Meinungsmacht großer Medienkonzerne schrumpft

Etablierte Medien verlieren bei der Meinungsbildung in Deutschland an Bedeutung. Mit am stärksten betroffen ist ein öffentlich-rechtlicher Sender. Das ist das Ergebnis einer Studie der Landesmedienanstalten.
Von PRO
Auch Sendungen wie die Tagesschau müssen auf die veränderte Mediennutzung der Deutschen reagieren

Der Einfluss der 15 bedeutendsten Medienkonzerne auf die Meinungsbildung in Deutschland ist in den vergangenen drei Jahren um mehr als 3 Prozentpunkte gesunken. In der ersten Jahreshälfte 2016 lag der Marktanteil dieser Medienkonzerne am deutschen Meinungsmarkt bei 76,2 Prozent und damit 3,4 Prozentpunkte niedriger als noch im ersten Halbjahr 2013. Das geht aus dem aktuellen MedienVielfaltsMonitor 2016 hervor, den die Landesmedienanstalten am Dienstag in Berlin vorgelegt haben.
Auffällig sind vor allem die stärkeren Verluste bei den drei bedeutendsten Medienkonzernen ARD, Bertelsmann und Axel Springer. Einflussreichster Medienkonzern in Deutschland bleibt zwar die ARD mit einem Marktanteil von 21,8 Prozent. Darauf folgen Bertelsmann (12,1 Prozent) und Axel Springer (7,9 Prozent). Im Vergleich zum Jahr 2013 verlor die ARD jedoch 0,8 Prozentpunkte, Bertelsmann und Springer sogar 1,2 bzw. 1,1 Prozentpunkte.
Gründe für den Rückgang der Meinungsrelevanz der Unternehmensgruppen sind laut des MedienVielfaltsMonitor Reichweiteneinbußen im TV- und Printmarkt. Die ARD verlor zum Beispiel Marktanteile im Fernsehen, während Axel Springer mit einem generellen Auflagenschwund im klassischen Print-Bereich kämpft.

Online-Angebote auf den Vormarsch

Gegen den Trend legten das ZDF, Burda, Funke und Wolff & Sohn dank Angebotsausweitungen und Akzeptanzgewinnen knapp zu. Trotz der gestiegenen Bedeutung des Internets sind mit United Internet (web.de, gmx.de) und Ströer (t-online.de, giga.de) erst zwei Unternehmen allein aufgrund ihrer Online-Angebote unter den 15 wichtigsten Medienkonzernen zu finden.
Das Meinungsbildungsgewicht des Internets ist im ersten Halbjahr 2016 weiter um 0,7 Prozentpunkte angestiegen und beträgt nunmehr 22,3 Prozent. Das Fernsehen verliert 0,7 Prozentpunkte, ist aber mit 35,7 Prozent weiterhin unangefochten das meinungsmächtigste Medium. Die Tageszeitungen liegen weiter auf Platz 3 und haben sich bei 20,7 Prozent stabilisiert. Die Zeitschriften können den Abwärtstrend stoppen und legen auf 2,6 Prozent zu. Dagegen hält der Abwärtstrend beim Hörfunk an. Der Anteil des Radios am Meinungsbildungsgewicht ist binnen eines Jahres um 1,2 Prozentpunkte auf nunmehr 18,7 Prozent gefallen.

14- bis 29-Jährige vertrauen dem Netz

Anders sieht es dagegen in der Gruppe der 14- bis 29-Jährigen aus: In dieser Altersgruppe hat das Internet mit einem Anteil von 46 Prozent das mit Abstand höchste Meinungsbildungsgewicht, weit vor dem Fernsehen mit 24,8 Prozent und dem Hörfunk mit 17,6 Prozent. Abgeschlagen folgen hier die Printmedien, also Tageszeitungen und Zeitschriften mit 9,8 Prozent bzw. 1,8 Prozent. Beide haben aber in dieser Altersgruppe mit ihren Web-Angeboten inzwischen eine führende Position bei der informierenden Mediennutzung im Internet. Zeitungen und Zeitschriften gelingt es also, Rückgänge bei den traditionellen Printmedien über ihre Onlineangebote zunehmend auszugleichen.
Da Online-Medien wie Google, Facebook und Twitter keine klassischen Medien sind und keine eigenen Inhalte produzieren, tauchen sie nicht direkt in der Rubrik Internet auf. Aufgrund ihrer Wichtigkeit bei der Informationssuche wird ihre Marktposition in der Studie aber gesondert herausgestellt. So kommt Google dabei auf mehr als 90 Prozent Marktanteil. Bei den Sozialen Netzwerken dominiert Facebook mit 35,1 Prozent, aber auch Blogger (10,4), WordPress (5,8) und Twitter (5,2) kommen auf relevante Größen.
Der MedienVielfaltsMonitor, den die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) entwickelt hat, ermittelt die Marktanteile im Fernsehen, Radio, Print und Online mit Hilfe der Marktforschungsinstituten AGF/GfK, agma und Nielsen. Der Monitor wird seit Oktober 2012 regelmäßig veröffentlicht. (pro)Deutsche betrachten Medien kritisch (pro)
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