Medien-Streit um Jesusbuch-Autor geht weiter

Die Debatte um das Jesusbuch des Religionswissenschaftlers Reza Aslan geht weiter. Die Zeitung Die Welt lobt das Werk überschwänglich. Der Sender Fox News verteidigt das Aufsehen erregende Interview mit dem Autoren, während Twitter-Nutzer es parodieren. Das Magazin TIME lässt Aslan selbst zu Wort kommen und stellt ihm eine zentrale Frage.
Von PRO

Für den Branchendienst Meedia ist es das „peinlichste TV-Interview des Jahres“ und „peinlichstes Fox-Interview aller Zeiten“. Peinlich sei besonders die Uneinsichtigkeit von Moderatorin Lauren Green gegenüber einem „absoluten Experten“. Weiter wirft Meedia der Journalistin vor, nicht vorbereitet gewesen zu sein: Sie behauptet, Aslan vertusche seinen muslimischen Glauben; Aslan kontert, er habe in seinem Buch seinen Glauben kenntlich gemacht (pro berichtete).

Aufmerksamkeit durch Fox-Interview

Das zehnminütige Gespräch hat dem Buch und dessen Autor Popularität verliehen. Wie die Zeitung New York Times berichtet, hätten sich die Buchverkäufe binnen zweier Tage um 35 Prozent gesteigert. Im Internetversand Amazon ist das Werk seit Sonntag das meistverkaufte Buch. Der Autor habe seit dem Interview 5.000 Follower auf Twitter hinzugewonnen, derzeit sind es fast 46.700. Unter dem Hashtag #foxnewslitcrit amüsieren sich Twitter-Nutzer und verfassen Parodie-Fragen wie „Sie sind ein Mensch, Herr Tolkien. Warum sollten sie ein Buch über Hobbits schreiben?“

Fox News selbst ließ das Interview nach den „Angriffen liberaler Medien“ von Brent Bozell verteidigen. Der Präsident des Media Research Center, eines konservativen Medien-Instituts, findet die Frage, ob Aslan als Muslim voreingenommen sei, angemessen. „Aslan hätte ‚ja‘ sagen sollen.“ Seine Arroganz zeige sich darin, dass er die Frage nach seiner Voreingenommenheit für dreist gehalten habe.

Den „liberalen Medien“ wirft Bozell vor, die Kernthese des christlichen Glaubens, die Göttlichkeit Jesu, nicht zu thematisieren, sondern nur die angebliche Neutralität des Autors zu betonen. Nach der Auferstehung, einem nicht minder zentralen Thema des Christentums, fragt zumindest das Magazin TIME bei dem Religionswissenschaftler nach. Aslan erklärt, als Historiker könne er nicht beantworten, ob Jesus auferstanden sei. Unabweisbar sei hingegen der Fakt, dass seine Nachfolger genau das geglaubt hätten.

Unkritische Wiedergabe

Der Feuilletonist Hannes Stein lobt in der Tageszeitung Die Welt das Werk Aslans als „hervorragendes Buch“, es sei „in jedem Fall großartig“: „Ausgerechnet ein Muslim räumt auf mit dem Mythos vom friedliebenden Christus.“ Das Buch werde Christen zwar nicht vom Glauben abbringen, es solle jedoch ein „schnell rotierender Wetzstein sein, an dem sich der Christenglaube schärft“.

Darüber hinaus bietet Steins Text nur einfache Wiedergabe und Aneignung der Thesen. Diskussionswürdig wäre etwa die Deutung des Satzes Jesu, nicht Frieden, sondern das Schwert zu bringen (Matthäus 10,34). In den Augen Steins und Aslans ist Jesus ein Gewalttäter. Das Bibelzitat kann aber auch so gedeutet werden, dass sich an Jesus Christus die Geister scheiden.

Nicht immer ist in dem Welt-Artikel kenntlich, welche Thesen sich Stein von Aslan ausleiht und welche seiner eigenen Feder entsprungen sind. Hat Aslan tatsächlich den Begriff „White Trash“ bemüht, um Jesu niedrige soziale Stellung zu illustrieren? Ist Jesus in den Augen Aslans tatsächlich wie ein „bärtiger Siedler-Rabbi mit gestickter Kippa, der die Palästinenser aus dem Westjordanland vertreiben möchte“? Beides wäre ein gewagter Vergleich. (pro)

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