„Wir kommen zu dem Schluss, dass der Gebrauch von ‚Allah‘ kein integraler Bestandteil des katholischen Glaubens ist“, zitiert die Nachrichtenagentur dpa den Richter Mohamed Apandi. „Wir finden deshalb keine Rechtfertigung dafür, dass sie darauf bestehen, diesen Namen in ihren Schriften zu verwenden“, betonte der Richter.
Die katholische Zeitung Herald hatte Allah als Synonym für Gott benutzt – das sei seit Jahrhunderten in Malaysia üblich, argumentierte sie. Katholische Christen hatten das Wort in ihren Broschüren verwendet. Wenn Nicht-Muslime das Wort Allah verwendeten, könne das die Menschen verwirren. Zudem sei die Bewahrung von Frieden und Harmonie im Staat ein höheres Gut als die Rechte von religiösen Minderheiten.
Schwerer Rückschlag
Als „schweren Rückschlag für die Glaubensfreiheit und für den Dialog der Religionen“ sieht die Gesellschaft für bedrohte Völker die Entscheidung. Seit den ersten Bibelübersetzungen vor 400 Jahren würden die Christen des Landes Gott Allah nennen. Ulrich Delius, Asienreferent der Gesellschaft, sieht darin eine populistische Entscheidung, die Christen und andere religiöse Minderheiten ausgrenze.
Die Entscheidung könne Misstrauen und Konflikte schüren. Hier könne der Eindruck entstehen, Christen wollten mit der Benutzung der Bezeichnung „Allah“ die Missionierung und Konvertierung von Muslimen zum christlichen Glauben vorantreiben. Jede Form von Missionierung von Muslimen durch Nicht-Muslime ist in Malaysia strikt gesetzlich verboten.
Brandanschläge und Vergeltungsmaßnahmen
In erster Instanz hatte die Erzdiözese Kuala Lumpur als Herausgeberin der Zeitung noch Ende 2009 Recht bekommen und das Verbot war für verfassungswidrig erklärt worden. Daraufhin gab es Brandanschläge und Vergeltungsmaßnahmen gegen Kirchen, Sikh-Tempel und Moscheen. Gegen die damalige Entscheidung hatte das Innenministerium Berufung eingelegt. Jetzt möchte die Erzdiözese vor das Höchste Gericht Malaysias ziehen.
Christen stellen rund 9,2 Prozent der Bevölkerung in Malaysia, 6,3 Prozent sind Hindus, fast 20 Prozent Buddhisten und 61 Prozent sind Muslime, der Rest steht Naturreligionen sehr nahe. Die ethnischen Malaien deklariert die Verfassung als Muslime. Sie können ihren Glauben nicht ändern. Ethnische Chinesen und Inder können ihre Religion frei wählen. Nach offizieller Lesart der Regierung ist Malaysia „ein weltlicher Staat mit dem Islam als offizieller Religion“. Der Islam ist Staatsreligion, aber ansonsten herrscht in Malaysia Religionsfreiheit. Trotzdem beklagen Minderheiten, dass ihre Rechte im Alltag immer wieder ausgehöhlt werden. (pro)