Online-Pranger für Rechte „abgebaut“

Der Online-Pranger für Neonazis in Chemnitz ist vorerst Geschichte. Wie die Initiatoren mitteilten, sei die Aktion eine Falle für Rechtsradikale gewesen.
Von PRO
Ein Online-Pranger für Neonazis hat sich als digitale Falle, ein sogenannter Honigtopf, entpuppt

Die Aktivisten vom „Zentrum für politische Schönheit“ haben die Aufforderung auf der Webseite „Soko Chemnitz“, Teilnehmer einer rechtsextremen Demonstration in der Stadt zu denunzieren, von der Webseite entfernt. Mit dem Aufruf zur Denunziation verbunden waren Fotos vom mutmaßlichen Rechtsextremen. Auch die haben die Aktivisten von der Webseite genommen.

Nun bedanken sich die Aktivisten mit den Worten „Danke, liebe Nazis“ bei den Besuchern der Seite. Die hätten durch die Betätigung der Suchfunktion und damit verbundenen Auswertungen selbst Einblicke in ihre digitale Identität gewährt. Laut den Künstlern habe es sich bei der Webseite um eine Falle, einen sogenannten „honeypot“ (Honigtopf), gehandelt. Die generierten Datensätze hätten eine einmalige Möglichkeit geboten, das „Netzwerk Chemnitz“ auszuleuchten. Eigenen Angaben zufolge wollen die Aktivisten 1.552 Teilnehmer der Demonstration identifiziert haben. Medienberichten zufolge hat die Webseite in wenigen Tagen mehr als 2,5 Millionen Besucher verzeichnet. Die Betreiber hatten wegen der öffentlichen Brandmarkung mutmaßlich rechtsextremer Personen auf der Pranger-Seite Kritik geerntet. Auch Verstöße gegen den Datenschutz waren bemängelt worden. Die Aktion und die Kritik daran war begleitet von hitzigen Diskussionen in den Sozialen Medien.

Auf der Internetseite soko-chemnitz.de waren Teilnehmer der rechten Aufmärsche in Chemnitz mit Fotos abgebildet worden. Die Besucher der Seite wurden aufgerufen, die mutmaßlichen Nazis zu identifizieren, damit deren Arbeitgeber darüber informiert werden können. „Denunzieren Sie noch heute Ihren Arbeitskollegen, Nachbarn oder Bekannten und kassieren Sie Sofortbargeld“, stand auf der Internetseite geschrieben.

Vor etwa einem Jahr hatten die Aktivisten Thüringens AfD-Chef Björn Höcke öffentlichkeitswirksam einen Nachbau des Holocaust-Mahnmals auf einem benachbarten Grundstück vor die Nase gesetzt. Höcke hatte mit Bezug auf das Mahnmal von einem „Denkmal der Schande“ gesprochen.

Von: Norbert Schäfer

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