Mehr Engagement für unterdrückte Christen gefordert

Kirchen und Christen in freiheitlichen Ländern sollten sich stärker für Mitchristen in unterdrückten Staaten einsetzen. Das haben Redner bei einer Veranstaltung zum Thema Christenverfolgung in Wetzlar gefordert. Der Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche von Deutschland, Anba Damian, sagte, es sei an der Zeit, dass Entwicklungshilfe an die Einhaltung von Menschenrechten gekoppelt werde.
Von PRO

Der Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes KEP, Wolfgang Baake, wies vor 220 Zuhörern im Funkhaus von ERF Medien darauf hin, dass Christen derzeit am stärksten in Nordkorea verfolgt werden. Auch im Iran, in Afghanistan und weiteren Ländern würden die Rechte der Christen beschnitten. Er sei dankbar, dass das Thema Christenverfolgung in den letzten Monaten größere Beachtung gefunden habe. So habe sich der Deutsche Bundestag damit befasst und Politiker trieben das Thema in ihren Gremien voran. Zum Beispiel habe der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagfraktion, Volker Kauder, bewirkt, dass im Jahr 2009 der Einsatz für Religionsfreiheit an die oberste Stelle der Außenpolitik in der Union gesetzt wurde. Baake forderte seine Zuhörer dazu auf, sich dafür einzusetzen, dass Christenverfolgungen auch in Zukunft von der Politik aufmerksam verfolgt wird.

Baake machte darauf aufmerksam, dass viele der in Afghanistan eingesetzten Soldaten aus westlichen Ländern Christen seien, die nun vor Ort staatliche Stellen schützen würden, darunter oft auch Behörden, die in anderem Kontext zur Hinrichtung von zum Christentum konvertierten Muslimen aufriefen. Der KEP-Geschäftsführer forderte, dass westliche Vertreter gegen diesen Misstand protestieren. Er sei angerührt davon, wie sehr die verfolgten Christen bereit seien, für ihren Glauben Opfer zu bringen. Die westliche Solidarität sei für sie viel wichtiger, als wir es uns vorstellen könnten. "Wir sind die Stimme derer, die keine Stimme im Westen haben", sagte Baake. Deshalb sei es Aufgabe der Christen in der freien Welt, für die Verfolgten einzutreten und für sie zu beten.

China: Verfolgte Kirche im Untergrund

In der Veranstaltung, die vom ERF Vorstandsvorsitzenden Jürgen Werth moderiert wurde, berichtete der chinesische Pastor Yun, dass er mit 16 Jahren zum christlichen Glauben gefunden habe. Rund zehn Jahre habe er in Untergrundkirchen gepredigt und tausende Menschen zum Glauben geführt. Immer wieder hätte die Polizei ihn verhaften wollen. Doch sei es ihm vielfach gelungen, den Beamten zu entwischen. So erzählte Yun, wie er auf wunderbare Weise aus einem Hochsicherheitsgefängnis befreit wurde. In der Nacht hörte er die Stimme Jesu, der ihn aufforderte, die Haftanstalt zu verlassen. Doch er hatte Angst im Herzen. Da habe Jesus ihm gesagt: "Das Gefängnis ist Realität, aber ich bin die Wahrheit." Also sei er gegangen. Die Türen hätten sich automatisch geöffnet, und kein Polizist habe ihn angesprochen.

Drei Mal wurde Yun gefasst und musste insgesamt sieben Jahre ins Gefängnis und in Lager. Weitere Jahre war er auf der Flucht. Seit 2001 lebt er mit seiner Frau und den zwei Kindern in Deutschland. Der Gründer der Volksrepublik China, Mao Zedong, habe einst die ausländischen Missionare aus dem Land gewiesen, Kirchen geschlossen und Pastoren in Straflager gesteckt. Der kommunistische Führer war überzeugt, die Kirche ins Museum verwiesen zu haben. Wer heute die Lage beoachte, entdecke, dass die christliche Kirche weiterhin lebe, während Mao selbst im Museum sei. Schätzungen gingen davon aus, so Pastor Yun, dass es heute in China über 150 Millionen Christen gibt. Gerade in der Unterdrückung wachse die christliche Gemeinde.

Sudan: Christen in der Sklaverei

Von schrecklichen Erfahrungen berichtete Simon Deng aus dem Sudan. Mit neun Jahren wurde er von zu Hause verschleppt und musste dreieinhalb Jahre als Sklave für eine muslimische Familie im Norden arbeiten. Er sei ständig ohne Grund geschlagen worden, habe im Stall schlafen und ohne Freunde auskommen müssen. Ihm sei nur die Hoffnung auf eine baldige Befreiung geblieben. Millionen Christen seien in seiner Heimat zwangsislamisiert worden. 3,5 Millionen Christen seien im Namen des Dschihad hingerichtet worden, sieben Millionen vertrieben worden. Oft versteckten Christen ihren Glauben vor der Öffentlichkeit. Doch im Sudan würden Gottesdienste unter Bäumen gefeiert. "Ich bin stolz, mich als Christ zu bezeichnen." Deshalb wolle er das Schweigen über die Verfolgung brechen. Wenn die Christen in Europa schwiegen, würden sie einst dasselbe erleben wie ihre bedrängten Glaubensgeschwister. So wie er hätten 99,5 Prozent der Einwohner des Südsudan Anfang des Jahres für einen eigenen christlichen Staat im Südsudan gestimmt, um der Zwangsislamisierung und -arabisierung zu entkommen.

Ägypten: Täter bleiben straffrei

Bischof Damian erinnerte an den blutigen Überfall am 1. Januar auf eine koptische Kirche in Alexandria. Dabei starben 24 Menschen, rund 140 wurden verletzt. Drei dieser verletzten Kopten hatte Bischof Damian mit nach Wetzlar gebracht, damit sie durch die Solidarität der dortigen Christen ermutigt würden. Der Bischof verwies darauf, dass seit 1972 kein Urteil mehr gegen Täter verhängt wurde, die Unrecht an Christen begangen haben. Damian berichterte darüber, dass Mädchen aus christlichen Familien auf dem Schulweg verschleppt würden, um ihnen eine Niere zu entnehmen und das Organ zu verkaufen.

Er erinnerte daran, dass die Koptische Kirche die erste Märtyrerkirche gewesen sei: Unter dem römischen Kaiser Diokletian wurden eine Millionen ägyptische Christen zu Märtyrern und unter der islamischen Herrschaft ebensoviele. Doch in der Verfolgung sei die Kirche gewachsen.

Der Bischof dankte für die Solidarität, die seine Kirche in Deutschland erfahren habe. Er erinnerte daran, dass Volker Kauder ein Schreiben der Bundeskanzlerin an Papst Shenuda in Kairo übergeben habe, in dem Angela Merkel persönlich ihre Solidarität bekundet habe. Damian forderte die Gleichstellung von Muslimen und Christen in Ägypten.

In einem Grußwort wies der CDU-Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Irmer darauf hin, dass laut der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte 200 Millionen Christen in kommunistischen und islamischen Ländern unter Verfolgung leiden. Jeder Christ, der verfolgt werde, sei einer zu viel. Die Veranstaltung wurde gemeinsam vom Christlichen Medienverbund KEP, der Evangelischen Allianz Wetzlar, ERF Medien und dem Evangelischen Arbeitskreis (EAK) der CDU Lahn-Dill verantwortet. (ERF/pro)

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen