Medienkongress zur Zukunft evangelischer Medienarbeit

Welche mediale Entwicklung wird bestimmend sein im fortschreitenden 21. Jahrhundert? Und wie wird sich dies auf die evangelische Medienarbeit auswirken? Diesen Fragen widmete sich der Direktor des Gemeinschaftswerkes der Evangelischen Publizistik, Jörg Bollmann, in seinem Vortrag anlässlich des Zweiten Christlichen Medienkongresses in Schwäbisch Gmünd.
Von PRO

Bollmann machte in seinem Vortrag darauf aufmerksam, dass durch das Internet die Verschmelzung von Text, Bild, Grafik, Bewegtbild und Audio unaufhaltsam weitergehen wird. Ein Beispiel sei internetfähiges Fernsehen, das er als "neuen, weiteren Schritt voran in die digitale Zukunft" bezeichnete. Gleichzeitig wachse die Bedeutung mobiler Endgeräte. iPhone und iPad böten einen echten Mehrwert durch die Möglichkeit, die begehrten Medien auch unterwegs zu nutzen. Diese technische Entwicklung mache auch vor der evangelischen Publizistik nicht Halt: "Die digitale Veränderungsdynamik zerrt an unseren Kräften", beklagte Bollmann. Wer in diesem Veränderungsprozess nicht schon eine mediale Marke sei, werde es schwer haben.

Allerdings verfüge die evangelische Publizistik mit ihren Angeboten bereits über eine bedeutende Markenqualität, sagte der studierte Soziologe und gelernte Journalist. Jedenfalls existierten etliche evangelische Medienprodukte, die beachtliche Wirkung erzielten. Es gebe jedoch nur begrenzte Mittel für die nötigen Investitionen. Verlegerische Strategien und Zukunftsszenarien – auch der evangelischen Publizistik – müssten jedoch bei den neuen Formaten ansetzen, also im Internet, bei den mobilen Endgeräten und den entsprechenden Apps. Bollmann warnte vor dem Risiko für die, die hinter dieser Entwicklung zurückblieben: Anwender, die sich erst einmal an neue Vertriebsformen gewöhnt hätten, konsumierten häufig fast ausschließlich über die neuen Wege. "Wenn digitale Zeitschriften geliebt werden, sollten evangelische Zeitschriften auch digital erreichbar sein. Wenn Nachrichten online gehen, sollten auch evangelische Nachrichten digital empfangbar sein. Wenn Fernsehangebote nicht mehr linear sind, sollten auch evangelische Programmbeiträge in den Mediatheken zeitsouverän abrufbar sein."

Verpackung allein genügt nicht

Aber es reiche nicht, sich nur auf die neuen Formate zu beschränken, warnte Bollmann. "Es ist ein Fehler, Verpackungen zu suchen, nur um der Verpackung willen, aufs iPad zu gehen, nur um auf dem iPad zu sein." Man solle das nur tun, wenn der Inhalt stimme und die Verpackung dem Inhalt entspreche – "also im besten Sinne des Wortes wertvoll ist". Die Menschen erwarteten nicht irgendeine App, sondern sorgsame, wertvolle Arbeit.

Bollmann räumte ein, dass es schwer genug werde, diesem Anspruch gerecht zu werden. "Ich denke, wir werden mehr noch als bisher darüber nachdenken müssen, welche Kooperationen wir eingehen können, welche Synergien es für unsere Häuser gibt, wo und in welchen Zusammenhängen wir integrativ handeln wollen." Wie weit man komme, wage er nicht zu prognostizieren. "Aber diese These möchte ich wagen: Die Bewahrung der eigenständigen Qualität unserer Produkte und Dienstleistungen bei gleichzeitiger unablässiger struktureller Arbeit an kooperativem Handeln halte ich für einen Schlüssel, der in die Tür zur digitalen Zukunft der evangelischen Medienarbeit passt."

Bollmanns Beitrag wurde durch einen Vortrag des Marktforschers Malthe Wolf inhaltlich ergänzt, der zuvor über die zunehmende Verwendung mobiler Endgeräte und deren Auswirkung auf die Mediennutzung sprach. Bis zum Jahr 2019 werde das Internet überwiegend mobil genutzt werden. Im Augenblick wachse eine Generation heran, für die es ohnehin normal sei, ständig im Netz zu sein.

Der Christliche Medienkongress findet noch bis zum Samstag im Christlichen Gästezentrum Schönblick statt. Er richtet sich mit Vorträgen, Seminaren und Gesprächsrunden in erster Linie an Medienschaffende aus dem Bereich der Kirchen. Zu den Veranstaltern gehören neben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Evangelischen Landeskirche in Württemberg auch das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, die christlichen Sender Bibel TV und ERF Medien, die Stiftung Christliche Medien, die Stiftung Marburger Medien, das Christliche Gästezentrum Württemberg Schönblick, die Evangelische Nachrichtenagentur idea und der Christliche Medienverbund KEP. (pro)

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