„Journalisten verbreiten Propaganda“

Der katholische Publizist Michael Ragg hat den Medien in Deutschland vorgeworfen, sie verbreiteten bewusst Fehlinformationen. Bei einem Vortrag in Potsdam am Dienstag erklärte er, Christen seien besonders oft Opfer solcher Fake News.
Von Anna Lutz
Michael Ragg hat unter anderem bei Bibel TV moderiert

Die Presse verbreite „subtile Propaganda“, sagte Ragg bei seinem Vortrag in der „Arche Potsdam“. Das geschehe oft allein durch die Wortwahl der Journalisten. So sei das Wort „Flüchtling“ ein wertender Begriff. Das neutrale Wort laute „Migranten“ oder „Zuwanderer“. „Wenn ich alle Zuwanderer pauschal zu Flüchtlingen erkläre, verhindere ich das Nachdenken darüber, ob es unterschiedliche Gruppen unter ihnen gibt, die unterschiedlich zu behandeln sind“, warnte er.

Warum werde nur die AfD mit einem Attribut belegt, indem sie rechtspopulistisch genannt werde, fragte er weiter. Niemand spreche zum Beispiel von der sozialistischen Linken. „Wir kennen die AfD nun, ein erklärender Zusatz ist nicht mehr notwendig“, sagte Ragg.

Die Berichterstattung über die Silvesternacht 2016 in Köln nannte er „Fake News“. Bewusst hätten die Medien verbreitet, dass die Nacht friedlich verlaufen sei, obwohl sich im Nachhinein herausstellte, dass es zahlreiche scheinbar organisierte Übergriffe von Nordafrikanern auf Frauen gegeben hatte.

Lebensschützer oft Opfer der Medien

Christen seien oft Opfer von solcherlei Falschmeldungen. Regelmäßig ignorierten Medien Demonstrationen von Lebensschützern oder nannten zu geringe Teilnehmerzahlen etwa des Marschs für das Leben. Auch, dass das Thema Abtreibung für viele Amerikaner wahlentscheidend gewesen sei, hätten die Medien schlicht ignoriert. Das sei ein Grund dafür, dass viele vom Wahlsieg Donald Trumps derart überrascht gewesen seien.

In Magazinen oder Zeitungen müsse der Leser überdies aufpassen, dass die Überschrift auch zum Inhalt passe. Ragg erinnere sich an einen Artikel mit der Überschrift „leere Kirchen“, dessen Inhalt erklärte, 40 Prozent der Deutschen wollten an Ostern in einen Gottesdienst gehen. Dies und andere Beispiele zeigten die „gefärbte Brille, die Journalisten heute aufhaben“.

Das bleibe nicht ohne Folge für das Ansehen des Journalismus. So hätten laut Umfragen 60 Prozent der Deutschen kein oder wenig Vertrauen in die Medien. Dies zeige sich auch am massiven Rückgang der Auflage vieler Zeitungen. Allein die Bild-Zeitung habe seit dem Jahr 2000 60 Prozent ihrer Auflage verloren. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung habe seit 2010 30 Prozent Auflagenverluste gemacht.

Informieren statt erziehen

In der Bibel heiße es, der Mensch solle die Zeichen der Zeit erkennen. Zu diesem Zweck gebe es Medien. Wichtig sei aber vor allem deren Wahrhaftigkeit. Wenn Journalisten erziehen wollten anstatt zu informieren, blühten die Verschwörungstheorien. Jeder suche nach Antworten. Wer das Gefühl habe, die Presse liefere sie nicht mehr zuverlässig, suche an anderen Orten. Gerade in Zeiten des Internets boomten Verschwörungstheorien.

Tendenziöse Berichterstattung sei auch deshalb problematisch, weil der Mensch dazu tendiere, der Masse zu folgen. „Wenn die Leute zehntausend Mal aus allen Kanälen dieselben Falschmeldungen hören, neigen sie dazu, sie zu glauben. Zugleich verstummten mit der Zeit die kritischen Stimmen“, warnte Ragg.

Ragg war bis 2009 Pressesprecher des katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“. Er hat bereits für Zeitungen wie die Welt am Sonntag oder den Rheinischen Merkur geschrieben und war unter anderem als Moderator bei Bibel TV tätig. (pro)

Von: al

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