Der Rundfunkratsvorsitzende forderte die deutschen Rundfunk- und Medienräte auf, dafür zu kämpfen, dass „unlauteren Praktiken auf der ganzen Linie Einhalt geboten wird“. Die Branche selbst müsse klare Grenzen ziehen. Schleichwerbung sei keine Alternative für die Wirtschaft, weil sie den Verbraucher zum Misstrauen erziehe.
Die jüngsten Fälle von Schleichwerbung in Programmen öffentlich-rechtlicher wie privater Sender hätten deutlich gemacht, dass sich „illegale Werbeformen in eine wachsende Zahl von Programmen einschleichen“, so Lenze. Es sei merkwürdig, „wie still sich die gesamte Branche bei der Diskussion um den Fall Marienhof verhält“. Er vermute deshalb, dass die Aufarbeitung des Themas Schleichwerbung erst am Anfang stehe.
Gegen Bezahlung wurden Marken und Themen in Serien platziert
Recherchen des Evangelischen Pressedienstes (epd) hatten Anfang Juni enthüllt, dass in der ARD-Serie „Marienhof“ und anderen Serien jahrelang illegal gegen Bezahlung Marken und Themen platziert worden waren. Die von der ARD veranlassten Prüfungen bei der zuständigen Produktionsfirma Bavaria hatten zur Folge, dass am vergangenen Freitag zwei Produzenten und ein Dramaturg entlassen wurden.
An dem Bündnis gegen Schleichwerbung sollten sich nicht nur die Sender als Auftraggeber von Fernsehproduktionen, sondern auch die Auftragnehmer, also die Produzenten, beteiligen, so Lenze. Er schlug vor, die Landesmedienanstalten könnten zusammen mit ARD und ZDF Musterverträge erarbeiten, die einen verbindlichen Verhaltenskodex gegen Schleichwerbung enthalten.
Der Rundfunkratsvorsitzende forderte auch klare Regelungen für den „Graubereich so genannter Kooperationen“ und für das Sponsoring. Ob Gummibärchen, Handyshow, Brotaufstrich oder Tiefkühlkost, es sei „unerträglich, was uns in manchen Programmen mittlerweile zugemutet wird“.