Medienlandschaft zeigt „leichte Linksschiefe“

Parteien der Regierung genießen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und privatwirtschaftlichen Medien einen Sichtbarkeitsvorsprung. Eine aktuelle Studie zeigt auch, dass das Mediensystem in Deutschland insgesamt „leichte Linksschiefe“ hat.
Von Norbert Schäfer
Bei der Tagung konnten die Teilnehmer mehr über die Bereiche Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit erfahren

Eine Studie über die politische Ausgewogenheit in den Nachrichtenformaten der öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland kommt zu dem Ergebnis, „dass sowohl die Themenvielfalt als auch die Akteursvielfalt“ der untersuchten Formate „durchweg hoch war“.

Für die gemeinsam von der Mercator Stiftung und der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz durchgeführte Studie wurden von April bis Juni 2023 neun öffentlich-rechtliche Nachrichtenformate untersucht. Deren Berichterstattung wurde mit 34 privatwirtschaftlich organisierten Leitmedien, darunter Fernsehnachrichten, überregionale Tageszeitungen, Wochenmagazine und Nachrichtenwebsites sowie auflagenstarke Regionalzeitungen, verglichen.

Die Studie attestiert, dass öffentlich-rechtliche Sendungen den Regierungsparteien einen „sehr deutlichen Sichtbarkeitsvorsprung“ gegenüber den Oppositionsparteien einräumen. Allerdings entspricht das „nahezu exakt der durchschnittlichen Berichterstattung der 34 Vergleichsmedien“. Als Grund führt die Studie an, dass öffentlich-rechtliche und private Medien „derselben journalistischen Logik“ folgten, die Nachrichtenjournalisten ein „weitgehend identisches“ Verständnis über die Wichtigkeit von Ereignissen und den Akteuren hätten.

Auch was die „Positionierung entlang grundlegender gesellschaftlicher Konfliktlinien“ angeht, unterscheiden sich laut der Studie öffentlich-rechtliche und privatwirtschaftliche Medien kaum. Die öffentlich-rechtlichen Formate positionierten sich „ausnahmslos“ hinsichtlich der Sozialstaatsorientierung und „überwiegend“ im Blick auf eine liberal-progressive Grundhaltung, oder „vereinfacht ausgedrückt“ als „politisch links der Mitte“ in einem von „leichter Linksschiefe gekennzeichneten Mediensystem“.

Mit Worten der Studie fallen die öffentlich-rechtlichen Nachrichtenformate zwar „durch eine gegenüber den Vergleichsmedien weniger kritischen Umgang mit den aktuellen Regierungsparteien auf“, dafür gehörten sie aber nicht zu den Medien, „die sich am stärksten positionierten“.

Die Studie kommt insgesamt zu dem Schluss: „Die Behauptung, die Nachrichten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks seien besonders einseitig, trifft folglich in dieser Form nicht zu“. Auch, wenn während des Untersuchungszeitraums „in den meisten Formaten ausreichend Raum für eine Stärkung konservativer und marktliberaler Positionen vohanden gewesen wäre“.

Die Studie weist darauf hin, dass mit „anderer Ereignislage und anderen Regierungskonstellationen andere Befunde“ nicht ausgeschlossen werden könnten. „Andererseits stehen aber im Regelfall gerade die Regierungsparteien unter besonders kritischer Beobachtung der Medien.“

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