Noch vor einigen Jahren seien Geistliche in Fernsehrunden eingeladen worden, um einen Beitrag zur Klärung ethischer Grundsatzfragen zu leisten. Heute jedoch ist „nicht mehr ihre theologische Perspektive, sondern nur noch ihre Rechtfertigung verlangt“. Manch ein Bischof empfinde dies als antikatholische Kampagne.
Dem entgegen stehe ein „Religionstheater“ um den Papstwechsel in Rom, auf das sämtliche Massenmedien begeistern eingegangen seien. „Um Gott ging es dabei nur am Rande“, findet Bahr. Sie zeigt in ihrem Artikel auf, dass der Evangelischen Kirche eine dem Papst vergleichbare Führungspersönlichkeit fehlt – dies lasse die Sehnsucht nach einer Figur wachsen, „die für das Ganze stehen kann, und sei es auch nur, um sich an dieser Person abzuarbeiten, sich hinter ihr zu verstecken oder sich über sie aufzuregen“. Weder eine Bischöfin, noch ein Ratsvorsitzender, auch kein Präses einer Synode, „kann oder darf den Provinzpapst geben“.
Ohne das Papstamt fehlt der Evangelischen Kirche freilich ein Spitzenamt, dass sich medial im gleichen Umfang abbilden lässt wie der Pontifex, wird in dem Artikel deutlich. Aber: „Die Sichtbarkeit des Protestantismus liegt in der unendlichen Vielzahl von Porträts. Nichts spricht dagegen, dass manche dieser Gesuchter auch medial erkennbar werden“, so Bahr. (pro)