Mein Bild im Netz – (k)ein Grund zum Klagen

Eine 18-jährige Österreicherin verklagt ihre Eltern wegen der Bilder, die diese über ihre Kindheit bei Facebook verbreitet haben. Der Fall zeigt einmal mehr, wie leichtfertig Internetnutzer mit persönlichen Informationen im Netz umgehen – und sich dabei auch nicht um die Rechte anderer scheren. Ein Kommentar von Johannes Weil
Von PRO
Eine 18-jährige Österreicherin hat ihre Eltern verklagt. Sie hatten das soziale Netzwerk Facebook genutzt, um dort – für die Jugendliche peinliche - Bilder zu verbreiten
In einer Veranstaltung unseres Bezirksjugendrings, in der wir auch immer wieder die Sorgen und Nöte der jungen Generation behandeln, referierten kürzlich zwei Polizisten der lokalen „Arbeitsgemeinschaft gegen Gewalt an Schulen“ aus ihrer praktischen Aufklärungsarbeit. Wenn sie in die Schulen gehen, fragen sie die Schüler im Unterricht, ob sie bereit wären, die Party-Bilder vom Wochenende am Haupteingang der Schule auszuhängen. Dies lehnen diese meistens entrüstet ab. Die Polizisten antworten dann: „Genau dies macht ihr aber auf Facebook, wenn ihr den Zugriff auf eure Seite nicht absichert.“ Natürlich muss das nicht in allen Fällen peinlich werden, kann es aber: vielleicht sogar in ein paar Jahren beim Vorstellungsgespräch. Peinlich sind Bilder von ihr selbst auf Facebook auch einer 18-jährigen Österreicherin. Sie hat jetzt ihre Eltern verklagt, die diese Bilder in dem Netzwerk veröffentlichten: Ihre Eltern teilten vor ein paar Jahren nahezu täglich Bilder mit den 700 Facebook-„Freunden“. Die Motive waren bunt gemischt. Das Mädchen inmitten ihrer Familie oder auf dem Topf oder nackt im Kinderbett. Sie konnte die Bilder selbst erst sehen, als sie sich mit 14 Jahren bei Facebook anmeldete. Weil die Eltern die Fotos nicht löschen wollen, geht die junge Dame nun rechtlich dagegen vor.

„Das Internet vergisst nichts“

Ihr Anwalt betont, dass sie ihre Persönlichkeitsrechte verletzt sieht. Die Eltern sehen sich im Recht, dass sie auch nach wie vor die Fotos ihres Kindes veröffentlichen dürfen. Die Bilder erzeugten viele positive Erinnerungen, die auch bei „unseren Facebook-Freunden gut ankommen“. Mittlerweile lasse sich die Tochter aber nicht mehr von ihnen fotografieren. Stolze Eltern machen – gefühlt mehr denn je – Bilder ihres Nachwuchses. Die Kinder werden dabei nicht gefragt. Auch nicht, ob sie möchten, dass diese Bilder im Internet und damit der weltweiten Netzgemeinde zur Verfügung gestellt werden. Die Geschichte der Schüler in unseren Schulen und die der jungen Österreicherin zeigen, dass das Thema nach wie vor sensibel ist – ganz abgesehen von der rechtlichen Frage. Und die Beispiele zeigen auch, dass Erwachsene wie Kinder im Internet oft leichtfertig mit ihren eigenen Daten und Bildern umgehen. Die Hagener Polizei hatte im Frühjahr in einer viel beachteten Mitteilung an Eltern appelliert, Fotos ihrer Kinder nicht ins Internet zu stellen. „Das Internet vergisst nichts.“ Kinder könnten dadurch zur Angriffsfläche für Mobbing oder im schlimmsten Fall für Pädophile werden. Dieser Mahnung kann ich mich nur anschließen und schlage vor: Statt Ihre Bilder ins Netz zu stellen, wo sie flüchtig gesehen werden und doch für immer zu finden sind, laden Sie doch die wirklichen Freunde wieder mal zu einem Bilder-Abend zu sich nach Hause ein, um die Erinnerungen gemeinsam zu teilen. (pro)
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