Medien zu „Besserungsanstalten der Nation“ mutiert

Deutsche Medien machen sich vermehrt gemein mit der Verlautbarung von Regierungspositionen. Das kritisiert der Herausgeber von The European, Wolfram Weimer. Die Pressefreiheit leide darunter.
Von PRO
Der Journalist Wolfram Weimer kritisiert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Deutsche Medien schwächen selbst die Pressefreiheit, weil sie in Mehrheitsmeinungen, Selbstzensur und Opportunismus verfallen und so die Freiheit von innen heraus untergraben. Das schreibt der Herausgeber des Meinungs- und Debattenmagazins The European, Wolfram Weimer, in einem Kommentar für den Medienseite kress.de.

Als Indiz führt Weimer Journalisten an, die sich mit einer Sache gemein machen. In den vergangenen Monaten hätten sich deutsche Medien „lustvoll“ mit „vermeintlich guten Sachen“ wie der Klimapolitik, der Euro-Rettung oder der Pegida-Beschimpfung gemein gemacht. Er meint vor allem Medien, die der Regierung nicht nur die Mikrofone gehalten, sondern auch die Verstärker aufgedreht hätten. „Der Mainstream unserer Medien folgt blind der Berliner Regierungsperspektive“, schreibt Weimer.

Wenn Menschen sich nicht mehr trauen, ihre Meinung zu sagen

Deutsche Medien haben in seinen Augen ihre Kontrollfunktion vernachlässigt und sind als „gefühlte Propagandisten“ aufgetreten. Konformismus schade aber der Pressefreiheit. Für Weimer sind einige Medien, vor allem der öffentlich-rechtliche Rundfunk, zu „Besserungsanstalten der Nation“ mutiert. Das drücke sich zum Beispiel dadurch aus, dass fast die Hälfte der Bevölkerung sich nicht traue, ihre Meinung zur Flüchtlingsfrage kund zu tun. „Ein katastrophaler Befund für Medien, die vielfältige Meinungen eigentlich sichtbar machen sollten“, schreibt Weimer.

Für den Herausgeber von The European differenzieren deutsche Medien zu wenig vom Gegenstand der Berichterstattung. Die große Mehrheit der Bevölkerung zwischen jubelnden Menschen, die Flüchtlinge am Münchener Hauptbahnhof willkommen heißen und Pegida-Demonstranten, werde nicht ausreichend abgebildet. Weimer zitiert eine Studie von infratest dimap, wonach 60 Prozent der Deutschen wenig bis gar kein Vertrauen in die Medien hätten. Ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht zu mächtig, bevormundend und staatsnah sei, ist eine Leitfrage des Kommentars. Indirekt fordert Weimer deshalb die Privatisierung von ARD und ZDF, um sie aus den „Fängen der Parteien“ zu befreien.

Wolfram Weimer gehört zu den renommiertesten Journalisten Deutschlands. Er war Chefredakteur der Welt, der Berliner Morgenpost und des Focus sowie Gründer und Chefredakteur des Cicero. Weimer ist auch Kolumnist für das Christliche Medienmagazin pro. (pro)

Von: mm

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