Beruf gereizt?

Es hat mich ein buchstäblich inneres Gefühl und meine Überzeugung gereizt, dass ich anderen Menschen Begeisterung am Glauben näher bringen kann. Ich wollte damals jüngeren Menschen zeigen, wie viel man aus dem Glauben für sein eigenes Leben ziehen kann, wie viel Stärke und Kraft, aber auch eine innere Gelassenheit, das Leben anzunehmen und Dinge auch geschehen zu lassen.

Aber Sie haben umgeschwenkt. Warum?

Ich habe mich den äußeren Zwängen ergeben. In meinem nahen Umfeld wurde mir damals gesagt: Damit studierst du direkt in die Arbeitslosigkeit hinein, es gibt immer weniger Gemeinden und Kirchenmitglieder. Tatsächlich ist es ein aufwendiges Studium. Das hat mich sehr verunsichert und ich habe diese Berufung in eine andere Richtung umgemünzt. Ich habe schließlich Medienwissenschaften studiert und jahrelange Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gemacht, jedoch nicht mehr direkt für den Glauben.

Was bedeutet für Sie persönlich Reformation?

Für mich bedeutet Reformation, dass ich als Mensch für mich und meinen Glauben und für das, was ich tue, verantwortlich bin. Es bedeutet auch, dass ich anderen Menschen sagen kann, wofür ich stehe, und für meinen Glauben einstehe. Das fasziniert mich persönlich an der Person Luther. Er ist ein unglaublich mutiger Mensch gewesen, für seine Überzeugung in der Öffentlichkeit zu stehen, sowie auch auszuhalten, drangsaliert und verfolgt zu werden. Bei allen kritischen Dingen, die es in Verbindung mit Luther gibt, glaube ich, dass er in seiner Zeit ein wirklicher Mutbürger gewesen ist.

Sie wollten früher lutherische Pastorin werden. Was hat Sie an diesem Beruf gereizt?

Es hat mich ein buchstäblich inneres Gefühl und meine Überzeugung gereizt, dass ich anderen Menschen Begeisterung am Glauben näher bringen kann. Ich wollte damals jüngeren Menschen zeigen, wie viel man aus dem Glauben für sein eigenes Leben ziehen kann, wie viel Stärke und Kraft, aber auch eine innere Gelassenheit, das Leben anzunehmen und Dinge auch geschehen zu lassen.

Aber Sie haben umgeschwenkt. Warum?

Ich habe mich den äußeren Zwängen ergeben. In meinem nahen Umfeld wurde mir damals gesagt: Damit studierst du direkt in die Arbeitslosigkeit hinein, es gibt immer weniger Gemeinden und Kirchenmitglieder. Tatsächlich ist es ein aufwendiges Studium. Das hat mich sehr verunsichert und ich habe diese Berufung in eine andere Richtung umgemünzt. Ich habe schließlich Medienwissenschaften studiert und jahrelange Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gemacht, jedoch nicht mehr direkt für den Glauben.

„Morgens, bevor bei uns der Tag beginnt, habe ich Stille und führe mit Gott ein kurzes Gespräch.“

Am 31. Oktober feiern Sie kein Halloween, sondern Reformationstag.

Zum Leidwesen meiner Kinder. (lacht)

Inwieweit protestieren Ihre Kinder deswegen?

Bei meinem großen Sohn ist das Thema nicht mehr so aktuell mit 13 Jahren. Bei dem Kleineren hat sich das mehr und mehr zu einem Spektakel entwickelt, sich zu verkleiden und in schaurigen Kostümen von Haus zu Haus zu ziehen. Dieser Tag ist aus meiner Sicht nicht der Anlass, das zu tun. Ich bin da ziemlich eindeutig und konsequent: Das findet bei uns zu Hause nicht statt. Dadurch lernen meine Kinder auch, bei seiner Meinung zu bleiben und sie durchzuhalten.

Gilt das Gleiche auch für Vatertag, der in Deutschland am selben Tag wie Christi Himmelfahrt begangen wird?

Den gibt’s bei uns auch nicht.

Sie bezeichnen sich als „überzeugte Christin“. Wie wirkt sich Ihr Glaube auf den Alltag aus?

