Studie: Eltern gefährden Kinder im Netz

Eine Studie des Deutschen Kinderhilfswerks warnt: Eltern missachten im Internet häufig die Persönlichkeitsrechte ihrer Kinder. Sie veröffentlichen ungefragt persönliche Daten und sind nur unzureichend über die Risiken digitaler Medien informiert.
Von Anna Lutz
Kinder agieren im Netz oft sensibler als ihre Eltern

Für Erwachsene wie für Kinder und auch innerhalb von Familien sind soziale Netzwerke und mobile Medien selbstverständlicher Teil der Kommunikation. Eltern besitzen Smartphones und Apps von Facebook oder WhatsApp, der Nachwuchs auch. Problematisch dabei ist: Viele Erwachsene wissen zu wenig über Datenschutz und Nutzungsbestimmungen der Angebote. Das hat eine nun veröffentlichte Studie des Deutschen Kinderhilfswerks und der Universität Köln ergeben. Basis sind 37 Interviews mit Eltern und deren sechs- bis 15-jährigen Kindern.

Chats kontrollieren, Bilder posten

Die Forscher sprechen von einem „Zusammenspiel aus unzureichender Informiertheit, Unsicherheit, Hilf- und Machtlosigkeit, aber auch Nutzungsroutinen“, die zu unzureichenden Datenschutzstrategien der Eltern führten. So kontrollierten sie zum einen die Chats und Browser auf den Geräten ihrer Kinder und verletzten deren Privatsphäre massiv. Andererseits versäumten sie es, den Nachwuchs zu fragen, bevor sie Fotos von ihm verbreiteten. „Die Rechte von Kindern spielen insofern im Rahmen von Medienerziehung in der Familie oftmals kaum eine Rolle“, schlussfolgert die Studie. Grundsätzlich sei aus den Studienergebnissen erkennbar, dass Kinder deutlich weniger Bilder in sozialen Netzwerken preisgeben würden als ihre Eltern.

Einige der befragten Eltern ließen sich von ihren Kindern Passwörter sozialer Netzwerkaccounts geben, durchsuchten Smartphones und Chatverläufe oder ermittelten via Standortabfrage von Snapchat deren Aufenthaltsort. Andere wiederum überließen es aus eigener Überforderung und Hilflosigkeit heraus dem Kind, „schon das Richtige“ zu tun. „Damit verlagern die Eltern ihre Verantwortung auf die Kinder – in einem Handlungszusammenhang, in dem selbst die Erwachsenen sich kaum in der Lage fühlen zu wissen, was das Richtige wäre“, kritisieren die Wissenschaftler.

„Rechte von Kinder nicht verhandelbar“

„Die Rechte von Kindern sind auch im digitalen Raum nicht verhandelbar“, teilte Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes, dazu am Dienstag mit. Eltern und Kinder müssten deshalb bei der kompetenten und kindgerechten Nutzung von Medien unterstützt werden. Zudem bedürfe es verständlicher und umsetzbarer gesetzlicher Vorgaben für die Erhebung, Verbreitung und Verarbeitung digitaler Daten. Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert daher einen an der UN-Kinderrechtskonvention ausgerichteten Jugendmedienschutz.

Von: Anna Lutz

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