„Dr. Stellberg hilft“: RTL setzt auf Familientherapie

K ö l n (KEP) – Vom Problemfall Kindererziehung zum Problemfall Familie: Kaum hat sich das Format der "Super Nanny" und ihrer Kolleginnen im deutschen Fernsehen etabliert, präsentiert der Kölner Privatsender RTL seit vergangenem Sonntag ein neues Format. Der Familientherapeut Rüdiger Stellberg (56) löst in vorerst acht Folgen familieninterne Probleme.
Von PRO

Alltag vieler Familien fernab von Harmonie

Der Fernsehzuschauer verbindet mit dem Begriff „Familie“ einen Ort, an dem man sich geborgen fühlt, an dem es harmonisch zugeht. Doch der Alltag sieht in vielen Familien anders aus: Zoff, Streitereien und Lästereien bringen Familienmitglieder dazu, sich aus dem Weg zu gehen oder gar Jahre lang nicht mehr miteinander zu reden. Doch wenn ein Ausweg beinahe hoffnungslos scheint, kommt Psychotherapeut und Heilpraktiker Rüdiger Stellberg ins Spiel, verspricht RTL.

Seine Methode scheint simpel: Er führt erst alle Streithähne für eine Woche zusammen, lässt sie ihre Konflikte austragen, um schließlich gemeinsam Lösungen dafür finden. Der Autor diverser Publikationen und Kassetten hat eine eigene Praxis in Kaarst bei Düsseldorf und arbeitet dort seit über zwanzig Jahren mit Menschen in verschieden Lebenskrisen.

Leuten Mut machen

„Ich glaube, dass die Sendung Zuschauern Mut macht – sie sehen die Leute, die unter Anleitung eines Therapeuten ihre Probleme lösen, Barrieren wie Scham erkennen und überwinden“, so Stellberg. Zudem sei es ihm wichtig, dass nichts gesendet wird, was er nicht vertreten kann. Letztendlich gehe es um alltägliche Konflikte bei Menschen und nicht um „Spektakuläres“.

Kritik gab es schon vor Ausstrahlung der ersten Folge. Der Berliner Medienwissenschaftler Professor Norbert Bolz warnte in der „Welt“ vor „künstlich erzeugten Spontanheilungen und Wundern“. Diese seien für die Fernsehmacher „ideale Inhalte“, haben jedoch mit der Realität nichts zu tun. „Hier geht es um Zauberformeln. Die Utopie, die im Alltag gesucht wird, kommt in solchen Formaten zum Ausdruck“, erläuterte Bolz.

„Nächste Stufe des Absurden erreicht“

Des Weiteren befürchtet der Medienwissenschaftler, dass soziale Krankheiten der Hauptdarsteller zur Schau gestellt werden. Nach Ausreizung pornographischer Reize sei dann die nächste Stufe erreicht: „Die Obszönität eines Seelenstriptease“.

„Miserable Einschaltquote“

In der ersten Folge ging es um die Auseinandersetzung einer Mutter mit ihrer schwangeren Tochter, deren Partner sie ablehnt, wie die Tageszeitung „Die Welt“ berichtet. Die Einschaltquote dieser Episode war laut Internetanbieter „Medien 44“ jedoch miserabel. Nur 2,62 Millionen Zuschauer interessierten sich für das neue Format, der Marktanteil betrug 8,3 Prozent.

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