Morgens, bevor bei uns der Tag beginnt, habe ich Stille und führe mit Gott ein kurzes Gespräch, wie der Tag wird, wie ich ihn gestalten möchte. Und wenn es nur ein paar Minuten sind. Abends haben wir regelmäßig ein gemeinsames Gebet mit der Familie als Ritual vor dem Essen. Hinzu kommt, dem jüngeren Sohn, der ist jetzt acht Jahre alt, abends etwas am Bett vorzusingen und ihm Gottes Segen zu geben. Für mich ist es zudem wichtig, in der Gemeinde verhaftet zu sein, mich mit Menschen zu umgeben, die auch im Glauben leben, und eine Rückkopplung zu erfahren.

Am 31. Oktober feiern Sie kein Halloween, sondern Reformationstag.

Zum Leidwesen meiner Kinder. (lacht)

Inwieweit protestieren Ihre Kinder deswegen?

Bei meinem großen Sohn ist das Thema nicht mehr so aktuell mit 13 Jahren. Bei dem Kleineren hat sich das mehr und mehr zu einem Spektakel entwickelt, sich zu verkleiden und in schaurigen Kostümen von Haus zu Haus zu ziehen. Dieser Tag ist aus meiner Sicht nicht der Anlass, das zu tun. Ich bin da ziemlich eindeutig und konsequent: Das findet bei uns zu Hause nicht statt. Dadurch lernen meine Kinder auch, bei seiner Meinung zu bleiben und sie durchzuhalten.

Gilt das Gleiche auch für Vatertag, der in Deutschland am selben Tag wie Christi Himmelfahrt begangen wird?

Den gibt’s bei uns auch nicht.

Sie bezeichnen sich als „überzeugte Christin“. Wie wirkt sich Ihr Glaube auf den Alltag aus?

Morgens, bevor bei uns der Tag beginnt, habe ich Stille und führe mit Gott ein kurzes Gespräch, wie der Tag wird, wie ich ihn gestalten möchte. Und wenn es nur ein paar Minuten sind. Abends haben wir regelmäßig ein gemeinsames Gebet mit der Familie als Ritual vor dem Essen. Hinzu kommt, dem jüngeren Sohn, der ist jetzt acht Jahre alt, abends etwas am Bett vorzusingen und ihm Gottes Segen zu geben. Für mich ist es zudem wichtig, in der Gemeinde verhaftet zu sein, mich mit Menschen zu umgeben, die auch im Glauben leben, und eine Rückkopplung zu erfahren.

Bettina Wulff ist die Ehefrau des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff (Archivbild) Foto: Franz Richter | CC BY-SA 3.0 Unported
Bettina Wulff ist die Ehefrau des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff (Archivbild)

Seit 2008 sind Sie und Christian Wulff standesamtlich verheiratet. Sie beide haben sich vor knapp zwei Jahren noch kirchlich trauen lassen. Warum?

Weil uns das beiden nach den herausfordernden Zeiten persönlich wichtig war, einen Segen über unserer Ehe zu haben. Mein Mann ist katholisch, ich bin evangelisch. Wir haben festgestellt, dass uns das beiden fehlte. Deswegen haben wir uns im engsten Familienkreis noch einmal evangelisch trauen lassen. Ein katholischer Geistlicher, ein Freund von uns, war auch dabei und hat uns den katholischen Segen gegeben. Das war für uns ein wichtiger Schritt, das noch einmal vor Gott zu besiegeln.

Wie war das für Sie, sich nach längerer Zeit noch einmal das Ja-Wort zu geben?

Mich hat das sehr bestärkt. Und das war für uns beide ein ganz innerer, bewegender Augenblick, zu spüren, dass wir jetzt auch in Gott, vor der Gemeinde und vor sozusagen unseren beiden Religionen zueinander gehören. Das ist tatsächlich so, dass das in der Verbindung etwas verändert hat. Es stellt das Ganze auf eine andere Stufe.

Ab Ende 2011 fanden sich zahlreiche Schlagzeilen über Ihren Mann, aber auch Sie in der Presse. Mittlerweile ist es ruhiger geworden. Wie haben Sie Frieden mit der schweren Zeit gemacht?

Tatsächlich half mir zu einem großen Teil mein Glaube, die innere Ruhe und den inneren Frieden zu finden. Ich habe mich zurückgezogen mit Gott und letztlich auf das bezogen, was mich als Mensch ausmacht. Ich habe mich daran orientiert, was wirklich wichtig ist, um bei diesen ganzen öffentlichen Diskussionen und Behauptungen und Unterstellungen – die mich natürlich stark angegriffen haben – nicht zu verzweifeln, aber auch nicht zum Zyniker oder zum Menschenhasser zu werden. Ich habe mir gesagt, der größte Teil der Menschen kennt mich nicht persönlich. Ich weiß jedoch wie die Dinge sind, und ich werde durch mein eigenes Tun und Handeln konsequent und aufrecht weiterleben.

