Mark Zuckerberg: Facebook dient als Kirchen-Ersatz

Facebook kann die Lücke im Leben der Menschen schließen, die durch den schwindenden Einfluss der Kirchen entstanden ist. Eine gute Kirche sei aber mehr als ein soziales Netzwerk. Diese These vertritt der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.
Von Johannes Blöcher-Weil
Diskussionen gibt es um die von Mark Zuckerberg angestoßene Debatte, ob Facebook Kirchen mit ihrem schwindenden Einfluss ersetzen könne

Facebook hat mittlerweile monatlich mehr als zwei Milliarden Nutzer. Damit ist die „Gemeinde“ größer als jede christliche Gruppe weltweit. Gründer Mark Zuckerberg hat das soziale Netzwerk bei einem Zusammentreffen in Chicago als möglichen Ersatz für die Kirche, deren Einfluss schwinde, bezeichnet. In der Rede betonte er, dass die Menschen anderswo Sinn und Unterstützung suchten.

Seien Kirchen lange ein zentraler Ort der Gemeinschaft gewesen, gehe die Zahl der Gottesdienstbesucher zurück. Das Facebook-Zusammengehörigkeitsgefühl könne die Lücke für Nichtreligiöse schließen, findet Zuckerberg. Er hat das Ziel, die Mitglieder in den Facebook-Gruppen zu steigern. „Kirchen, Sport und Nachbarschaftsgruppen können Sinn schenken.“ Auch eine gute Vernetzung mache zufriedener: „Menschen, die in die Kirche gehen, engagieren sich stärker und spenden mehr – nicht allein, weil sie religiös sind, sondern weil sie Teil einer Gemeinschaft sind“, sagte Zuckerberg.

„Sind nicht das Zentrum der Welt“

Dass Facebook kein Kirchen-Ersatz sein kann, findet Peter Ormerod. Er kommentiert die Aussagen von Zuckerberg in der der Online-Ausgabe von The Guardian. Kirchen könnten bestenfalls eine starke Perspektive bieten. Sie seien nicht nach Algorithmen organisiert und nicht auf jeden Nutzer individuell zugeschnitten. Dieselben Liturgien und Lieder hätten Millionen von Menschen weltweit geprägt – und das über Jahrhunderte hinweg.

Die Kirche vermittle, dass Menschen nicht das Zentrum der Welt seien. Facebook präsentiere eine verarmte und verengte Sichtweise der Menschen auf sich selbst. Die Kirche bringe Menschen in Kontakt miteinander, die sich nicht als Freunde betrachten würden. Aber mit ihnen gemeinsam feiere man das Abendmahl, singe Lieder und spreche Gebete, die Barrieren abbauten.

Kirchen könnten aber auch oberflächlich sein und ihre Mitglieder verletzt zurücklassen. Kirchen spiegelten dem Menschen einerseits seine schlechten Seiten, andererseits aber auch das, was er gut könne. Eine gute Kirche sei mehr als ein soziales Netzwerk. Es sei unter anderem ein Platz der Ruhe, des Friedens und der Tiefe. „Wie groß die Vision Zuckerbergs auch ist. Sie wird sich niemals behaupten“, bilanziert Ormerod. In der vergangenen Woche hatte Facebook seinen Leitspruch geändert. Hieß er früher „Make the world more open and connected“ (Mach die Welt offener und verbinde sie), lautet er jetzt: „Bring the world closer together“ (Bringe die Welt näher zusammen). (pro)

Von: jw

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