Medienverzicht: Auch mal wieder mehr erleben?!

Für viele Menschen ist es ein Graus: Irgendwo auf dieser Welt nicht für alle erreichbar zu sein und alle verfügbaren Medien nutzen zu können. In einer weltweiten universitären Studie haben Studenten jetzt "nur" 24 Stunden lang auf Handy, Internet und Fernsehen verzichtet. Die Folgen : Langeweile, Fressattacken und vieles mehr berichtet "Zeit online".
Von PRO

Die Forscher der Universität Maryland und der Salzburg "Academy on Media
and Global Change" wollten auf diese Weise herausfinden, wie abhängig
die junge Generation von Medien ist. Im Fokus stand die Tagesgestaltung
der jungen Menschen, wenn sie ohne ihre gewohnten Informations- und
Kommunikationskanäle, wie Handy, Internetzugang, Radio und Fernsehen
auskommen müssen.
Tabu waren auch MP3-Player und Tageszeitungen. Benutzen durften die Studenten aus Europa, Asien, Afrika, Nord- und Südamerika lediglich ihr Festnetztelefon. Die "britischen" Erlebnisberichte des Experimentes sind bereits verfügbar, die Gesamtauswertung der Studie wird im Frühjahr erwartet. Das Vokabular der "britischen" Probanden, so "Zeit online", erinnere stark an das von Alkohol- und Drogenabhängigen: "Sehr ängstlich", "auf Entzug" oder "unglaublich schwer" lautete ein Teil davon. Ein Student beschrieb die Teilnahme als den "schlimmsten Tag seit ich an der Uni bin."

"Entzugserscheinungen und das Gefühl isoliert zu sein"

"Die Studenten berichten von Entzugserscheinungen, Fressattacken, Nervosität und dem Gefühl, isoliert und abgehängt zu sein. Sie wissen nichts mit sich und ihrer Zeit anzufangen", so der Wissenschaftler Roman Gerodimos, der den britischen Teil der Studie betreut. Die Forschung hat bereits einen Namen für das beobachtete Phänomen gefunden: Information-Deprivation-Disorder übersetzt bedeutet dies so viel wie Informationsmangel-Störung.

Ein großer Teil der Studienteilnehmer fühlte sich von der Welt abgehängt und beendete die nur 24 Stunden dauernde Studie vorzeitig. Andere machten ganz neue Erfahrungen oder entdeckten alte Gewohnheiten wieder: "Keine Medien zu nutzen, hat mich zu einem besseren Menschen gemacht. Ich musste rausgehen, die Welt wahrnehmen und mich an Gesprächen wirklich beteiligen", berichtete ein Versuchsteilnehmer.

"Bereicherung auch einmal Gewohnheiten zu unterbrechen"

Wie mögliche Alternativen zum Medienkonsum aussehen können, will auch der Christliche Medienverbund KEP mit seiner Aktion "Offline aktiv sein – eine Woche mehr erleben" zeigen. Es geht darum die eigene Freizeit, ohne Fernseher, Internet, Playstation und Radio zu bewältigen. KEP lädt Familien dazu ein, vom 9. bis 17. April 2011 auf diese Medien zu verzichten und die gewonnene Zeit bewusst mit anderen zu gestalten.

"Wir wollen Menschen dazu ermutigen, sich als Familie Zeit füreinander zu nehmen, für gemeinsame Aktivitäten, aber auch Zeit für die Nachbarn oder Freunde. In dieser einen Woche wird vielen von uns sicher der große Einfluss und das Ausmaß unseres persönlichen Medienkonsums bewusst werden", erklärt KEP-Geschäftsführer Wolfgang Baake.

Auch Markus Bräuer, der Medienbeauftragte der Evangelischen Kirche Deutschland, macht Mut sich dem Experiment anzuschließen: "In den christlichen Kirchen ist es ein guter Brauch, in der Fastenzeit auf Alkohol, Schokolade oder anderes lieb gewordene zu verzichten. Wer erlebt, welche Bereicherung  darin liegen kann, Gewohnheiten zu unterbrechen, um dann auch Bekanntes wieder neu und anders wahrzunehmen, möchte diese Erfahrung nicht missen." Informationen und Material zu der Aktion "offline aktiv sein – eine Woche mehr erleben"  gibt es ab Februar 2011 beim Christlichen Medienverbund KEP, Telefon 06441-915151. (pro)

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