Presserat beanstandet SZ-Karikatur zu Netanjahu nicht

Eine Karikatur der Süddeutschen Zeitung, die den israelischen Premier Benjamin Netanjahu zeigt, verstößt laut dem Deutschen Presserat nicht gegen den Pressekodex. Das teilte die Organisation am Mittwoch mit. Die Zeichnung von Dieter Hanitzsch war zuvor als antisemitisch kritisiert worden.
Von Anna Lutz
Lutz Tillmann ist Geschäftsführer des Deutschen Presserats. Der Beschwerdeausschuss des Gremiums stellte sich hinter die Süddeutsche Zeitung.

Der Deutsche Presserat sieht in einer Karikatur von Dieter Hanitzsch, die den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu zeigt, keinen Verstoß gegen den Pressekodex. Das teilte die freiwillige Selbstkontrolle der Presse am Mittwoch mit. Die Grenze zur Diskriminierung von Juden sei nicht überschritten. Zwar seien die Gesichtszüge des Politikers überzeichnet, das gehe aber nicht über den Rahmen der Meinungsfreiheit hinaus.

Beschwerde gegen die Zeichnung hatten acht Leser eingelegt. Zur Begründung gaben sie an, die Karikatur erinnere sie an die nationalsozialistische Zeitung „Stürmer“. Offenbar war ihre Eingabe im dafür zuständigen Ausschuss umstritten. Wie der Presserat erklärt, kritisierten einige Mitglieder eine stereotype Bildsprache und hielten die Beschwerden für begründet.

Die Karikatur war Mitte Mai in der Süddeutschen Zeitung erschienen und zeigt Netanjahu mit abstehenden Ohren, einer langen, krummen Nase und dicken Lippen. Er trägt das Gewand der Eurovision Song Contest-Gewinnerin Netta Barzilai und hält eine Rakete in der Hand, die mit einem Davidstern markiert ist. Der Regierungschef wiederholt die spontane Reaktion der Sängerin auf den Sieg: „Nächstes Jahr in Jerusalem.“ Im Hintergrund ist der Schriftzug der Veranstaltung zu sehen, der Buchstabe „v“ durch einen Davidsstern ersetzt. Kritiker sahen darin eindeutig antisemitische Stereotype. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sprach gegenüber der Bild-Zeitung von einer „geschmacklosen Zeichnung“.

Der Zeichner selbst verteidigte sein Bild als Israelkritik, die Redaktion der Süddeutschen hingegen entschuldigte sich und versprach, die redaktionellen Abläufe zu prüfen. Sie trennte sich außerdem von Hanitzsch und sprach von „unüberbrückbaren Differenzen“.

Von: Anna Lutz

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