Aus für „Radio Paradiso“ besiegelt

Das Aus für den christlichen Sender "Radio Paradiso" ist so gut wie sicher. Trotz Protesten aus der Politik hat der Medienrat der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) am Dienstag beschlossen, die Frequenzen für Berlin und Brandenburg ab Dezember an den Sender "Oldiestar" zu vergeben.
Von PRO

Das Programm von "Radio Paradiso" habe kein ausreichendes christliches Profil mehr, hieß es in der Begründung der Anstalt. Der Wortanteil sei einer MABB-Studie zufolge von 180 Minuten auf 72 Minuten zurückgegangen, was auch zu Abstrichen in der Qualität geführt habe. In Berlin werden Radiolizenzen aufgrund einer rechtlichen Bestimmung alle sieben Jahre verlängert. Nach Ablauf von zwei Lizenzperioden – "Radio Paradiso" ist im 14. Jahr auf Sendung – sieht das Gesetz eine offizielle Ausschreibung vor.

Der Medienrat habe "Radio Paradiso" wiederholt auf Defizite bei den Programmleistungen hingewiesen. Doch seien Zweifel aufgekommen, "ob in der Zukunft wesentliche Verbesserungen beim Wortprogramm zu erwarten sind", hieß es in der MABB-Mitteilung. Die Medienanstalt des Landes will die am 30. November auslaufende UKW-Lizenz von "Radio Paradiso" an den Sender "Oldiestar" abgeben.

Dieser Sender habe "beachtliche Programmleistungen erbracht, insbesondere im journalistischen Bereich der Berichterstattung aus Berlin und Brandenburg". Auch für kirchliche Inhalte gebe es mit "Oldiestar" eine bessere Vielfaltsprognose als bei "Radio Paradiso", so der Medienrat. Auch die Musikfarbe sei eine Bereicherung der Gesamtvielfalt. Charakteristisch für "Radio Paradiso" sei "eine vom Musikformat bestimmte Wellness-Ausrichtung unter Verzicht auf Programmelemente, die die an der Musik interessierten Hörer stören könnten", so die MABB. Der Medienrat habe bei den Gesellschaftern aus dem christlichen Bereich keine hinreichende Bereitschaft erkennen können, auf einen Ausbau journalistischer Elemente auch in den Hauptsendezeiten hinzuwirken und zu ihrer Finanzierung beizutragen.

Die Geschäftsführung des Senders kündigte rechtliche Schritte an, erklärte der Geschäftsführer von "Radio Paradiso", Matthias Gülzow, laut einem Bericht des Evangelischen Pressedienstes (epd). Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) übte scharfe Kritik. Außerdem protestierten verschiedene Politiker gegen das geplante Aus des Senders, darunter der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, die Präses der Synode der EKD, Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen), und Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD). Gülzow sagte gegenüber dem epd, die "unglaubliche öffentliche Resonanz" habe in den vergangenen Wochen gezeigt, dass die Idee von "Paradiso" richtig sei und dass es sich lohne, dafür zu kämpfen. Der Beirat des Senders werde am 1. Juli über rechtliche Schritte beraten.

Hauptgesellschafter von "Radio Paradiso" sind die Evangelische Darlehensgenossenschaft und die Berliner Immanuel-Diakonie. Die EKD Media, die ebenfalls Anteile hält, gehört zu 60 Prozent der Evangelischen Kirche in Deutschland und zu 40 Prozent dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP). (pro)

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