Ahmad Mansour versteht die Linken nicht: Sie wollten progressiv sein, aber „beschützten“ die Mehrheit der Muslime vor der Minderheit der Kritiker, die auf problematische Strukturen, Lebensweisen und Wertvorstellungen im Islam und in muslimischen Gemeinschaften hinweisen. Das thematisiert Mansour in einem Essay in der Tageszeitung taz. Der arabische Israeli ist Psychologe und lebt seit 2004 in Deutschland. Er setzt sich für eine Reform des Islam ein und engagiert sich unter anderem im Jugendprojekt „Heroes“ in Berlin gegen Gewalt im Namen der Ehre.
Seiner Beobachtung zufolge stoßen Migranten und Muslime bei Menschen des linksliberalen Spektrums auf besondere Sympathien. Sobald aber Kritik am Islam geübt werde, reagierten die Linken ablehnend darauf. So habe es Mansour selbst erlebt. Er setze sich für innerreligiöse und gesellschaftliche Reformen ein und spreche öffentlich darüber, „dass vieles schiefläuft in den Familien, an den Schulen, in der Gesellschaft, im Umgang mit religiösem Fundamentalismus und islamischem Radikalismus“. Das komme bei Linken nicht gut an. Das links-grüne Lager tue im Grunde das gleiche wie Salafisten, nur unter anderen Vorzeichen: „Sie wollen kritische Muslime mundtot machen. Die einen entmündigen Muslime im Namen eines patriarchalischen Gottes, die anderen, weil sie meinen, Kritik an unserer Religion sei zu kränkend für uns, wir Muslime seien nicht fähig, kritisch zu denken und uns von verkrusteten Traditionen zu lösen.“