Pro7 zeigt umstrittenen Film „Der Bibelcode“

In der kommenden Woche strahlt der Fernsehsender Pro7 den zweiteiligen Spielfilm "Der Bibelcode" aus. Dem Film liegt das gleichnamige Buch des amerikanischen Journalisten Michael Drosnin zugrunde, dessen Thesen bereits vor einigen Jahren von Wissenschaftlern widerlegt wurden.
Von PRO

Sind in der Bibel Botschaften versteckt, die den Terroranschlag auf das World Trade Center und andere Ereignisse vorhersagten? Glaubt man Michael Drosnin, dem Autor von „Der Bibel-Code“, dann ist dies der Fall. In seinem Roman beschreibt er, wie man angeblich nur die Buchstaben des hebräischen Bibel-Originaltexts in die richtige Reihenfolge bringen müsse, um Prophezeihungen von Ereignissen der heutigen Zeit in der Bibel zu finden.

Das 1997 erschienene Buch löste seinerzeit Diskussionen über versteckte Botschaften in der Bibel aus und wurde schnell zum Weltbestseller. Eine der Kerntheorien lautet: „Wir haben die Bibel stets als Buch betrachtet und wissen inzwischen, dass dies nur eine ihrer Erscheinungsformen ist. Sie ist ebenso ein Computerprogramm, das (…) von seinem Schöpfer als interaktiver, sich ständig verändernder Text entworfen wurde.“

Drosnin will aus dem Bibelcode verborgene Botschaften über die Zukunft der Welt herausgelesen haben. Seine Theorie geht zurück auf Untersuchungen des israelischen Mathematikers Eliyahu Rips, der gemeinsam mit dem Physiker Doron Witztum die Thora auf sogenannte „äquidistante Buchstabenfolgen“ untersuchte. Eine solche Folge entsteht, wenn man in einem Text nicht alle Buchstaben, sondern beispielsweise nur jeden fünften oder jeden zehnten betrachtet. Nach den Berechnungen von Rips und Witztum fanden sich in den untersuchten hebräischen Buchstabenfolgen so viele Namen und Lebensdaten prominenter Juden, dass der Zufall als Erklärung ausschied. Da die entdeckten Personen erst nach Niederschrift der Thora lebten, schien dieses Resultat wissenschaftlich nicht erklärbar zu sein.

Anfang der 90er Jahre stieß der Journalist Drosnin auf diese Theorien und recherchierte auf eigene Faust weiter. 1997 veröffentlichte er „Der Bibelcode“. Eliyahu Rips und Doron Witztum distanzierten sich inzwischen von dem Bestsellerautor. Statistiker und Code-Experten waren sich einig, dass man mit der Drosninschen Methode beliebige Botschaften in nahezu jedem Buch finden konnte, wenn man nur lange genug suchte. In den vergangenen Jahren hat sich die Begeisterung um das Buch beruhigt.

Bibel-Code als Mystery-Abenteuer in zwei Teilen

Dessen ungeachtet zeigt Pro7 den „Mystery-Abenteuer-Event“ am 1. und 2. September. Darsteller sind unter anderem Cosma Shiva Hagen, Joachim Fuchsberger und James Faulkner. Die Geschichte dreht sich um die Ex-Polizistin Johanna, die den Mord an ihrem Vater aufklären will. Dabei kommt sie dem geheimen Code der Bibel auf die Spur. Cosma Shiva Hagen gab in einem Interview mit der Fernsehzeitung „TV Spielfilm“ an, sie wisse nicht, wann sie das letzte Mal die Bibel gelesen habe. Zur Vorbereitung auf den Film hätte ihr diese auch nichts geholfen. Über ihren persönlichen Glauben sagte sie: „Ich bin nicht religiös, aber ich glaube gern an etwas, auch daran, dass es Jesus und dass es Buddha gab…“

Zuschauer nehmen fiktive Theorien für bare Münze

Der Informatiker und Kryptograf Klaus Schmeh sieht dem Zweiteiler mit gemischten Gefühlen entgegen. „Natürlich spricht nichts dagegen, ein solches Thema literarisch zu verarbeiten“, so Schmeh auf der Internetseite der „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften“ (GWUP). In der GWUP haben sich mehr als 700 Wissenschaftler und wissenschaftlich Interessierte, die sich für Aufklärung, kritisches Denken und die Popularisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden einsetze, zusammengefunden.

„Nicht nur der Bestseller ‚Sakrileg‘ von Dan Brown zeigt jedoch, dass allzu viele Leser oder Zuschauer fiktive Theorien für bare Münze nehmen. Ich rate daher dazu, den Bibel-Code-Film als das zu nehmen, was er ist: ein Thriller, der keinen Anspruch darauf erhebt, eine wahre Geschichte zu erzählen“, so Schmeh. Pro7 zeigt „Der Bibelcode“ am 1. und 2. September jeweils um 20.15 Uhr.

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