Die Macht der Influencer

Der diesjährige „Safer Internet Day“ widmet sich dem Einfluss von Online-Idolen auf Kinder und Jugendliche. Aber auch Hass und Verrohrung im Internet werden thematisiert. Welche Rolle die Kirche dagegen einnehmen kann, erklärt der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm.
Von PRO
Influencer haben einen großen Einfluss auf Jugendliche. Der diesjährige „Safer Internet Day“ befasst sich mit diesem Phänomen.

Eine nicht repräsentative Umfrage der Initiative klicksafe.de hat ergeben, dass 50 Prozent der befragten Jugendlichen auf Kaufempfehlungen von Influencern hören, gut ein Fünftel gab an, dass ihr Meinungsbild von Influencern geprägt wird. Damit ist der Einfluss von bekannten Social-Media-Persönlichkeiten auf Jugendliche fast so hoch, wie der von Lehrern (25 Prozent).

Doch was macht es mit den Jugendlichen, wenn sie zum wiederholten Mal die gleiche Uhr oder das gleiche Kosmetikprodukt von ihrem Vorbild präsentiert bekommen – das mit solchen Produktplatzierungen Geld verdient? Bereits Moderator Jan Böhmermann kritisierte vor vier Jahren die wirtschaftlichen Machenschaften hinter den Influencern. Der diesjährige „Safer Internet Day“ (SID) widmet sich genau dieser Frage und steht unter dem Motto: „Idole im Netz. Influencer & Meinungsmacht“.

Influencer bieten auch Chancen

Nicht bei jedem Influencer geht es ausschließlich um Geld und Produkte. Einige sind sich auch über die Möglichkeit bewusst, über politische Themen auf ihren Kanälen zu informieren. Eine von ihnen ist Diana zur Löwen. Mit mehr als 800.000 Followern auf Instagram gehört sie zu den einflussreichsten deutschen Influencern. Ihre Rolle in den sozialen Netzwerken beschreibt sie in einem Interview des rbb als „eine Art Übersetzerin“. Sie versuche ihrer Zielgruppe das Thema Politik oder andere „komplexere Themen“ nahezubringen. So drehte sie schon gemeinsam mit Philipp Amthor oder macht auf das Thema sexualisierte Gewalt gegen Frauen aufmerksam.

Wie schwierig solche Themen aber zu bearbeiten sind, zeigt das Beispiel von Laura Sophie. Für ihre mehr als zwei Millionen Follower erstellte sie ein Video auf der Plattform TikTok zur Krise zwischen dem Iran und der USA. Sie habe bemerkt, dass „viele meiner Zielgruppe nichts über den Konflikt mitbekommen haben“ – dagegen wollte sie etwas unternehmen. In ihrem Fall ging der Schuss aber nach hinten los. Aufgrund falscher Informationen in ihrem Video wurde sie heftig kritisiert und beschimpft. Gegenüber der Jugend-Plattform von Spiegel Online, Bento.de, sagte sie, dass sie wegen des Shitstorms „alles Politische und Gesellschaftliche“ in Zukunft privat diskutieren wolle.

Europäisches soziales Netzwerk

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, drückt in einem Gespräch mit dem Sonntagsblatt anlässlich des SID seine Sorgen um den gemeinsamen Umgang im Internet aus. „Es kann nicht normal sein, Menschen herabzusetzen. Daran darf man sich nicht gewöhnen. Da haben wir als Kirche eine wichtige Funktion und da ist es mir dann egal, wenn uns jemand Moralismus vorwirft – bestimmte Grundnormen müssen einfach gelten.“ Achtung und Respekt sollten selbstverständlich sein.

Diese könne man mit gewissen Kontrollinstanzen implementieren – auch wenn Medien unabhängig sein sollten und sich „an den Normen der Menschenwürde orientieren“ müssten. Wenn es aber keine Möglichkeit gebe, diese einzuklagen, bestehe Handlungsbedarf. Eine Alternative könne ein europäisches soziales Netzwerk bieten, das konkurrenzfähig und wahrheitsbasiert sei, erklärte Bedford-Strohm.

Deutschlandweite Veranstaltungen

Das Angebot des SID geht auch über das Altersspektrum der Jugendlichen hinaus. Im ganzen Bundesgebiet finden Veranstaltungen statt, die sich mit den Themen der Digitalisierung und des Internets befassen – auch für Erwachsene.

Der „Safer Internet Day“ fällt alljährlich auf den zweiten Tag der zweiten Woche des Februars. Er geht auf eine Initiative der Europäischen Union zurück. Übergeordnetes Ziel des Tages ist es, Menschen für einen sicheren Umgang mit dem Internet zu sensibilisieren. Weltweit nehmen mehr als 100 Länder daran teil.

Von: Martin Schlorke

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