Die Forderungen des Arbeitskreises Engagierter Katholiken (AEK), der im November um den Publizisten Martin Lohmann gegründet wurde, sind durchaus deutlich. "Es ist uns nicht egal, dass die Unionsparteien in den vergangenen Jahren fast vier Millionen Wähler verloren haben. Es lässt uns nicht gleichgültig, dass die Unionsparteien in den vergangenen Jahren mehrere Hundertausend Mitglieder verloren haben. Wir laden alle engagierten Katholiken, denen die Zukunft Deutschlands nicht egal ist, zur Mitarbeit ein", heißt es auf der Internetseite des AEK. Die Initiative fordert konkret etwa eine stärkere Orientierung an der "verbindlichen Grundordnung, die uns die Heilige Schrift vermittelt".
Weiter heißt es: "Menschenrechte und Einsatz für die Menschenwürde sind elementar, diese gelten nach unserem Verständnis aber nicht erst mit der Geburt. Und auf gar keinen Fall hören diese auf zu existieren, wenn ein Mensch schwer krank oder altersgebrechlich wird." Aufgerufen wird zur "Achtung der Zehn Gebote", die "keine unverbindlichen Vorschläge" seien. "Sie zu achten, ist für uns notwendige Voraussetzung eines gelingenden Lebens."
So prägnant solche Formulierungen auch sind, unkritisch wird der AEK von Beobachtern nicht gesehen. Allen voran von Bundeskanzlerin Merkel, die sich offenbar seit Wochen weigert, den Initiatoren einen Termin zu geben. Ein solches Gespräch sei jedoch angekündigt, so der AEK. Doch auch die Unterstützung des CDU-Parteivorstandes hat die Initiative nicht. Denn ihre Forderungen verbindet der AEK mit deutlicher Kritik an der gegenwärtigen Politik der Union – die zumindest zwischen den Zeilen ihrer Verlautbarungen erkennbar ist.
Bislang wollte die Initiative katholische Christen innerhalb der CDU und CSU vertreten – doch diese geplante Einigkeit scheint dahin. Der frühere bayerische Wissenschaftsminister und CSU-Generalsekretär Thomas Goppel plant die Gründung einer Gruppe der "Christlich-Sozialen Katholiken in der CSU" (CSK). Anfang März soll das Gründungsgespräch stattfinden, zu dem Goppel zahlreiche katholische Vertreter nach München eingeladen hat. Dort sollen die Weichen für die Initiative gestellt werden, die sich rechtzeitig zum Ökumenischen Kirchentag im Mai in München konstituieren will. Einen entscheidenden Vorteil haben die "CSK" bereits, wie aus der Einladung von Goppel durchklingt: Ihnen ist die Unterstützung von dem CSU-Vorstand und dessen Vorsitzendem, dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, sicher. Der auf Bundesebene angetretene AEK wartet noch auf die Unterstützung der CDU-Führung.
"Manifest gegen den Linkstrend"
Neben den jetzt neu gegründeten katholischen Initiativen machte am Sonntag ein "Manifest gegen den Linkstrend" durch Anzeigen auf sich aufmerksam, mit dem zahlreiche Unterzeichner – darunter AEK-Sprecher Lohmann – die vom CDU-Vorstand verabschiedete "Berliner Erklärung" kritisieren. Die Union wolle sich "offenbar endgültig von ihren Wurzeln und langjährigen Stammwählern verabschieden und die ‚Öffnung nach Links‘ unumkehrbar vorantreiben", heißt es in der Anzeige. Die Partei scheue sich etwa, der "Gefahr der Islamisierung entgegenzutreten", sie unterlasse es, "die hunderttausendfache ’straffreie‘ Kindestötung durch Abtreibung beim Namen zu nennen und für konsequenten Lebensschutz einzutreten" oder mache sich eine "linke Gesellschaftspolitik" zu eigen, etwa bei der "Geschlechterumerziehung des ‚Gender Mainstreaming’" oder der "Homo-Ehe". Initiator ist der Rechtsanwalt und ehemalige CDU-Bundesrichter Friedrich-Wilhelm Siebeke. Neben Lohmann unterstützen das "Manifest" etwa die Vorsitzende der Stiftung "Ja zum Leben", Johanna Gräfin von Westphalen, oder Professor Hubert Gindert, der Vorsitzende des "Forums Deutscher Katholiken".