Computerspiel um Vergewaltigung aus dem Programm genommen

In einem Computerspiel mit dem Namen „Rape Day“ (Tag der Vergewaltigung) sollte der Spieler möglichst viele Frauen vergewaltigen und Menschen umbringen. Nach Protesten nahm der Spieleanbieter Steam das Spiel wieder aus dem Angebot.
Von Jörn Schumacher
Im PC-Spiel „Rape Day“ sollen Frauen vergewaltigt werden

„‚Rape Day‘ ist ein Spiel, in dem Du während einer Zombie-Apocalypse vergewaltigen und morden kannst“, kündigte der Spiele-Entwickler „Desk Plant“ sein Spiel bis vor Kurzem online noch an. „Es ist eine Welt ohne Regeln. Zombies genießen es, Fleisch von warmen Menschen zu essen und sie zu vergewaltigen – doch du bist der gefährlichste Vergewaltiger in der Stadt“, heißt es in der Werbung weiter.

Das PC-Spiel war seit einigen Wochen für April 2019 angekündigt. Es war ab einem Alter von 18 Jahren freigegeben. Inzwischen taucht das Spiel in den deutschen Suchergebnissen von Steam nicht mehr auf.

Viele Nutzer hatten online gegen die Ankündigung des Spiels protestiert. „Ich frag mich echt was für kranke Menschen so ein Spiel überhaupt erst entwickeln“, schrieb eine Nutzerin. Ein anderer twitterte: „Bin fassungslos, dass sowas TROTZ content angabe bei steam durchgehen kann.“ Ein anderer schrieb: „Als Gamer ist das absolut schändlich zu sehen. Schweinerei. Das hat keine Existenzberechtigung!!!“ Viele Nutzer kündigten an, offiziell Beschwere gegen das Spiel einzureichen.

Auf Steam und einer eigens eingerichteten Webseite erklärte der Entwickler: „Ich wollte ein Spiel machen, das mich unterhält und es gibt sicher auch andere Menschen, denen das Game gefällt. Vier Prozent der Bevölkerung sind Soziopathen und die Geschichte dürfte auch anderen Leuten gefallen.“ Der Entwickler behauptet, dass es sich bei seinem Spiel um „schwarzen Humor“ handelt. In einer früheren Version sollte es sogar die Möglichkeit geben, ein Baby zu töten. Doch nach einem Update am 24. Februar entfernte der Entwickler die Szene wieder. Weiter schreibt der Entwickler auf seiner Webseite: „Moralische Empörung wird die Unterhaltungsindustrie nicht aufhalten. Unsere Gesellschaft entwickelt sich weiter und wird irgendwann verstehen, dass man Dinge, die man rein fiktional tut, nicht zu einem moralischen Verfall oder weitgehender Gesetzeslosigkeit führen.“

Ein Experte des deutschen Magazins Golem kritisierte vor allem den Spielevertreiber Steam, der zum Unternehmen Valve gehört, das Spiel in sein Angebot aufgenommen zu haben. „Es wird Zeit, dass das Unternehmen lernt, die Gefühle seiner Kunden ernst zu nehmen!“, schreibt der Redakteur und Spieleexperte Peter Steinlechner, und weiter: „Seit 2003 gibt es Steam. Ich hätte erwartet, dass Valve in all den Jahren lernen würde, wie man eine Downloadplattform für Computerspiele seriös und unfallfrei betreibt. Dazu gehört, dass man den Kunden faire Preise und guten Service bietet, dass man die Technik im Griff hat und dass man seine Plattform nicht für die Verharmlosung von Fantasien über Massenvergewaltigungen missbrauchen lässt.“ Es sei „nicht im Ansatz erkennbar“, dass es sich bei dem Spiel um Ironie handelt.

Gelockerte Regeln bei Steam

Der Spieleverkäufter Steam hat erst im Juni 2018 seine Regeln für den Vertrieb von Spielen gelockert. Das Mutterunternehmen Valve hatte mitgeteilt, sein Spieleangebot künftig weniger selbst kuratieren zu wollen, stattdessen sollten die Nutzer sowie künstliche Intelligenz auf das Angebot aufpassen. In einem Statement des Studios hieß es: „Wenn du ein Spieler bist, sollten wir nicht für dich entscheiden, welche Inhalte du kaufen kannst. Wenn du ein Entwickler bist, sollten wir nicht entscheiden, welche Inhalte du erstellst. Diese Entscheidungen liegen bei dir. Unsere Rolle besteht darin, die Systeme und Werkzeuge bereitzustellen, um es dir zu erleichtern, diese Entscheidungen selber zu treffen.“

Auslöser dafür war eine heftige Diskussion um eine Computerspiel namens „Active Shooter“, das im Juni 2018 auf den Markt kommen sollte. Darin kann der Spieler einen Amokläufer in einer Schule steuern, oder aber einen Polizisten, der diesen zu stoppen versucht. Die Ankündigung hatte unter Spielern und in den Medien für Entsetzen gesorgt. Valve entfernte das Spiel aus seinem Angebot. Andere Anbieter von Computerspielen, wie etwa Apple, engagieren Redakteure, die eingegangene Angebote vor der Freischaltung zunächst prüfen.

Von: Jörn Schumacher

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