Medienwissenschaftler: Tebartz-van Elst Opfer einer „gezielten Medienkampagne“
Der in den Medien als „Protz-Bischof“ bekannt gewordene Limburger Bischof Tebartz-van Elst wird seine Amtsgeschäfte nicht wieder aufnehmen. Das teilte der Vatikan am Mittwoch mit. Der Mainzer Kommunikationsforscher Mathias Kepplinger erklärte gegenüber pro, für den Ansehensverlust des Bischofs sei eine „gezielte Medienkampagne“ verantwortlich.
Eine Medienkampagne trägt die Mitschuld für den Vertrauensverlust von Tebartz-van Elst, erklärt Mathias Kepplinger
Wörtlich heißt es in der Mitteilung des Vatikan: „Angesichts der Tatsache, dass es in der Diözese Limburg zu einer Situation gekommen ist, die eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes durch Franz-Peter Tebartz-van Elst verhindert, hat der Heilige Stuhl den mit Datum vom 20. Oktober 2013 durch den Bischof angebotenen Amtsverzicht angenommen.“ Manfred Grothe, bisher Weihbischof im Erzbistum Paderborn, wurde bis auf weiteres zum Apostolischen Administrator des Bistums Limburg ernannt. Tebartz-van Elst werde „zu gegebener Zeit mit einer anderen Aufgabe betraut werden“. Die Gläubigen im Bistum Limburg sollten sich darum bemühen, in ein Klima der Barmherzigkeit und Versöhnung zurückzufinden.
„Vertrauenskrise zu 99 Prozent von Medien verursacht“
Mathias Kepplinger, Professor für Empirische Kommunikationsforschung an der Universität Mainz, sieht eine nicht geringe Mitverantwortung dafür in der Medienberichterstattung. „Ein Teil der Medien hat zunächst versucht, die Differenzen zu Tebartz-van Elst in Glaubensfragen, etwa bei der Homo-Ehe, öffentlich gegen ihn zu thematisieren“, sagte er gegenüber pro. „Weil das missglückt ist, haben sie dann das Thema herausgepickt, auf das die Deutschen besonders sensibel reagieren: Geld. Das ist hierzulande immer skandalträchtig, selbst wenn es nur geringe Beträge sind, die in Frankreich oder den USA niemanden interessieren würden.“
Einige bekannte Journalisten hätten von Anfang an die Absicht gehabt, den Limburger Bischof aus dem Amt zu drängen, meint der Wissenschaftler. Dies sei ihnen gelungen, weil eine große Mehrheit ihrer Kollegen ihren Vorgaben bereitwillig gefolgt sei. „Die Berichterstattung hat nicht die komplexe Realität des Umbaus der Bischofsresidenz und des Ausbaus einer Wohnung reflektiert, sondern bestimmte Einzelheiten bewusst instrumentalisiert, wie etwa die berühmte Badewanne“, erklärte Kepplinger. „Man kann hier von einer gezielten Medienkampagne sprechen, weil eine erkennbare Differenz bestand zwischen der Substanz der Vorwürfe und dem Aufwand, mit dem sie verbreitet wurden.“ (pro)
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