Mehr menschliche Prüfer bei Facebook

Nachdem antisemitische Werbebanner bei Facebook aufgetaucht sind, will das Management des Sozialen Netzwerks menschliche Beobachter engagieren, die mehr auf die Anzeigen achten. Das teilte die Geschäftsführerin von Facebook, Sheryl Sandberg, mit.
Von Jörn Schumacher
Rassisten hatten bei Facebook antisemitische Anzeigen geschaltet, die lange nicht auffielen

Die Organisation ProPublica hatte in der vergangenen Woche eine Studie veröffentlicht, wonach explizit antisemitische Werbung in dem beliebten Sozialen Netzwerk geschaltet worden war. Die Werbung richtete sich an Nutzer, die sich selbst als „Judenhasser“ bezeichnen. Am Donnerstag vergangener Woche berichtete ProPublica von Werbung für Nazi-Memorabilia oder rechtsgerichtete Demonstrationen.

Die Experten machten etwa 2.300 Nutzer des Sozialen Netzwerks aus, die Interesse an Themen wie „Judenhass“, „Wie man Juden verbrennt“ oder „Warum die Juden die Welt vernichten“ angaben. Die Journalisten testeten das System, indem sie selbst 30 Dollar ausgaben, um in derlei Facebook-Gruppen für antisemitische Postings zu werben. „Facebook akzeptierte alle drei Anzeigen in nur 15 Minuten“, teilte ProPublica mit.

Algorithmen reichen offenbar nicht aus, um derartige antisemitische Postings bei Facebook zu entdecken. Deswegen beschloss die Leitung des Unternehmens, menschliche Prüfer an das Problem zu setzen, um es einzudämmen. Sheryl Sandberg, Geschäftsführerin von Facebook, schrieb laut BBC in einer Mitteilung, sie sei „angeekelt“ von den Ergebnissen einer Studie zu Antisemitismus bei Facebook. Sandberg entstammt, ebenso wie Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, selbst einer jüdischen Familie.

Nutzer können auch Werbeanzeigen melden

In ihrem Beitrag auf Facebook schrieb sie: „Es macht uns traurig, dass unser System es zugelassen hat, dass solche Worte bei uns erscheinen konnten. Hass hat bei Facebook keinen Platz – und als Jüdin, und als Mutter, als Mensch weiß ich, welchen Schaden solch ein Hass anrichten kann.“ Sandberg gab zu, dass Facebook hier einen Fehler gemacht hat und erklärte, die hasserfüllten Statements seien umgehend gelöscht worden.

Wie BBC mitteilt, begrüßte die Anti-Defamation League (ADL), eine amerikanische Organisation, die gegen Diskriminierung und Diffamierung von Juden eintritt, die Mitteilung der Facebook-Verantwortlichen. ADL-Geschäftsführer Jonathan Greenblatt erklärte: „Wir sind froh, dass sie so schnell aktiv geworden sind. Wir von der ADL werden Technologie-Unternehmen dazu drängen, es auch weiterhin zu sein.“

Sandberg teilte mit, in Zukunft sollten noch mehr menschliche Akteure daran gesetzt werden, auf die Inhalte von Werbeanzeigen zu achten. Außerdem arbeiteten die Facebook-Entwickler an einem neuen System, das es Nutzern erlaubt, unangebrachte Werbung zu melden, so wie bereits jetzt Beiträge von Nutzern gemeldet werden können, wenn sie gegen die Verhaltensrichtlinien der Webseite verstoßen.

Facebook ist nicht das einzige Unternehmen, das Probleme mit anstößigen Werbebannern hat. Auch bei Google waren in der Vergangenheit rassistische Werbeanzeigen neben antisemitischen Suchbegriffen aufgetaucht. Ebenso musste Twitter bereits gegen Missbrauch ihrer Werbeanzeigen eingreifen. (pro)

Von: js

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