„Danke, Jesus – wie meine Mutter sagen würde“

In „The Big Bang Theory“ stolpern liebenswerte Nerds durchs Leben. Die Serie avancierte zur erfolgreichsten Sitcom der vergangenen Jahre. Auch der christliche Glaube hat seinen Platz – als Dauerkonflikt zwischen dem weltfremden Physiker Sheldon Cooper und dessen gläubiger Mutter.
Von Nicolai Franz
Mayim Bialik (in „The Big Bang Theory“ Amy Farrah Fowler) erklärt auf YouTube, warum sie gläubige Jüdin ist

Danke, Jesus!“, jubelt Sheldon, nachdem er beim Bowling alle Pins abgeräumt hat – um sofort wie ertappt nachzuschieben: „… wie meine Mutter sagen würde.“

Sheldon Cooper (Jim Parsons) und seine Mutter Mary (Zoe Perry) könnten unterschiedlicher kaum sein. Er der verhaltensauffällige Nerd, der nichts so verehrt wie die theoretische Physik, der sogar Elite-Ingenieure für „angelernte“ Arbeiter hält, sich selbst aber für ein Jahrhundertgenie, der zwar wissenschaftliche Höchstleistungen vollbringt, aber die Empathiefähigkeit eines Roboters besitzt (was er als Kompliment auffassen würde). Glaube ist für Sheldon etwas für simple Gemüter.

Auf der anderen Seite seine warmherzige Mutter Mary, eine knackkonservative Texanerin, die sich in ihrer evangelikalen Kirche engagiert, und für die die politisch korrekten Kalifornier, bei denen ihr „Shelly“ nun wohnt, verwirrte Liberale sind.

Die Nerd-Freunde als Familienersatz

Sheldon ist eine der Hauptfiguren in „The Big Bang Theory“ („Die Urknalltheorie“), der erfolgreichsten Sitcom der vergangenen Jahre. Die TV-Serie handelt von den vier Nerds Sheldon, Howard (Simon Helberg), Leonard (Johnny Galecki) und Raj (Kunal Nayyar), die an einer Universität forschen. Penny (Kaley Cuoco), die attraktive Nachbarin von Sheldon und Leonard, arbeitet als Kellnerin, träumt aber von einer Schauspielkarriere. Dazu kommen Amy (Mayim Bialik) und Bernadette (Melissa Rauch), die ihre große Liebe in Sheldon und Howard finden.

„The Big Bang Theory“ generierte ihren Erfolg durch eine Mischung aus Bewährtem und Neuem. Dass Freundeskreise junger Erwachsener zeitweise eine Familie ersetzen können, weiß die Fernsehwelt spätestens seit der Serie „Friends“, die bis 2004 lief. Zum bekannten Hollywoodinventar gehört die bewusste Überzeichnung der Protagonisten, die bei „The Big Bang Theory“ bisweilen zu Karikaturen geraten.

Neu ist, dass die männlichen Hauptfiguren zur bis dato wenig beachteten Nerdszene gehören: Sie daddeln nächtelang Computerspiele, geben Unsummen für Comic-Hefte und Star-Trek-Figuren aus, tun sich aber schwer, wenn es um Beziehungen geht – auch wenn es ihnen schließlich gelingt, welche zu führen. Die Serie fand weltweit Millionen Fans, die finale Staffel läuft in Deutschland auf ProSieben noch bis Dezember.

Wissenschaftlerin und gläubig? Kein Problem.

Und auch Religion spielt immer wieder eine Rolle. Howard ist Jude, heiratet mit Bernadette aber eine Katholikin, die eine katholische Schule besuchte. Als Howard seine Flamme Bernadette seiner besonders selbstbewussten jüdischen Mutter vorstellen will, rät er seiner Freundin, doch bitte „Mister Cross“ abzunehmen, den Kreuzanhänger an ihrer Halskette. Der indischstämmige Raj ist mehr oder weniger gläubiger Hindu, während Sheldon Religion strikt ablehnt.

Weniger bekannt ist, dass Leonards Darsteller Jonny Galecki eine eigene Serie namens „Living biblically“ („Biblisch leben“) produziert hat. Die auf dem gleichnamigen Buch basierende Sitcom handelt von einem Mann, der nach dem Tod seines besten Freundes versucht, sein Leben an der Bibel auszurichten.

Auch für Mayim Bialik, die in „The Big Bang Theory“ das Mauer­blümchen Amy Farrah Fowler mimt, spielt Glaube eine Rolle in ihrem Leben außerhalb der Serie. Kurioserweise ist sie wie ihre Serienrolle eine Neurowissenschaftlerin. Häufig werde sie darauf angesprochen, wie sie als Naturwissenschaftlerin an einen Gott glauben könne, sagt die Jüdin in einem YouTube-Video. Für Bialik ist das kein Problem. Im Gegenteil gebe es ihrem Leben Halt und Sinn, wenn sie im Gebet immer wieder mit Gott in Verbindung trete.

Sheldons Mutter – eine Geheimwaffe

Wenn in „The Big Bang Theory“ Gott ins Spiel kommt, dann eigentlich immer in Verbindung mit Sheldons Mutter Mary Cooper. Sie ist es, die die Freunde herzlich, aber bestimmt in der Kirche ermutigt, ein Gebet zu sprechen, was die meisten von ihnen auch tun.

Sheldon kann all das natürlich nicht ernst nehmen. Und doch hängt er an seiner gläubigen Mutter mehr als an allem anderen. Trotz seiner intellektuellen Überlegenheit gehorcht er ihr aufs Wort, wenn sie ihre mütterlichen Weisungen nur entschieden genug vorträgt. Sie ist die Geheimwaffe seiner Freunde, wenn er sich mal wieder entgegen allen menschlichen Gepflogenheiten verhalten hat und sich nicht entschuldigen will.

„Was mich aufregt, ist die Heuchelei“

Sticheleien gegen den Glauben seiner Mutter kann er sich trotzdem nicht verkneifen. Die Drehbuchautoren geben dabei weder die schlichte Gläubigkeit der Mutter noch die spleenige Wissenschaftsvergötterung von Sheldon der Lächerlichkeit preis – und sind dabei trotzdem urkomisch.

Der Ulk, der „The Big Bang Theory“ ausmacht, wird über die ganze Spielzeit nur selten für Ernsthaftigkeiten unterbrochen. Eine davon ist ein Gespräch zwischen Sheldon und seiner verwitweten Mutter, die er kurz zuvor in flagranti mit einem älteren Herrn erwischt hat. „Ich denke, was mich am meisten dabei aufregt, ist die unverfrorene Heuchelei“, sagt der Sohn. „Widerspricht das nicht allen religiösen Regeln, die du dein Leben lang verfochten hast?“ – „Du hast Recht, sehr sogar. Und damit hadere ich auch sehr in letzter Zeit.“ Dass Sheldons Mutter sich derart verletzlich und fehlbar zeigt, scheint sie ihm näher zu bringen als je zuvor.

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Von: Nicolai Franz

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