Mehr Jesus in evangelischen Medien

Nie zuvor ist ein Ratsvorsitzender derart vorgeprescht: Von den Medien unter dem Dach der Kirche fordert Bischof Bedford-Strohm mehr evangelistische Ausrichtung. Ein Leitartikel von Christoph Irion
Von PRO
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm hat sich mit einem deutlichen Auftrag an die kirchlichen und christlichen Medien gewandt

Kirchliche und christliche Medien in Deutschland sollen nicht nur aktuell über Politik, Soziales und Mitmenschlichkeit berichten, sondern auch über Jesus Christus, sein Wirken und seine Lehre. Diese Überzeugung vertrat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, beim Christlichen Medienkongress in Schwäbisch Gmünd. Wörtlich sagte der bayerische Landesbischof bei dem Journalistentreffen im Gästezentrum Schönblick: „Die evangelische Publizistik weiß sich dem Auftrag verpflichtet, das Evangelium in den Medien zu bezeugen.“

Was sich für Millionen Kirchenmitglieder in Deutschland wie eine publizistische Selbstverständlichkeit anhört, ist in Wahrheit in der protestantischen Medienwelt über Jahrzehnte höchst umstritten gewesen. Medienanbieter wie die Nachrichtenagentur epd (Evangelischer Pressedienst), das Magazin Chrismon oder der Onlineauftritt evangelisch.de, die unter dem Dach der EKD erscheinen, fokussieren seit jeher ihre Berichterstattung neben kirchlichen und kirchenpolitischen Fragen mit unterschiedlicher Gewichtung zum Teil auch auf gesellschaftspolitische und soziale Themen.

Für Christliche Medienwerke, die auf pietistische oder evangelikale Prägungen zurückgehen, wie die Evangelische Nachrichtenagentur idea, ERF-Medien oder die Buch- und Zeitschriftenverlage von SCM, ist die Verbreitung des Evangeliums in den Medien jedoch schon hinsichtlich ihrer christlichen Hauptzielgruppen zentrales Anliegen. Für den Christlichen Medienverbund KEP – mit pro und Israelnetz – gibt es darüber hinaus einen ausdrücklichen Satzungsauftrag, „mehr Evangelium“ in den säkularen Medien zu fördern.

Evangelische Publizistik soll Jesu Liebe für die Welt bezeugen

Beim Fachkongress in Schwäbisch Gmünd forderte Bedford-Strohm gegenüber rund 170 protestantischen Medienschaffenden: „Wir brauchen eine neue Evangelisierung.“ Kirchenleute und Journalisten hätten bislang zu wenig begriffen, wie groß die Sehnsucht der Menschen nach Spiritualität sei. „Gott lieben und die Menschen lieben“ gehörten zusammen. Die „Bezeugung der Liebe Jesu Christi“ für diese Welt und „Mitmenschlichkeit“ als journalistische Themen seien daher für Journalisten, die in der evangelischen Publizistik arbeiten, „untrennbar miteinander verbunden“. Dies sei schon deshalb logisch, weil Christen „von der Auferstehung Jesu leben. “ Und wer diese Kraft kenne, die Gutes bewirke und den Menschen Hoffnung gebe „wider alle Realitäten“, sollte dies auch in der evangelischen Publizistik immer wieder deutlich machen.

Nie zuvor hat ein EKD-Ratsvorsitzender die evangelistischen Ziele als publizistischen Anspruch evangelischer Qualitätsmedien derart deutlich betont. Die Äußerungen Bedford-Strohms haben daher für die künftige Ausrichtung der protestantischen Medienpolitik im digitalen Zeitalter durchaus Signalcharakter.

Kirche bekennt sich ausdrücklich zur Pressefreiheit

Ausdrücklich bestätigte Bedford-Strohm zunächst die Leitlinien, durch die der evangelische Pfarrer und Medienpionier Robert Geisendörfer (1910-1976) die Nachkriegspublizistik der evangelischen Kirche geprägt hat. Wie die Kirche insgesamt müsse auch ihre Publizistik „Fürsprache üben, Barmherzigkeit vermitteln und Stimme leihen für die Sprachlosen“. Die „Macher“ der kirchlichen Publizistik müssten professionelle, gut ausgebildete Journalisten sein.

Diese Grundprinzipien gelten bis heute für die Arbeit des 1973 von Geisendörfer gegründeten Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt, wo epd, Chrismon, evangelisch.de und weitere Medienangebote produziert werden. Zugleich sei es für evangelische Publizisten gerade im digitalen Zeitalter wichtig, so Bedford-Strohm, den Mediennutzern „die große Kraft des Glaubens so zu vermitteln, dass sie die Menschen erreicht“.

Der Ratsvorsitzende hat deutliche Duftmarken für die evangelische Publizistik gesetzt. Sie dürften die Mediendebatten unter dem Dach und im Umfeld der Kirche konstruktiv befeuern – unmittelbare Auswirkungen auf Publikationskonzepte sind dennoch nicht sofort zu erwarten: Denn im Publizistischen Gesamtkonzept der EKD steht ausdrücklich: „Die evangelische Publizistik ist eine Lebensäußerung der Kirche. Sie ist nur ihrem eigentlichen Mandat verpflichtet und an amtliche Weisungen nicht gebunden. Ihr Mandat ist zugleich ihre Freiheit.“ Die Autoren hatten mit dieser Formel ihrer eigenen Kirche seinerzeit ausdrücklich die Achtung der Pressefreiheit ins Stammbuch geschrieben – eine elementare Säule unserer Demokratie, wie sie im Artikel 5 des Grundgesetzes festgeschrieben ist.

Bedford-Strohms aktuelle Äußerungen, die sowohl auf den Anspruch von Qualitätsjournalismus und Pressefreiheit zielen als auch eine evangelistische Orientierung betonen, stehen jedoch nicht im Widerspruch zu den ausdrücklichen Zielen des GEP. Bereits in dessen Statzungs-Präambel wird die Überzeugung zum Ausdruck gebracht, „dass evangelische Publizistik in der Bindung an das Evangelium eigenständige Entscheidungsfreiheit und kirchliche Verpflichtung in gleicher Weise umfasst“.

Von: Christoph Irion

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