„Beleidigungen werden aggressiver“

Der Chefredakteur des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo hat in einem Interview beklagt, seine Redaktion werde besonders von Islamisten immer schärfer attakiert. Die Schuld dafür gibt er den Betreibern Sozialer Netzwerke.
Von PRO
Gérard Biard (links am Tisch) bei einer Pressekonferenz in Paris nach den Anschlägen auf die Charlie Hebdo-Redaktion 2015

Die Redaktion erhalte Drohungen und Beleidungen zu allen möglichen Themen. Wenn es aber um das Thema Islamismus gehe „wird es richtig explosiv“, sagte Chefredakteur Gérard Biard der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von Mittwoch. „Die Beleidigungen werden noch aggressiver, man billigt Terrorakte und droht uns ganz unverhohlen“, berichtet der Journalist. Die Schuld für den zunehmend harten Ton gibt er vor allem den Betreibern Sozialer Netzwerke und Foren. Die Verantwortlichen handelten nicht entschieden genug bei Gewaltaufrufen und Beleidigungen: „Fotos von entblößten Brüsten werden auf Facebook schneller entfernt als antisemitische Kommentare.“ Deshalb fordert Biard härtere Gesetze für Netzwerk-Betreiber. Von Facebook-Chef Mark Zuckerberg wünscht er sich, „dass er endlich Verantwortung übernimmt für den Schaden, den Facebook anrichten kann, und dass er sich um eine Lösung kümmert“.

Biard sprach im Interview auch darüber, warum sich seine Satire-Zeitschrift immer wieder dem Thema Islam widmet: „Durch sei­ne po­li­ti­sche Ideo­lo­gie, den Is­la­mis­mus, schafft es der Islam seit Jahrzehnten regelmäßig in die Nachrichten, in Frankreich, in Europa, in der ganzen Welt. Unsere Aufgabe ist es, die aktuellen Ereignisse zu kommentieren. Sobald der Islamismus keine weltweite totalitäre Bedrohung mehr darstellt und eine harmlose religiöse Folklore geworden ist, wird er nicht mehr auf unserem Titelbild erscheinen.“

Die in Paris erscheinende Satirezeitschrift Charlie Hebdo ist bekannt dafür, sich über Religionen und besonders den Islamismus lustig zu machen. Im Januar 2015 stürmten zwei Islamisten die Redaktionsräume und töteten dort elf Personen. Unter dem Slogan „Je suis Charlie“ erklärten daraufhin weltweit Menschen ihre Solidarität mit der Redaktion.

Von: Anna Lutz

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