Welchen Rat können Sie anderen Menschen geben, die auch mit persönlichen Herausforderungen oder Angriffen zu kämpfen haben, um solche Zeiten zu überstehen?

Gerade in solchen schwierigen Lebensphasen ist es – im wahrsten Sinne des Wortes – ein wunderbarer Segen, glauben zu können und in einer Hoffnung verhaftet zu sein. Ich glaube, es ist auch wichtig, Verbindungen und gute Freundschaften zu pflegen; sich mit Menschen zu umgeben, die einem guttun, die einen stützen – ungeachtet der Dinge, die von außen auf einen einströmen. Es gilt zudem, ein Stück weit Gelassenheit zu bewahren und tatsächlich darauf zu vertrauen, dass die Dinge und die Zeiten wieder besser werden – auch wenn man das in dem Moment gar nicht so wahrnehmen kann vor lauter Verzweiflung. Dies geht viel einfacher, wenn man einen Glauben hat, an den man sich halten kann. Davon bin ich fest überzeugt.

Vielen Dank für das Gespräch.

Seit 2008 sind Sie und Christian Wulff standesamtlich verheiratet. Sie beide haben sich vor knapp zwei Jahren noch kirchlich trauen lassen. Warum?

Weil uns das beiden nach den herausfordernden Zeiten persönlich wichtig war, einen Segen über unserer Ehe zu haben. Mein Mann ist katholisch, ich bin evangelisch. Wir haben festgestellt, dass uns das beiden fehlte. Deswegen haben wir uns im engsten Familienkreis noch einmal evangelisch trauen lassen. Ein katholischer Geistlicher, ein Freund von uns, war auch dabei und hat uns den katholischen Segen gegeben. Das war für uns ein wichtiger Schritt, das noch einmal vor Gott zu besiegeln.

Wie war das für Sie, sich nach längerer Zeit noch einmal das Ja-Wort zu geben?

Mich hat das sehr bestärkt. Und das war für uns beide ein ganz innerer, bewegender Augenblick, zu spüren, dass wir jetzt auch in Gott, vor der Gemeinde und vor sozusagen unseren beiden Religionen zueinander gehören. Das ist tatsächlich so, dass das in der Verbindung etwas verändert hat. Es stellt das Ganze auf eine andere Stufe.

Ab Ende 2011 fanden sich zahlreiche Schlagzeilen über Ihren Mann, aber auch Sie in der Presse. Mittlerweile ist es ruhiger geworden. Wie haben Sie Frieden mit der schweren Zeit gemacht?

Tatsächlich half mir zu einem großen Teil mein Glaube, die innere Ruhe und den inneren Frieden zu finden. Ich habe mich zurückgezogen mit Gott und letztlich auf das bezogen, was mich als Mensch ausmacht. Ich habe mich daran orientiert, was wirklich wichtig ist, um bei diesen ganzen öffentlichen Diskussionen und Behauptungen und Unterstellungen – die mich natürlich stark angegriffen haben – nicht zu verzweifeln, aber auch nicht zum Zyniker oder zum Menschenhasser zu werden. Ich habe mir gesagt, der größte Teil der Menschen kennt mich nicht persönlich. Ich weiß jedoch wie die Dinge sind, und ich werde durch mein eigenes Tun und Handeln konsequent und aufrecht weiterleben.

Welchen Rat können Sie anderen Menschen geben, die auch mit persönlichen Herausforderungen oder Angriffen zu kämpfen haben, um solche Zeiten zu überstehen?

Gerade in solchen schwierigen Lebensphasen ist es – im wahrsten Sinne des Wortes – ein wunderbarer Segen, glauben zu können und in einer Hoffnung verhaftet zu sein. Ich glaube, es ist auch wichtig, Verbindungen und gute Freundschaften zu pflegen; sich mit Menschen zu umgeben, die einem guttun, die einen stützen – ungeachtet der Dinge, die von außen auf einen einströmen. Es gilt zudem, ein Stück weit Gelassenheit zu bewahren und tatsächlich darauf zu vertrauen, dass die Dinge und die Zeiten wieder besser werden – auch wenn man das in dem Moment gar nicht so wahrnehmen kann vor lauter Verzweiflung. Dies geht viel einfacher, wenn man einen Glauben hat, an den man sich halten kann. Davon bin ich fest überzeugt.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Martina Blatt. (pro)

Von: mab

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