Mark Zuckerberg: „Es tut mir leid“

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat sich erstmals nach dem Datenskandal um sein Unternehmen zu Wort gemeldet und sich für den Missbrauch entschuldigt. Deutsche Politiker zeigten sich nach einem Treffen mit Facebook-Vertretern nicht überzeugt von der Aufrichtigkeit des Unternehmens.
Von PRO
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat sich für den Datenmissbrauch entschuldigt

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat sich erstmals zum Datenskandal seines Unternehmens geäußert. Ende vergangener Woche wurde bekannt, dass sich die britische Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica auf unzulässige Weise persönliche Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzern beschafft haben soll. Die Facebook-Aktie brach daraufhin ein und US-Politiker und Politiker aus Großbritannien forderten Zuckerberg auf, bei Anhörungen vor dem US-Kongress auszusagen. Der Facebook-Chef hüllte sich bisher in Schweigen.

Nun äußerte er sich in verschiedenen Sendern und Zeitungen zu dem Thema. „Es tut mir leid, dass es passiert ist“, sagte er in einem Interview des Senders CNN. Er gestand ein, dass Facebook Fehler im Umgang mit Cambrigde Analytica gemacht habe. Sein Unternehmen habe bereits im Jahr 2015 davon gewusst, dass Cambrigde Analytica über die App eines Mittelsmannes Nutzerdaten abgegriffen hatte, berichtet die Süddeutsche Zeitung (SZ) aus der Stellungnahme Zuckerbergs. Facebook habe allerdings nicht geprüft, ob die Datenfirma auch der Aufforderung, die Nutzerdaten zu löschen, nachgekommen sei. Offensichtlich sei das nicht der Fall gewesen. Die Hauptverantwortung für den Datenmissbrauch schiebe Zuckerberg deshalb Cambridge Analytica zu.

In einem Interview des Magazins Wired sagte Zuckerberg, Facebook wolle nun jede App prüfen, die zwischen 2010 und 2015 auf detaillierte Nutzerdaten Zugriffe hatte. Die Schwierigkeit dabei sei allerdings, dass diese Daten nicht bei Facebook lägen, sondern auf den Servern der jeweiligen Produzenten der Apps. Der Facebook-Chef kündigte außerdem an, dass jeder Nutzer, der vom Datenmissbrauch betroffen sei, von Facebook darüber informiert werde. Allerdings nur, wenn der Nutzer das selbst über eine entsprechende Facebook-Funktion prüfe. Produzenten von Apps sollten künftig nur noch eingeschränkten Zugang zu den Nutzerdaten auf Facebook erhalten und diese verlieren, sobald die App drei Monate lang vom Nutzer nicht mehr genutzt worden sei. Zugriff gebe es nur noch auf Name, Profilfoto und E-Mail-Adresse. Facebook bietet verschiedenste Apps von Drittanbietern an, die in Facebook genutzt werden. Darunter fallen zum Beispiel diverse Spiele oder Shopping-Anwendungen.

Bundesregierung zieht Konsequenzen

Zuckerberg habe sich außerdem bereit erklärt, vor dem US-Kongress auzusagen, berichtet die SZ. Kritik übte er am Netzwerkdurchsetzungsgesetz. Dies sei „in einigen Punkten nach hinten los gegangen“. Zuckerberg selbst bevorzuge Richtlinien statt Gesetze.

Die Bundesregierung kündigte an, schnell ein neues Datenrecht zu erarbeiten, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) wolle dafür die Datenethikkommission einsetzen. Justizministern Katarina Barley (SPD) nannte den Vorfall mit Facebook einen „Skandal“. Sie verlangte von dem Konzern Aufklärung, wie es zu dem Missbrauch habe kommen können und ob deutsche Nutzer betroffen seien. Sie trifft sich am kommenden Montag mit ranghohen Vertretern von Facebook Europe.

Am Freitag traf sich der Bundestags-Ausschuss Digitale Agenda mit Facebook-Vertretern, um Aufklärung zu leisten. Die Politiker äußerten anschließend Zweifel an der Aufrichtigkeit von Facebook. „Viele Fragen wurden nicht beantwortet“, sagte Thomas Jarzombek (CDU), Sprecher des Ausschusses, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die Facebook-Vertreter hätten keine Auskunft darüber gegeben, ob auch Nutzer in Deutschland betroffen seien. „Mehr als Beruhigungsfloskeln“ habe der Ausschuss am Freitag von Facebook nicht zu hören bekommen, sagte auch Tabea Rößner von den Grünen.

Im Netz macht derzeit der Hashtag #deletefacebook die Runde. Nutzer rufen damit dazu auf, das eigene Profil zu löschen. Wie viele von ihnen es ernst meinen, lässt sich nicht feststellen.

Von: Swanhild Zacharias

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