Mehr C in CDU: „Er spricht uns aus dem Herzen“

Die Forderung des früheren baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel (CDU) nach einem stärker christlichen Profil seiner Partei hat viel Resonanz hervorgerufen. Der Wahlforscher Matthias Jung sieht einen Rückgang der kirchlich Gebundenen nicht nur in der Gesamtbevölkerung, sondern auch in der Anhängerschaft der Union.
Von PRO
Teufel hatte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" den momentanen Kurs seiner Partei kritisiert. Er fordert mehr christliche Inhalte, eine klare Wirtschaftspolitik und eine stärkere Berücksichtigung konservativer Stammwähler. Die Partei dürfe das "C" nicht in ihrem Namen führen, ohne sich daran zu orientieren (pro berichtete).

Teufel spreche "vielen in unserer Partei aus dem Herzen", sagte der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach gegenüber den "Stuttgarter Nachrichten". Auch der Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder. sagte den Dortmunder "Ruhr Nachrichten", an der Basis gebe es "ein nicht geringes Maß an Frustration". Mißfelder weiter: "Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem sich zahlreiche Mitglieder zurückziehen und aus den Debatten heraushalten." Seit Jahren wachse die Unruhe und Unzufriedenheit der Mitglieder und Wähler darüber, dass das C im Parteinamen und christliche Werte immer mehr an Bedeutung verlören.

Der hessische Ministerpräsident und stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Volker Bouffier lobte die Äußerungen in einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) als "wichtigen Diskussionsbeitrag". "Wenn Erwin Teufel sich öffentlich zu Wort meldet, muss man das ernst nehmen", so Bouffier gegenüber der FAZ.

Der neue baden-württembergische CDU-Landesvorsitzende Thomas Strobl sprach sich angesichts der von Kritik Teufels für eine "breite Debatte mit grundsätzlichen Erwägungen" über den künftigen Kurs der CDU aus. "Ich will eine diskutierende Partei, wir müssen wieder stärker als früher vom C her, dem christlichen Menschenbild politische Ableitungen herleiten", sagte Strobl laut der FAZ.

Bewegung mehr zur Mitte hin

Der Merkel-Biograph und Politikwissenschaftler an der Uni Bonn, Gerd Langguth, findet Teufels Kritik ebenfalls berechtigt. "Die geistig-moralische Auseinandersetzung fehlt in der CDU", sagte er der Münchner Tageszeitung "tz". "Wo steht die Kanzlerin? Wo sind die christlich-demokratischen Grundüberzeugungen? Das treibt die Mitglieder um, und dafür ist Teufel ein Sprachrohr."

Anlässlich der Aussagen Teufels befragte der "Tagesspiegel" den Wahlforscher Matthias Jung. Sowohl SPD als auch CDU hätten sich mehr zur Mitte hin orientiert, stellt Jung fest. CDU und CSU hätten neben der christlichen Grundorientierung auch immer eine liberale und eine konservative, sogar eine explizit atheistische Komponente gehabt, die dann als humanistische bezeichnet worden sei, so der Forscher. "Was die christliche Komponente angeht, hat die Union mit Sicherheit kein Defizit. Kaum jemand wird sagen, dass die Union fern von den Kirchen ist. Aber der Anteil der kirchlich Gebundenen ist natürlich sowohl in der Gesamtbevölkerung als auch in der Anhängerschaft der Union quantitativ deutlich zurückgegangen. Nur noch jeder zehnte Unionswähler stammt aus dem Bereich der Katholiken mit einer starken Kirchenbindung. Und es ist nicht so, dass ein Großteil der Katholiken mit starker Kirchenbindung eine andere Partei wählt – es gibt einfach nicht mehr." (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/politik.html?&news[action]=detail&news[id]=4275
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