„‚Lügenpresse‘-Hysterie ebbt ab“

Eine Studie der Uni Mainz belegt: Die Zahl der Deutschen, die der Berichterstattung in den klassischen Medien trauen, ist hoch und nimmt sogar zu. Dennoch entfremden sich Gesellschaft und Medien immer weiter voneinander.
Von PRO
Zwei von drei Deutschen vertrauen dem, was in der Zeitung steht

42 Prozent der Deutschen vertrauen den Medien – ähnlich viele wie im Jahr zuvor. Nur noch 17 Prozent hegen tiefes Misstrauen gegenüber den klassischen Medien. 2016 waren das noch 22 Prozent. Das geht aus einer Studie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz hervor.

Demnach glauben nur noch 13 Prozent an die These, dass die Bevölkerung in Deutschland systematisch von den Medien belogen wird: ein Rückgang um sechs Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. 12 Prozent denken weiterhin, dass Medien und Politik Hand in Hand arbeiten, um die Bevölkerung zu manipulieren. 2016 waren noch 15 Prozent dieser Ansicht. Die „Lügenpresse-Hysterie“ ebbe ab, bilanzieren die Forscher.

Deutsche halten Fake-News und Hatespeech für Gefahr

Besonders stabil ist das Vertrauen der Bevölkerung in das öffentlich-rechtliche Fernsehen und die Tageszeitungen. Während sieben von zehn Befragten das öffentlich-rechtliche Angebot als „sehr oder eher vertrauenswürdig“ einstufen, sagen zwei Drittel das gleiche über Tageszeitungen.



Stark zurückgegangen im Vergleich zum Vorjahr ist das Vertrauen in das Internet. Nur noch jeder Zehnte (2016: 14 Prozent) glaubt, dass online sehr oder eher seriöse Informationen bereitgestellt werden. 15 Prozent tun das nicht, 56 Prozent sehen beide Seiten. Besonders schlecht schneiden hier die Sozialen Netzwerke ab, denen nur noch zwei Prozent ihr Vertrauen schenken, 33 Prozent jedoch eher oder gar nicht mehr.

Besonders große Wirkung hatte der Studie zufolge die öffentliche Debatte über sogenannte Fake News und Hatespeech. Drei von vier Deutschen glauben, dass Fake News eine echte Gefahr für die Gesellschaft darstellen. Ein ebenso großer Teil denkt dies auch über Hasskommentare im Netz. 69 Prozent sind der Meinung, dass sogar Gesetze erlassen werden sollten, um die beiden Phänomene zu bekämpfen.

Entfremdung zwischen Medien und Gesellschaft geht weiter

Obwohl das Vertrauen in die Medien wächst, hält der Entfremdungsprozess zwischen Gesellschaft und Presse weiter an. 36 Prozent der Deutschen geben an, dass sie die gesellschaftlichen Zustände in ihrem Umfeld anders wahrnehmen, als sie in den Medien dargestellt werden. Und nur 45 Prozent verneinen, dass die Medien den Kontakt zu Menschen wie ihnen verloren haben.

Weiterhin stellt die Studie fest, dass das Wissen vieler Deutscher über Journalisten und deren Arbeit teilweise lückenhaft ist. So glauben 53 Prozent fälschlicherweise, dass Journalisten ohne gesetzliche Schranken berichten dürfen. Und 28 Prozent wissen nicht, dass Journalisten gesetzlich dazu verpflichtet sind, den Wahrheitsgehalt ihrer Beiträge zu prüfen.

Von: Sandro Serafin

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