„Der Spiegel“ über den „Wegweiser zum Paradies“

H a m b u r g (PRO) - Wie einen "Wegweiser ins Paradies" benutzen manche Altertumswissenschaftler das Alte Testament. Anhand des biblischen Berichtes suchen sie nach Hinweisen darauf, wie und wo das tatsächliche Paradies gewesen sein könnte. "Der Spiegel" berichtet von der "Suche nach dem Garten Eden" und über Wahrheit des Alten Testamentes.
Von PRO

„Die Geschichte, die im Alten Testament über den Garten Eden festgehalten wurde, ist so schön und schaurig, dass sie wahr sein könnte“, heißt es im Vorwort des „Spiegel“ von dieser Woche. „Seit langem prüfen Wissenschaftler verschiedener Disziplinen, ob die Geschichte aus der Bibel einen historischen Kern hat – jetzt scheinen Archäologen fündig geworden zu sein.“

„Spiegel“-Redakteur Matthias Schulz berichtet von den neuesten Funden und Theorien der Wissenschaft über den Verbleib des Garten Eden. Der Verdacht: Adam gab es wirklich, im Gleichnis vom Sündenfall steckt ein wahrer Kern. „Dass die Heilige Schrift wahre Einsprengsel enthält, ist lange bekannt“, schreibt der Journalist. Beispiele seien der Berg Ararat, an dem die Arche Noah strandete, die Mauern von Jericho und der Turm zu Babel. Diese gebe es auch allesamt in der Realität. Es sei eine „erstaunliche Debatte“, die da „im Gange“ sei, berichtet er weiter: „Geologen und Klimaexperten, die sich vom Offenbarungscharakter der ‚Urkunde Gottes‘ nicht schrecken lassen, glauben: Das Paradies hat Koordinaten, es war ein realer Ort, und das Alte Testament enthält den Wegweise dorthin.“

Archäologen: Ort der ersten Kornkammer stimmt mit Bibelbericht überein

Der Brite David Rohl etwa, Autor des Bestsellers „Legend“, untersuchte die Kapitel zwei und drei der Genesis, „die den Garten Eden fast wie ein irdisches Ferienziel behandeln. Himmelsrichtungen werden genannt und umliegende Gebiete.“ Die Hinweise auf die vier Flüsse, die im Paradies entspringen, darunter Euphrat und Tigris, deuten darauf hin: Das Land Adams und Evas lag im heutigen Nordiran in der Nähe des Urmiasees. „Und er scheint auf einer heißen Spur zu sein“, so der Bericht: „Ausgerechnet am Oberlauf von Euphrat und Tigris, wo Adam laut Bibel erstmals Korn drosch, wurde tatsächlich der Ursprung der Landwirtschaft ausgemacht.“

Erforscher der Jungsteinzeit (12000 bis 4000 vor Christus) stellen bei der Lektüre der Bibel fest: „Leitmotivisch zieht sich das Thema Feldbau durch die biblische Urgeschichte.“ Und der Streit zwischen Kain und Abel spiegele „Probleme einer neueren Daseinsform, die vor 12.000 Jahren wirklich den Orient erschütterten: Der Mensch wurde damals sesshaft, hatte Besitz und Eigentum erfunden. Die Folge: Krieg“.

Im Grenzgebiet zwischen Iran, dem Irak und der Türkei habe der Mensch vor 11.000 Jahren die Jagdwaffen weggelegt und sei sesshaft geworden. Um 8400, so die Wissenschaftler, begann er damit, Schafe und Ziegen in Pferche zu sperren und aß zum ersten Mal Schleim aus selbstgeerntetem Getreide. Dies fanden Biologen vom Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln heraus; sie verglichen das Erbgut von 68 modernen Einkornsorten und führten es auf einen gemeinsamen Urahn zurück. Dieser wuchs und wächst bis heute an dem Ort, der in der Bibel genannt wird.

„Im Schweiße deines Angesichts“ sesshaft werden

Nachdem sich die Wildbestände erschöpft hatten, waren die Menschen gezwungen, Feldbau zu betreiben. Dafür musste allerhand erfunden werden. „Mit knurrendem Magen begann ein Zeitalter der Innovationen“, so der „Spiegel“-Autor. Die Tiere, die sie sich hielten, wurden domestiziert. „Der Auerochse schrumpfte sich zum Hausrind mit kaum 1,30 Meter Schulterhöhe klein.“ Einen ähnlich krassen Abstieg schildert auch das Alte Testament: „Nach der Vertreibung aus dem Garten Eden muss Adam Schwerarbeit leisten. Gott nämlich hat den Acker verflucht: ‚Dornen und Disteln lässt er dir wachsen.'“

Bedeutend ist auch ein Fund nahe Urfa: auf einem Hügel standen einst dicht an dicht Tempel. „Vier davon sind ausgegraben, 16 weitere wurden mit Magnetometern erfasst.“ Sie wurden vor 11.000 Jahren errichtet – ein Ort des Ursprungs wie das Paradies, ist sich der Berliner Archäologe Klaus Schmidt sicher. Immer deutlicher trete hervor, dass die Landschaft um Urfa ein „religiöses Kraftfeld mit großem mythologischen Gewicht“ (Schmidt) war, ein zentrales Gebiet der Entwicklung der menschlichen Zivilisation.

Der Mensch verkam zum Fiesling

Durch den Wandel der Lebenssituation veränderten sich auch die Bewohner: „Der Mensch, eben noch ein sorgloser Naturgesell, hatte seine Unschuld verloren. Er verkam zum Fiesling, der beim Handel betrog und mit dem Nachbarn stritt. Nun waren Gesetze nötig, um Mord und Vergewaltigungen einzudämmen. (…) Schöne neue Zivilisation!“, schreibt Schulz. Und wieder liegt die Bibel richtig: „‚Als der Herr sah, dass des Menschen Bosheit groß war auf Erden‘, heißt es im Alten Testament, sinnt er auf Rache und ertränkt alles. Er schickt die Sintflut.“

Angesichts vieler Indizien wirke die Genesis „fast wie ein verschwommenes Stenogramm“, schließt „Spiegel“-Autor Schulz, „als wäre sie eine Flaschenpost von den fernen Gestaden der Zeit.“

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