Käßmann „schockiert“ über Gloria von Thurn und Taxis

Gloria von Thurn und Taxis, Unternehmerin und bekennende Katholikin, hat am Dienstag in der ARD-Sendung "Menschen bei Maischberger" erneut vom "Schnackseln" gesprochen und davon, dass AIDS in Afrika durch die Verwendung von Kondomen nicht einzudämmen sei. Margot Käßmann, Landesbischöfin der evangelischen Kirche in Niedersachsen, protestierte scharf.
Von PRO

Gloria von Thurn und Taxis war zusammen mit Joachim Kardinal Meisner zu Gast in der ARD-Sendung, mit dem sie vor wenigen Tagen das Buch „Die Fürstin und der Kardinal: Ein Gespräch über Glauben und Tradition“ veröffentlicht hat. Moderatorin Sandra Maischberger sprach mit den beiden Katholiken über Sexualität, Aids und Religion. „Die Pille ist eine Form von Abtreibung, das dürfen wir nicht vergessen“, sagte die 48-Jährige am Dienstagabend in der ARD-Sendung. Sie würde auch ihrer eigenen Tochter raten, nicht die Pille zu nehmen. Über Kondome sagte sie, diese seien selbst als Mittel gegen Aids nicht der richtige Weg. „Was Aids verhindert, ist, wenn man weniger schnackselt“, betonte sie. „Treu sein ist die Devise.“ Auf die Frage Maischbergers, ob sie Homosexualität als abnorm und unnatürlich sehe, antwortete Meisner: „Natürlich“, und Thurn und Taxis fügte hinzu, gegen das Schwulsein helfe nur „viel Beten“.

Käßmann: „Geradezu schockiert“

Die Landesbischöfin der evangelischen Kirche in Niedersachsen, Käßmann, bezeichnete am Mittwoch im NDR die Äußerung, Kondome seien nicht der richtige Weg, AIDS einzudämmen, als „von oben herab“, zynisch und menschenverachtend, und zudem helfe sie den HIV-Infizierten nicht. „Für mich ist das schon ein Trauerspiel, weil ich denke, die Fürstin wird kaum vor Augen haben, was die Realität von HIV/Aids-Infizierten ist. In den Ländern südlich der Sahara ist die Sterberate bei Kindern unter fünf Jahren durch HIV/Aids um bis zu 40 Prozent gestiegen“, sagte die Bischöfin. „Vielleicht wäre es gut, wenn die Fürstin einmal mit nach Südafrika reisen würde. Ich reise am Sonntag dort hin.“

Käßmann fügte hinzu: „Ich halte die Benutzung von Kondomen für eine Frage der verantwortlichen Sexualität.“ In Ländern, in denen stark dafür geworben werde, gehe die Infektionsrate zurück. Auch sei es absurd, Pille und Abtreibung gleichzusetzen.

Protest bereits vor sieben Jahren bei ähnlicher Äußerung

Bereits am 9. Mai 2001 hatte Gloria von Thurn und Taxis für Proteste in der Öffentlichkeit gesorgt, nachdem sie in der Talkshow „Friedman“ gesagt hatte: „Afrika hat Probleme nicht wegen fehlender Verhütung. Da sterben die Leute an AIDS, weil sie zu viel schnackseln. Der Schwarze schnackselt gerne.“ Manche beurteilten diese Äußerung als rassistisch. In Bezug darauf sagte Käßmann am Mittwoch: „Ich bin doch geradezu schockiert davon, dass die Fürstin etwas wiederholt hat, was sie ja vor Jahren schon mal gesagt hat und wo doch die Kritik sehr deutlich war.“

Auch der Verein „Pro Familia“ protestierte gegen die Gleichsetzung von Abtreibung und Anti-Baby-Pille. Nach einem Bericht der „Rheinischen Post“ sagte Juliane Ziegel von der „Pro Familia“-Schwangerenberatung in München, die Haltung der Fürstin sei „medizinisch nicht haltbar“, da bei der Pille eine Befruchtung von vornherein verhindert werde. Manche Menschen würden „schon schief angeschaut“, wenn sie drei Kinder hätten. „Wie sollen da zehn Kinder einen Lebensraum finden?“, fragte Ziegel. Kinderreiche Eltern würden „inzwischen sehr geächtet“ und hätten finanziell und sozial „nicht immer ein leichtes Leben“. „Pro Familia“ freue sich jedoch „über jedes Kind, das ausgetragen wird“. (PRO)

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