Markus Bräuer: „KI nicht zu Gott machen“

Das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik beschäftigt sich im 50. Jahr seines Bestehens mit Künstlicher Intelligenz. Der Medienbeauftragte der Kirche betont, dass KI echte Begegnungen nicht ersetzen kann – erst recht solche mit Gott.
Von PRO

Zum siebten Mal hat Markus Bräuer zum Evangelischen Medienkongress eingeladen, diesmal in den großen Saal des Hessischen Rundfunks (HR) in Frankfurt am Main. 150 Personen sind seiner Einladung gefolgt. Bräuer ist der Medienbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und damit zuständig für alle Sendungen in öffentlichen und privaten Medien, die mit Kirche und Co. zu tun haben – wie etwa die sonntäglichen TV-Gottesdienste.  

„Im Anfang war das Wort – am Ende der Chat? Wie KI die Gesellschaft verändert“ hat sich Bräuer als übergeordnetes Thema des Medienkongresses erdacht. Und er stellt gleich zu Beginn die Frage, ob das Thema Künstliche Intelligenz nicht schon längst ein überholtes Thema sei. 

„KI wird uns in wesentlichen Bereichen entlasten, angefangen von der Medizin über zentrale Unternehmenstätigkeiten. Worauf wir hoffen, können sich Menschen nicht selbst zusprechen. Die Zusage: Du bist geliebt, dafür braucht es eine Person, ein Gegenüber, eine Beziehung. Es ist ein Unterschied, Gemeinschaft wirklich zu erleben. KI darf daher nicht zum Gott gemacht werden“, sagte Markus Bräuer. Um das zu vermeiden, wolle der diesjährige Evangelische Medienkongress in Vorträgen und Workshops dazu beitragen, KI zu verstehen und zu beurteilen. 

„KI als Ersatz für Gespräche mit Freunden“

Den Auftakt machte der Netzjournalist Gregor Schmalzried. „Mit Unterstützung von KI benötigen Probanden in Tests weniger als die Hälfte der Zeit für eine vorgegebene Aufgabe“, erläutert er. „Angelehnt an die Aussage von Apple-Gründer Steve Jobs: ‚Computer sind wie Fahrräder für den Verstand‘ lässt sich KI heute mit E-Bikes vergleichen“, so Gregor Schmalzried.

Aktuell sei jedoch zu beobachten, dass sich immer mehr Menschen KI mit Fragen anvertrauen, mit denen sich bisher eher an Menschen gewandt hätten. „Das geht los mit Fragen an ChatGPT nach Alltagslösungen, aber auch als Ersatz für Gespräche mit Freunden und Familienangehörigen.“ SnapChat, eine App, die stark von Kindern und Jugendlichen genutzt wird, hat kürzlich eine ähnliche Dialogform mit KI eingeführt.

„Insgesamt sehen wir aktuell eines der größten gesellschaftlich-sozialen Experimente.“ Hinzu komme, dass KI-generierte Inhalte nicht mehr von Menschen verfassten Texten oder realen Bildern zu unterscheiden seien. „Die Frage: ‚Ist das echt oder von KI?‘ ist gegenwärtig eine der am häufigsten gestellten Fragen in Kommentaren in sozialen Medien.“

Der Evangelische Medienkongress findet noch bis Donnerstag beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt statt. Im Rahmen des Kongresses findet eine Feierstunde anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Gemeinschaftswerkes der Evangelischen Publizistik (GEP) statt, außerdem die Verleihung des 39. Robert-Geisendörfer-Preises, der in diesem Jahr an insgesamt acht Produktionen geht. Gründungsdirektor des GEP war Robert Geisendörfer. Seit 2002 ist Jörg Bollmann GEP-Direktor, er scheidet kommendes Jahr aus. 

Von: Andreas Dippel

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