Wie der Rektor der STH Basel, Jacob Thiessen, gegenüber dem Christlichen Medienmagazin pro sagte, studierte Tilmann G. von 1982 bis 1987 an der Hochschule, wo er seinen Abschluss machte. Laut türkischen Zeitungen stammte er aus Celle, war verheiratet und hatte drei Kinder.
Die Meldung über die brutale Ermordung eines ihrer Absolventen versetzte die STH Basel in tiefe Trauer, hieß es am Mittwoch aus Basel. „Diese Tatsache bewegt uns tief, und wir beten für die Angehörigen und Bekannten. Manches verstehen wir nicht, aber Gott versteht es. Gerade heute haben wir in der Morgenandacht von der Auferweckung des Lazarus gelesen, wobei Jesus die Tränen kamen, obwohl er den Tod hätte verhindern können. Die Liebe Gottes, die Jesus ans Kreuz gebracht hat, wird auch Sie, liebe Angehörige, in Ihrer Trauer begleiten! Verstehen werden wir es wie Sie wohl nicht.“
Die STH Basel ist nach eigenen Angaben eine „interdenominationelle, bibeltreue und wissenschaftliche Bekenntnis-Hochschule“. Sie wurde als Alternative zu den theologischen Fakultäten der staatlichen Universitäten gegründet.
Als Übersetzer in der Türkei
Tilman G. arbeitete in Malatya für die Wirtschaftsberaterfirma „Silk Road Consulting“ als staatlich anerkannter Übersetzer für Deutsch und Türkisch. Die Firma aus Nürnberg hat eine Niederlassung in Malatya, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Anatolien. Sie bietet Übersetzungsdienste und Sprachunterricht für die Sprachen Deutsch, Türkisch und Französisch an. Tilman G. war im Büro in Malatya einer von drei Mitarbeitern.
Bewaffnete Männer waren am Mittwoch in das Verlagshaus „Zirve“ eingedrungen, wo G. arbeitete. Sie fesselten drei Mitarbeiter an Händen und Füßen und schnitten ihnen die Kehlen durch. Die Polizei nahm fünf Türken im Alter von 19 und 20 Jahren fest. Türkischen Medienberichten zufolge gaben die Festgenommenen an, für „Vaterland und Glauben“ gehandelt zu haben. „Wir haben dies nicht für uns, sondern für unseren Glauben getan“, zitierte die Zeitung „Hürriyet“ einen der mutmaßlichen Mörder. „Den Feinden des Glaubens möge dies eine Lehre sein.“
„Türkische Christen Berlin“ betroffen
Trauer über den Mord herrscht auch bei der Gemeinde „Türkische Christen Berlin“. Einer der Ermordeten, Necati A., war dort gut bekannt. “Necati war ein ganz feiner Mensch und ein lieber Bruder”, so Gemeindemitglieder. „Wir beten dafür, dass seine Familie von Gott die Kraft bekommt diese schlimme Zeit zu überstehen. Wir beten auch für die Familien unserer Brüder Tilman G. und Uğur Y., die ebenfalls ermordet wurden.“
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier drückte am Mittwoch den Angehörigen der Opfer sein „tief empfundenes Mitgefühl“ aus. „Ich verurteile diese furchtbare Tat auf das Schärfste“, so der Minister. „Ich gehe fest davon aus, dass die türkischen Behörden alles unternehmen werden, um dieses Verbrechen restlos aufzuklären und die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.“ Laut Ministerium ist einer ihrer Mitarbeiter nach Malatya gereist.
Bereits im vergangenen Jahr hatte die Türkei mit dem Mord an einem italienischen Priester in der Stadt Trabzon am Schwarzmeer für Schlagzeilen gesorgt. Pater Andrea Santoro war im Februar 2006 von einem 16-jährigen Türken beim Gebet in der Kirche hinterrücks erschossen worden. In Samsun, ebenfalls am Schwarzen Meer, war wenige Monate später ein französischer Priester durch Messerstiche schwer verletzt worden.