Alternativen zu WhatsApp – Lohnt sich der Wechsel?

Der Messagingdienst WhatsApp hat angekündigt, im Februar seine Geschäftsbedingungen zu ändern, daraufhin wechseln derzeit viele Kunden zu alternativen Nachrichtendiensten. Lohnt sich ein Wechsel zu Telegram? Welche anderen Alternativen zu WhatsApp gibt es?
Von Jörn Schumacher
Weil WhatsApp seine AGB ändern wird, wechseln viele Anwender zu Alternativen wie Telegram

Der Messaingdienst WhatsApp, der zu Facebook gehört, hat über zwei Milliarden Nutzer weltweit. Seit Kurzem weist die App die Nutzer darauf hin, dass demnächst die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) geändert werden. Bis zum 8. Februar 2021 muss man zustimmen, ansonsten ist die Nutzung von WhatsApp nicht mehr möglich. Die Geschäftsbedingungen regeln unter anderem die Weitergabe der Daten durch Facebook. Auch weiterhin wird WhatsApp Daten an den Mutterkonzern Facebook weitergeben. Die neuen AGB erlauben aber zusätzlich die Verwendung der Daten für Werbezwecke.

WhatsApp erfasst folgende Daten des Nutzers: die eigene Telefonnummer sowie die der Kontakte im Adressbuch, das Modell des Handys und sein Betriebssystem, den Akku-Status, welches Mobilfunknetz genutzt wird, Profilbilder und den Standort. Übrigens: Wer einsehen möchte, welche Daten WhatsApp über einen gesammelt hat, kann die Informationen bei dem Unternehmen anfordern.

Für Nutzer innerhalb der EU wird sich allerdings kaum etwas ändern: Hier sind die Nutzer durch die Datenschutzgesetze der EU geschützt. Die neuen AGB von WhatsApp sind im Grunde identisch mit denen aus dem Jahr 2018. In Ländern außerhalb Europas dürfen WhatsApp und Facebook künftig allerdings die Daten für die Optimierung von Werbeanzeigen verwenden. Die Nachrichten, die über die App verschickt werden, kann das Unternehmen nach eigenen Angaben ohnehin nicht mitlesen. Sie landen verschlüsselt auf einem Server und werden nach der Zustellung dort auch wieder gelöscht.

Großer Ansturm auf Telegram

Die Ankündigung zu Änderungen der AGB hat den Konkurrenten von WhatsApp einen großen Zulauf beschert. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, bekam beispielsweise der Messagingdienst Telegram innerhalb von 72 Stunden etwa 25 Millionen neue Nutzer. Wie der russische Gründer Pawel Durow mitteilte, verzeichnet die Plattform derzeit rund 500 Millionen monatlich aktive Nutzer. Damit rückt Telegram näher an seinen US-Konkurrenten heran. Die Messaging-App wurde im Jahr 2013 von den russischen Brüdern Pavel und Nikolai Durow gegründet. Weil Telegram sich weigert, mit Behörden zu kooperieren und Verschlüsselungen weiterzugeben, ist die App unter anderem in Russland verboten.

Am 7. Januar sorgte eine bekannte Persönlichkeit mit einem Tweet für den Aufschwung einer anderen Alternative: Der Chef von Tesla und SpaceX, Elon Musk, twitterte am 7. Januar die zwei Worte: „Use Signal“ (also: „Benutzt Signal“). Damit bezog er sich auf den kostenlosen Messenger namens Signal, der Nachrichten verschlüsselt überträgt. Musk erhielt sofort Unterstützung von einem anderen prominenten Kenner der Informationstechnologie: der Whistleblower Edward Snowden twitterte seinerseits, dass auch er diese Anwendung täglich nutze.

Danach schossen die Zugriffszahlen in die Höhe, und mittlerweile liegt Signal auf Platz 1 in den App-Stores, wie das Fachmagazin Chip berichtet. „Hier chatten Sie völlig sicher und anonym“, heißt es bei den Experten. „Wer Wert auf Sicherheit und Verschlüsselung seiner Nachrichten und Anrufe legt, sollte auf den Krypto-Messenger Signal zurückgreifen.“ Bei Signal wird nicht nur der Inhalt der Nachricht, sondern auch der Absender verschlüsselt. Die App ersetzt den Namen des Absenders durch ein zeitlich begrenztes Zertifikat, das erst beim Empfänger entschlüsselt wird.

So wie WhatsApp und die meisten anderen Alternativen können über Signal Nachrichten, Fotos und Videoanrufe ausgetauscht werden. Auch Gruppenchats sind möglich. Zudem gibt es die Option, Nachrichten mit einem Ablaufdatum zu versehen. Signal gibt es für Android und iOS sowie als Desktop-Anwendung. Für die Anmeldung ist wie bei WhatsApp eine Telefonnummer nötig, nicht allerdings ein Klarname.

Klassiker in Sachen privates Chatten: Threema

Seit längerem beliebt unter all jenen, die Wert auf Privatsphäre legen, ist der Schweizer Messengerdienst Threema. Threema war einer der ersten Messenger, bei denen die Sicherheit höchste Priorität hatte. Auch hier können Nachrichten und Dateien verschickt werden. Es gibt die Software sowohl für iOS als auch für Android und mit Threema Web auch für den Desktop. Für die Anmeldung ist es nicht einmal erforderlich, die Telefonnummer anzugeben. Threema generiert stattdessen eine Nummer, und so gibt der Nutzer keine personenbezogenen Daten von sich preis. Threema kostet vier Euro. Im Dezember 2020 hat das Schweizer Unternehmen den Quellcode seiner App offengelegt, was die Entwickler als letztes „Puzzleteil zur kompletten Transparenz“ beschreiben. Auch Threema verzeichnet seit einer Woche eine Vervielfachung der Download-Zahlen.

Eine weitere Alternative zu Whatsapp ist Wire, das ebenfalls von Schweizer Entwicklern stammt. Zwar stehe die Dachgesellschaft mittlerweile in den USA, aber alle Server stünden auf dem Gebiet der EU, teilte das Unternehmen mit. Bei Wire muss der Nutzer anfangs seine Handynummer angeben und sogar eine Mailadresse mit Passwort hinterlegen. Die Chats sind allerdings Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Die Features sind nahezu identisch wie bei den Alternativen; Wire kann auch Gruppeanrufe starten, Gruppenchats mit bis zu 128 Teilnehmern sind möglich, jeder Nutzer kann bis zu acht Geräte anmelden. Wire gibt es für iOS-, Android-, sowie für Desktop-Computer. Auch die Entwickler von Wire haben den Quellcode im Jahr 2016 vollständig offengelegt, was für äußerste Transparenz spricht.

Von: Jörn Schumacher

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