Philosoph: „Kirche sucht Nähe zur Macht“

Der Philosoph und Autor Horst Herrmann findet, dass sich die Kirchen zu sehr in die Politik einmischt. Dass er für Ansichten in seinem neuen Buch von der Neuen Rechten gelobt wird, stört ihn dabei nicht.
Von PRO
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm muss sich für die Nähe der Kirche zur Politik Kritik von dem Philosophen Horst Herrmann gefallen lassen

Die Sendereihe „Tag für Tag“ beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Moral und Glaube. Am Mittwoch hat die Journalisten Christiane Florin im Deutschlandfunk mit dem Philosophen und Buch-Autor Horst Herrmann über dessen neues Buch „Im Moralapostolat – Die Geburt der westlichen Moral aus dem Geist der Reformation“ gesprochen.

In dem Gespräch geht es unter anderem um die politische Einmischung der Kirchen. Herrmann wirft den Kirchen vor, dass sie „die Nähe zur Macht“ suchten und „beim Kanzleramt ein und aus gehen“. Das bewertet er angesichts der Rolle der Evangelischen Kirche in der Zeit des Nationalsozialimus als problematisch. Als Grund nennt Herrmann die „Deutschen Christen“. Diese Strömung innerhalb des deutschen Protestantismus hatte, im Gegensatz zur „Bekennenden Kirche“, gegenüber der Ideologie des Nationalsozialismus kaum Einwände. Herrmann sieht die Nähe der Kirchen zur Politik als zu groß an, „weil man im Grunde das, was Frau Merkel plakatiert, eins zu eins nachbetet“ und hält die „Einmischung“ der Kirche für verfehlt.

Kirche nichts anderes als Amnesty International

Herrmann bezeichnet Angela Merkel in dem Gespräch als „eine Prophetin oder eine Art Notbischöfin“, wenn die Kanzlerin „von der Alternativlosigkeit ihrer Politik“ im Zusammenhang mit der Willkommenskultur spreche und dabei den Boden der Politik verlasse.

Florin verweist in dem Gespräch auf einen Handlungsauftrag der Bibel: Was ihr dem Geringsten meiner Brüder tut, das habt ihr mir getan. Nach Herrmanns Auffassung beschränke sich das Engagement der Kirche jedoch auf verbale Äußerungen. „Diese Bedford-Strohm-Agenda, die er verbreitet, es ist ja auch billig zu haben“, erklärte Herrmann.

Die Evangelische Kirche mache sich in ihrer „öffentlichen Theologie“ vor allem für Gerechtigkeit stark und konkurriere bei dem Thema unter anderem mit Amnesty International und sei dadurch verwechselbar mit anderen. Herrmanns Meinung nach müsse die Kirche „sogar froh sein bei diesem Agenda Setting, von diesen Akteuren nicht noch abgehängt und überholt zu werden.“

Von: Norbert Schäfer

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