Zehn Gebote für Christen in den sozialen Netzwerken

Kommunikation und Umgangsformen in sozialen Netzwerken sollten wohl überlegt sein. Zehn Gebote der Online-Kommunikation können dabei helfen, dass das digitale Miteinander gelingt und christliche Nächstenliebe auch im Internet sichtbar wird. Ein Gastbeitrag von Joachim Stängle
Von PRO
Joachim Stängle verhilft als Unternehmensberater Verbänden und Kirchen zu ansprechender Online-Kommunikation.

Zu Großmutters Jugendzeiten traf man sich auf der Bank vor dem Haus oder am Brunnen im Dorf, um sich mit den Menschen im sozialen Umfeld auszutauschen. Auch wenn der Brunnen dort vielleicht noch sprudelt – unser sozialer Radius ist weit größer geworden, als das eigene Dorf oder die Jugendgruppe. Auch aufgrund der vielseitigen Möglichkeiten der Online-Kommunikation stehen wir mit Menschen im Austausch – egal wo sie sich gerade befinden, teilweise über tausende von Kilometern hinweg. Dabei ist gar nicht entscheidend, ob wir die Menschen persönlich so gut kennen wie Großmutter damals die Menschen am Brunnen oder ob sie uns nur flüchtig bekannt sind. Sie sind unsere „Freunde“ bei Facebook und in anderen sozialen Netzwerken, wir zählen sie zu unserem Online-Freundeskreis und kommunizieren mit ihnen.

Der Umgang mit sozialen Netzwerken will gut überlegt sein, denn diese Plattformen funktionieren nach eigenen Regeln und bilden neue Umgangsformen aus. Wie bei jeder menschlichen Kommunikation sollte es aber auch in sozialen Netzwerken selbstverständlich sein, freundlich und höflich miteinander umzugehen. Leider erleben wir zunehmend, dass dies, auch und gerade bei kontroversem Austausch, nicht immer das Fall ist. Ausfallende Kommentare, respektlose Rechthaberei und beleidigende Vorwürfe finden schnell den Weg in die Tasten und auf die Bildschirme. Viele Menschen sind, vermutlich auch durch die vermeintliche Anonymität in der Online-Kommunikation, enthemmter als im persönlichen Gespräch. Wie wäre es, wenn Christen hier in ihrer Kommunikation als Vorbilder wahrgenommen werden würden?

Ein Ansatz hierfür können die 10 Gebote der Online-Kommunikation sein. Dabei geht es nicht nur um Empfehlungen im praktischen Umgang sondern auch um Hinweise, um sich und andere zu schützen. Aufgrund der verschiedenen sozialen Netze und den jeweils eigenen Umgangsformen und Gepflogenheiten beschränke ich mich auf Regeln, die grundsätzlich beachtenswert sind – ungeachtet des jeweiligen Netzwerks.

1. Behandle andere freundlich und mit Respekt

In der Bibel steht: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden möchtest” (Lukas 6,31). Das gilt uneingeschränkt für die Online-Kommunikation. Denn – trotz geglaubter technischer Anonymität, geht es um menschliche Kommunikation. Dass es hierbei zu Konflikten kommen kann, ist normal. Oft sind es dieselben Themen, die auch offline für Meinungsverschiedenheiten sorgen. Ein guter Maßstab kann sein, so zu schreiben und zu antworten, wie man es auch im persönlichen Gespräch machen würde. Das heißt nicht, dass Auseinandersetzungen verboten wären. Ganz im Gegenteil. Argumentiere hart in der Sache, aber freundlich im Ton und vermeide Drohungen oder persönliche Angriffe auf die Person.Eine Beteiligung an Shitstorms (Online-Hetzjagd) ist selten hilfreich und es lohnt sich, genau zu überlegen, in welche Diskussion ich mich einmische, was ich konstruktiv beitragen und wo ich hilfreich unterstützen kann. Wenn Menschen zu Unrecht gemobbt und angegriffen werden, kann aber auch engagiertes Eingreifen und Zivilcourage gefragt sein.

2. Nimm dir Zeit zu schreiben und zu antworten

Auch wenn viele Aktivitäten in sozialen Netzwerken unterwegs oder zwischen zwei Terminen geschehen, lohnt es sich, genügend Zeit zum Schreiben und zum Antworten einzuplanen. Gerade bei Themen, die über das Wetter oder die in Kürze zu verzehrende Mahlzeit hinausgehen und Konfliktpotential in sich tragen, ist das wichtig. Die Versuchung ist groß, in Eile oder auch ausgelöst durch Ärger spontan zu reagieren und zu entgegnen. Nach einigen Stunden des Nachdenkens würde man das so vielleicht nicht mehr schreiben. Das ist ein echter Vorteil der schriftlichen Kommunikation im Gegensatz zum Gespräch. Keiner muss sofort antworten. Den gilt es zu nutzen.

3. Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen

Erst denken – dann schreiben. Das setzt voraus, dass ich es gewohnt bin, mir meine Gedanken zu machen und Themen zu reflektieren. Ein eigener Gedanke, ein eigenes Profil und eine eigene Meinung sind in sozialen Netzwerken sehr willkommen. Das bedeutet jedoch auch, dass die eigene Meinung so durchdacht ist, dass sie Rückfragen und anderen Meinungen standhält. Was ich von mir gebe muss ehrlich, transparent und authentisch sein. Plattitüden, nicht durchdachte oder übernommene Phrasen werden schnell entlarvt.

4. Achte darauf, ob und für wen deine Inhalte relevant sind

Nicht alles, was Dir in den Kopf kommt und spontan spannend erscheint, ist auch für andere relevant. Oft werden diejenigen wesentlich stärker wahrgenommen, die hin und wieder originelle, neue oder persönliche Themen posten. Wer seine Kontakte ständig über unwichtige Details auf dem Laufenden hält, läuft Gefahr, in die Belanglosigkeit abzudriften. Es lohnt sich daher zu überlegen, für wen das nächste Posting interessant sein könnte. Eine Einschränkung oder Spezifizierung der Zielgruppen kann dabei helfen.

5. Achte auf Deine persönlichen Daten

In sozialen Netzwerken ist man nicht hilflos dem Daten-Sammeltrieb der Betreiber ausgeliefert –auch wenn dieser sehr ausgeprägt ist. In allen sozialen Netzwerken gibt es die Möglichkeit, die eigene Privatsphäre zu kontrollieren. Leider wird das oft zu locker genommen und mit dem Satz „ich habe ja nichts zu verbergen“ abgetan. Es ist wichtig, die eigenen Privatsphäre-Einstellungen immer wieder zu prüfen und ggf. zu aktualisieren. Überlege daher vor jedem Posting, wie viel persönliche Information du preisgeben möchtest. Soviel wie nötig – so wenig wie möglich.

6. Nimm nicht jede Kontaktanfrage an

Auch in sozialen Netzwerken trifft man auf Menschen, die Unmengen an Kontakten haben, aber nicht (persönlich) bekannt sind. Teilweise stammen sie aus unbekannten Ländern und tragen dubiose Namen. Dennoch stellen sie dir Kontakt- und Freundschaftsanfragen. Hier kann es hilfreich sein, zu prüfen, ob unter deren Freunden Menschen sind, die du kennst. Sie kannst Du kurz nach einer Einschätzung fragen. Oft handelt es sich um Fake-Profile und Datensammler, die einfach nur viele Kontakte haben möchten – wozu auch immer.

7. Nicht jeder mag Spiele spielen und Rätsel lösen

Besonders bei Facebook sind Spiele, Umfragen und Rätsel beliebt. Dennoch mögen das nicht alle Menschen. Auch und vor allem weil solche Anwendungen als Folge oft auf das eigene Profil zugreifen können und damit persönliche Daten in unbekannte Kanäle gelangen können. Bei der Auswahl der Spiele und Anwendungen ist Zurückhaltung sehr empfehlenswert – sowohl im Hinblick auf die eigenen als auch die Daten von anderen.

8. Wahre die Rechte anderer

Die vermeintliche Anonymität verleitet dazu, auch persönlich anvertraute Dinge öffentlich zu posten. Respektiere die Rechte von andern – was einmal veröffentlich wurde, ist bekannt und kann sich unkontrolliert verbreiten. Poste daher z.B. keine Fotos von Personen, die nicht explizit der Veröffentlichung zugestimmt haben oder ohne die Erlaubnis des Fotografen. Belege deine Aussagen durch glaubwürdige Quellen und nenne bei Zitaten immer auch die Quelle und den Urheber.

9. Glaube nicht alles, hinterfrage kritisch und nutze verschieden Quellen

Was schon immer für die Nutzung von Medien galt, ist es in Zeiten von Fake-News unerlässlich, nicht alles was weitergleitet und geteilt wird, zu glauben. Das gilt vor allem bei politischen und tendenziösen Äußerungen sowie auch bei stark emotionalisierenden Themen und Bildern ganz besonders. Recherchiere daher in verschiedenen Quellen und sichere den Wahrheitsgehalt, bevor du die Nachricht weitergibst.

10. Dein Wert hängt nicht an Likes und Posts

Auch wenn Aufmerksamkeit die neue Währung zu sein scheint und Posts daran gemessen werden, wie oft sie gelesen, geliked, kommentiert oder geteilt werden – der Wert eines Menschen hängt davon jedoch nicht ab (vgl. Ps 139,14). Dennoch freut sich jeder, wenn seine Beiträge wahrgenommen werden. Zeige daher, was Dir gefällt und teile es mit anderen. Das ist eine Form digitaler Nächstenliebe.

Joachim Stängle berät und begleitet Unternehmen und Organisationen auf dem Weg in die digitale Gegenwart.

Abdruck / Verwendung mit freundlicher Genehmigung des Evang. Gemeinschaftsverbandes Württemberg e.V. – Die Apis

Von: Joachim Stängle

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