Journalisten sollen Haltung zeigen

Junge Menschen wünschen sich Medien, die Orientierung bieten und Haltung zeigen. An einem neuen Boom des Journalismus soll Medienexperten zufolge ausgerechnet US-Präsident Donald Trump schuld sein.
Von Anna Lutz
Junge Menschen wünschen sich einer Erhebung zufolge Medien, die verlässlich sind und Haltung zeigen

Es gibt ein „Revival des Qualitätsjournalismus“. Das zumindest sagt Journalismusprofessor Stephan Weichert. Im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger haben er und sein Kollege Leif Kramp sich mit der Mediennutzung sogenannter Millenials beschäftigt, 15- bis 35-Jährige also, die mit dem Internet groß geworden sind. Am Mittwoch stellten sie ihre Ergebnisse in Berlin vor.

„Trump ist ein Weckruf und der kommt auch bei 16-Jährigen an“, sagte Weichert mit Blick auf die Debatte über Fake News im US-Wahlkampf, und weiter: „Wir sind an einem Wendepunkt des Journalismus“. Denn der Erfolg von Populisten weltweit habe zu einer neuen Beliebtheit der Qualitätsmedien geführt. Demnach werde der Jounalismus keineswegs unwichtiger, sondern wichtiger. Er sei gerade für junge Menschen ein Anker zur Orientierung. „Allerdings nicht in gedruckter Form“, sagte Weichert. Facebook, YouTube und Google seien die großen Player, von denen alles abhänge. Da hielten sich die jungen Erwachsenen auf. „Wer dort nicht stattfindet, hat ein Betriebsproblem“, sagte er in Richtung der Verlage. Medienmachern riet er zudem, junge Menschen gezielt in die redaktionelle Arbeit einzubeziehen, etwa in Form von Schülerreportern.

Keine Lust auf Krise

Häufiger kritisiert hätten Millennials in den Befragungen eine Krisenfixierung von Medien. Stattdessen wünschten sie sich, dass Journalisten Problembewältigungsstrategien lieferten, die sie in ihrem eigenen Leben anwenden könnten. „Jugendliche und junge Erwachsene scheinen sehr viel Wert darauf zu legen, dass Journalismus konstruktiv ist“, erklärte Weichert. Nachvollziehbarkeit und persönliche Haltung seien für junge Mediennutzer überdies wichtig. Meinungsbetonte Berichterstattung sei das Modell der Millennials.

Für die qualitative Erhebung haben die Experten unter anderem Gespräche mit den Machern von Medienangeboten mit junger Zielgruppe wie Buzzfeed oder Bento geführt. Durch Gruppendiskussionen und Interviews haben sie zudem die Meinungen junger Medienmacher und -nutzer erfasst. Dabei ging es den Forschern nach eigenen Angaben nicht um Repräsentativität. Stattdessen sei es ihr Ziel gewesen, das Verhalten junger Mediennutzer in der Tiefe zu erfassen. „Quantitative Studien, die es gibt, bestätigen unsere Ergebnisse allerdings“, sagte Weichert. (pro)

Von: al

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen