Vor welchen Herausforderungen stehen Medienschaffende in Krisensituationen? Wie können die Aufgaben bewältigt werden? Antworten und Anregungen darauf gaben PR-Berater und Journalisten, die in Referaten über ihre Berufserfahrung berichteten. Die 18 Nachwuchsjournalisten, die an der Tagung teilnahmen, waren eingeladen, sich mit den Referenten auszutauschen und Fragen zu stellen.
Gute Kommunikation trägt zum Unternehmenswert bei
Die PR-Beraterin Katrin Gülden Le Maire von "Gülden Communications" sprach über Möglichkeiten und Grenzen von Unternehmenskommunikation als Teil der Pressearbeit in Krisenzeiten. Krisen, so Le Maire, gehörten zum normalen Weg eines Unternehmens. Je präsenter es jedoch in der Öffentlichkeit stünde, desto anfälliger sei es für ungünstige Berichterstattung – gerade auch, weil Medien gerne Krisen konstruierten.
Umso wichtiger sei gute Kommunikationsarbeit nach außen – sie stelle einen immateriellen Vermögenswert dar, der sich langfristig auszahlt. Gute Unternehmenskultur sei eingebunden in die Unternehmenskultur und geführt durch die Unternehmensspitze. Letztlich könne sie schlechte Ergebnisse aber nicht schönreden. Auch lasse sich der Krisenfall bei guter Kommunikation nicht völlig steuern.
Krisenberichterstattung: Vollständig und authentisch
Anna Ntemiris, Redakteurin bei der "Oberhessischen Presse" in Marburg, stellte die Frage nach der Wahrheit in der Krisenberichterstattung. Dazu verglich sie die Darstellung der Griechenland-Krise in deutschen und griechischen Zeitungen. Deutsche Medien zeichneten ein einseitiges Bild der Krise, sie zeigten etwa nur die Proteste der griechischen Bevölkerung gegen Sparmaßnahmen. Griechische Medien stellten hingegen ein umfassenderes Bild dar, thematisierten etwa auch die steigende Kriminalität.
Johannes Gerloff, Nahost-Korrespondent des Christlichen Medienverbundes KEP in Jerusalem, betonte, dass sich Journalisten darum bemühen müssten, beide Seiten von Konfliktpartnern in der Krise zu Wort kommen zu lassen. Wichtig sei es dabei, nicht auf Informationen aus zweiter Hand zurückzugreifen, sondern mit den jeweiligen Akteuren selbst zu sprechen und sich um ein Verständnis ihrer Sicht der Dinge zu bemühen.
Einblicke in die Praxis
In einer Interviewübung konnten die Nachwuchsjournalisten ihre Fähigkeiten schulen. Vor laufender Kamera führten sie Interviews zum Thema Betreuungsgeld durch. Hartmut Spiesecke, Pressesprecher beim Verband diakonischer Dienstgeber, wertete die Auftritte von Interviewer und Gesprächspartner nach Kriterien wie Rhetorik, Körperhaltung und Inhalt des Gesagten aus.
Zum Abschluss der Tagung besuchten die Nachwuchsjournalisten das Axel-Springer-Verlagshaus in Berlin. Dort konnten sie die Redaktionskonferenz bei "Bild" direkt miterleben. Christoph Simon, leitender Chef vom Dienst, gab anschließend eine Einführung zum Redaktionsalltag bei Deutschlands auflagenstärkster Zeitung.
Die Teilnehmer der diesjährigen Nachwuchsjournalistentagung betonten die gute Atmosphäre des Treffens. Besonders der ungezwungene Austausch mit den Referenten und die Kontakte mit anderen Nachwuchsjournalisten empfanden sie als bereichernd.
Die Christliche Medienakademie ist ein Arbeitsbereich des Christlichen Medienverbundes KEP. Ziel ist es, christlichen Nachwuchsjournalisten den Weg in die Medien zu erleichtern. Dazu bietet die Akademie verschiedene Seminare in den Bereichen Medien, Kommunikation und Journalismus an. Der zweite Aspekt der Arbeit ist der Aufbau eines Netzwerkes, das es Nachwuchsjournalisten erleichtert, berufliche Kontakte zu knüpfen. (pro)