Medienerziehung in Kindergärten mangelhaft

D ü s s e l d o r f (PRO) - Bei der Medienerziehung in nordrhein-westfälischen Kindergärten sowie der medienpädagogischen Ausbildung von Erzieherinnen bestehen erhebliche Defizite. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie der Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen (LfM). Die Untersuchung mit dem Titel „Die Förderung von Medienkompetenz im Kindergarten“ wurde am heutigen Donnerstag in Düsseldorf vorgestellt.

Von PRO

Medienerziehung sollte so früh wie möglich beginnen und auch Bestandteil der Erziehung in Kindergärten sein, darüber sind sich Medienpädagogen einig. Um dies zu prüfen, hatte die LfM im Jahr 2006 eine Untersuchung zur aktuellen Situation der Medienerziehung in Kindergärten in Auftrag gegeben. Dabei wurde auch die medienpädagogische Ausbildung angehender Erzieherinnen in NRW untersucht und die Ergebnisse mit der zehn Jahre zuvor ermittelten Sachlage verglichen.

Die wenigsten der 600 befragten Erzieherinnen konnten beschreiben, was Medienerziehung bedeutet und weshalb sie notwendig ist. Ein Großteil der Befragten beurteilte die eigene Medienkompetenz sowie die Qualifikation zur Medienerziehung, besonders für die Bereiche Computer und Internet, eher skeptisch. 38 Prozent der angehenden Erzieherinnen gaben an, während der Ausbildung nichts über Medienerziehung gehört zu haben. Nur 15 Prozent der Erzieherinnen fühlten sich „gut qualifiziert“ für die Medienerziehung der Kleinen. Dementsprechend rangiert Medienerziehung auf dem letzten Platz der in der Studie abgefragten Förderbereiche.

Medienerziehung als Bestandteil der Erzieher-Ausbildung gefordert

Eine Erklärung hierfür gab die Projektleiterin Professor Ulrike Six von der Universität Koblenz-Landau bei der Präsentation der Ergebnisse: „Wie engagiert Erzieherinnen in der Praxis sind und wie stark sie an einschlägigen Informationen, Materialien, Hilfestellungen etc. interessiert sind, hängt vorrangig von ihrer Einsicht in die Notwendigkeit und Wichtigkeit der Medienerziehung und ihrer entsprechenden Motivation ab“. Leider hätten nur wenige Erzieherinnen ein fundiertes Verständnis von Medienerziehung.

Die erste Studie zur Medienerziehung in Kindertagessstätten im Jahr 1997 hatte dazu geführt, dass in NRW etliche Initiativen, Fortbildungsangebote, Informationsmaterialien und Hilfestellungen angeboten wurden. Viele Erzieherinnen hatten die Maßnahmen jedoch nicht in Anspruch genommen.

Jürgen Brautmeier, Stellvertreter des Direktors der LfM, forderte eine verbindlichere Einbindung des Themas in die Lehrpläne. Dazu sei auch eine angemessene Qualifizierung des Lehrpersonals an berufsbildenden Schulen notwendig. Er appellierte an die Verantwortlichen in der Aus- und Fortbildung von Erzieherinnen, die Fachkräfte für die Wichtigkeit der Medienkompetenzförderung der ihnen anvertrauten Kinder zu sensibilisieren und ihnen die für die Praxis notwendigen Kenntnisse zu vermitteln.

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