Magazin Stern bringt Titelgeschichte über Wunder

Das Wochenmagazin „Stern“ hat in seiner Weihnachtsausgabe dem Phänomen der Wunder nachgespürt. Das zehnseitige Feature dreht sich ganz um übernatürliche Erscheinungen und Spontanheilungen. Auch der christliche Glaube kommt gut weg.
Von PRO
Eine Marienstatue – weinende Statuen gehören zu den am häufigsten berichteten Wundern. Auch sie erwähnt Hauser in seinem Artikel.

Der „Stern“ widmet sich pünktlich zu Weihnachten einem Thema abseits von Politik und Gesellschaft – und abseits von seinem eigentlichen Profil. Auf zehn Seiten geht es um Wunder: Um Heilungen, Nahtoderfahrungen und Marienerscheinungen. Stern-Reporter Uli Hauser und Fotograf Hardy Mueller sind durch halb Europa gereist, um diesem Phänomenen nachzujagen. Auch der Glaube spielt dabei eine wichtige Rolle – und erfährt eine durchaus positive Bewertung.

Die meisten übernatürlichen Phänomene, von denen Hauser berichtet, kommen aus dem christlichen Kontext. Den Wahrheitsgehalt der Erzählungen lässt der Autor stets offen, stattdessen sprechen die Menschen selbst davon, was sie erlebt haben (wollen). Dennoch fragt Hauser am Anfang und Ende des Textes provokant: „Und was, wenn das stimmt?“ Die Reportage will die Grenzen des Denkbaren ausloten – gerade zu Weihnachten ein wichtiges Anliegen.

Zu Wort kommen unter anderem der evangelische Pastor Carsten Krabbes – der einen schweren Autounfall auf wundersame Weise überlebte – und seine Frau Birthe, die „heilende Hände“ haben soll. Da wäre außerdem der katholische Prälat Wilhelm Imkamp aus Regensburg. Er war dreißig Jahre lang Teil der Kommission im Vatikan, die den Wahrheitsgehalt von Wunderberichten prüft. Mindestens ein vollbrachtes Wunder ist normalerweise Voraussetzung für die katholische Heiligsprechung. Für Imkamp sind Wunder „der Aperitif des ewigen Lebens“.

Wichtige Weihnachtsbotschaft

Klaus Berger hingegen, emeritierter Professor für Neues Testament in Heidelberg, rät dazu, biblische Wundergeschichten als gleichnishafte Ermutigung zu verstehen. Auch er möchte aber nichts ausschließen. Die Welt ist mehr, als wir verstehen. Naiv ist es gerade, zu meinen, wir könnten sie in Gänze erfassen. Das ist die wichtige Weihnachtsbotschaft des Textes – die man aus christlich-theologischer Sicht gern teilen kann, ob man an Wunder glaubt oder nicht.

Gleichwohl kommen nicht nur explizit christliche Stimmen zur Sprache. Der Heidelberger Steffen Lohrer etwa hat sich nach einer Begegnung mit einem Heiler in Brasilien zum Therapeuten und Coach ausbilden lassen. Er spricht eher von „Energien“. Der Freiburger Parapsychologe Walter von Lucadou hingegen enthält sich einer engeren Definition. Er ist seit 55 Jahren in der Parapsychologie tätig – also der Erforschung psychologischer Phänomene am Rande des rationalen Verstehens, etwa die spontane Selbstheilung des Körpers. Überraschend viel Mühe gibt Hauser sich, auch die „säkularen“ Stimmen in dem Artikel theologisch zu deuten. Über Lohrer schreibt er etwa, dass dieser für sich akzeptiert habe „dass da eine Energie ist zwischen Himmel und Erde, die er nicht einordnen kann, welche die einen Gott nennen und die anderen die höhere Weisheit“.

Theologie muss auch kritisch sein

So und ähnlich versucht Hauser den Brückenschlag zwischen Wundererzählungen aus dem christlichen Kontext und anderen. So löblich das Bemühen um Anschlussfähigkeit ist, aus christlich-theologischer Sicht ist es auch kritisch zu beurteilen, ebenso wie die Wundererzählungen in dem Beitrag selbst – christliche wie nichtchristliche. Denn in seinem Wirken in der Welt in Jesus Christus hat Gott sich selbst kenntlich gemacht. Wenn er weiterhin in der Welt wirkt, muss und kann das für die Menschen auch als sein Wirken erkennbar sein. Ob man an „klassische“ Wunder glaubt oder nicht, eine vermeintliche Gottestat wäre – theologisch gesprochen – immer danach zu bewerten, ob sie auf das Evangelium Jesu Christi verweist und diesem dient. Das tun esoterische „Energien“ ebensowenig wie manche vermeintliche christliche Wundererzählung, in denen es doch der Mensch selbst ist, der die Gottestaten vollbringt. So ist es auch im Katholizismus nicht gedacht. Gott wirkt das Wunder durch den Heiligen. Wo dieses Bewusstsein verloren geht, muss die Theologie kritisch hinschauen – egal ob es um katholische, evangelikale oder sonstwelche Wundertäter geht.

Die Stärke von Hausers Artikel aus theologischer Perspektive ist, dass auch er das erkannt hat – auch wenn er es nur implizit ausdrückt. Als Fazit fungiert für ihn ein Zitat des Autors Franz Werfel: „Für diejenigen, die an Gott glauben, ist keine Erklärung nötig. Für diejenigen, die nicht an Gott glauben, ist keine Erklärung möglich.“ Was immer man von Wundern im engeren Sinne hält: In einer Zeit, die um das Verstehen ringt, ist das eine wichtige Botschaft zu Weihnachten.

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