Malala – Ein Kind kämpft für seine Rechte

Die jüngste Friedensnobelpreisträgerin aller Zeiten, Malala Yousafzai, kämpft für die Rechte von Mädchen. Dafür wurde sie von Taliban fast getötet. Die Dokumentation „Malala – Ihr Recht auf Bildung“ gibt einen Einblick in ihr Leben, bleibt aber an der Oberfläche. Eine Filmkritik von Dominique Hähnel-Kästner
Von PRO
Die jüngste Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai kämpft um das Recht auf Bildung für Mädchen.
Aus dem Off ertönt die Stimme einer Reporterin: „Malala, erzähle uns aus deinem Leben. Was hat es mit deinem Namen auf sich?“ Die heute 18-jährige pakistanische Aktivistin Malala Yousafzai beginnt von den Heldentaten einer jungen Frau (*1861, +1880) während des Zweiten Anglo-Afghanischen Krieges (1878–1880) zwischen Paschtunen und Briten zu erzählen. Dazu sind Animationen zu sehen, die das entscheidende Gefecht schattenhaft veranschaulichen. Pakistanische Krieger beginnen zu rennen. Sie flüchten, erzählt Malala mit leiser Stimme. Nur die junge Frau stelle sich den Gegnern und erhebe ihre Stimme zum Widerstand. Diese Kämpferin hieß Malalai. Malala Yousafzai, die 2014 im Alter von 17 Jahren den Friedensnobelpreis erhalten hat, ist nach jener Freiheitskämpferin benannt. Der Dokumentarfilm „Malala – Ihr Recht auf Bildung“ erzählt vom Engagement der jungen Pakistanerin für die Rechte von Mädchen und den Anfeindungen, die sie dafür von den Taliban erhält.

„Tochter der Nation“ und Staatsfeindin

Die Aussage, dass die Stimme ein machtvolles Instrument sein kann, zieht sich wie ein roter Faden durch den Film. Einstehen für eine gerechtere Welt, für Gleichberechtigung von Mann und Frau, für gleiche Bildungschancen – das ist Malalas Anliegen. Dafür spricht sie mit internationalen Politikern und hält Reden auf großen Bühnen, auch wenn es sie das Leben kosten könnte. Auszüge aus ihrer Ansprache vor den Vereinten Nationen 2013 werden in der Dokumentation aufgegriffen. „Es ist besser, für einen Tag wie ein Löwe zu kämpfen, als ein Leben lang wie ein Sklave zu leben“, zitiert Malala aus ihrer Geschichte. Animationen und reale Filmsequenzen, Vergangenheit und Gegenwart wechseln sich in dem 87-minütigen Film ab. Bilder zeigen Malalas Kindheit, tragisch und glücklich, als Kind, aber auch als Person des öffentlichen Lebens zugleich. Sie sei die „Tochter der Nationen“ für die Mädchen, für die sie sich einsetzt – aber Staatsfeind Nummer eins für die Taliban, die die Bildung der Mädchen um jeden Preis verhindern möchten, weil sie diese als unislamisch ansehen. Die Beziehung Malalas zu ihrem Vater ist ein weiterer Strang, der sich durch den Film windet. Er und seine Tochter seien wie „eine Seele in zwei Körpern“, beschreibt er einmal ihr sehr enges Verhältnis. Der Vater berichtet, Malala sei die einzige weibliche Person, die er auf dem Familienstammbaum eingetragen habe. Ihren Namen habe er ausgesucht.

„Sie können mich nicht aufhalten“

Schon als kleines Kind habe sie zu ihrem Vater aufgeschaut und ihm nachgeeifert. Die meiste Zeit habe sie in der Schule verbracht, an der er Lehrer war. „Die Schule war mein Zuhause“, erinnert sie sich. In leeren Klassenzimmern referierte sie bald lange Monologe. Als 2004 dann die Taliban in ihr Tal im Nordwesten Pakistans marschierten, habe sich alles verändert. „Sie haben ein Vakuum ausgenutzt“, sagt der Vater. Über Radiosendungen und Lautsprecher hätten sie einzelne Personen öffentlich an den Pranger gestellt, die dann um ihr Leben bangen mussten. Die Taliban begannen Schulen zu zerstören und verbaten den Mädchen den Unterricht. Für die britische Rundfunkanstalt BBC sollte Malala über die Ereignisse einen Blog schreiben. Der Vater arrangierte das. So begann sie mit elf Jahren ihre journalistische Tätigkeit. Seitdem habe sich das Leben der Familie komplett verändert. „Nur der Mond ist noch derselbe“, seufzt die Mutter. Wie sehr der Vater die Tochter zu all dem gedrängt habe, bleibt offen. Es ist eine Schwäche des Filmes, dass er dem nicht weiter nachgeht. Malala beteuert, sie tue ihre Arbeit aus freiem Willen. Die Reaktion der Taliban: „Du hast das Feuer entfacht“, drohen sie dem Teenager-Mädchen. Es folgt ein Anschlag auf den Schulbus, in dem Malala sitzt – und den sie schwer verletzt überlebt. Bis heute ist ihre linke Gesichtshälfte beeinträchtigt. Sie kann weder auf dem linken Ohr hören, noch mit dem linken Auge zwinkern. Ob sie Hass empfinde, wird sie gefragt. Malala antwortet: „Ich habe vergeben. Es hat sogar die Angst getötet. Ich habe Kraft bekommen.“ Es gebe einen Moment, an dem müsse man sich entscheiden, entweder still zu sein, oder für sein Recht aufzustehen. „Ich habe das Recht zu sprechen. Sie können mich nicht aufhalten.“

Es bleibt oberflächlich

Der Regisseur Davis Guggenheim zeichnet Malala als Person zwischen zwei Welten. Ein Spagat zwischen einem kindlichen, verträumten Mädchen, und einer jungen Frau, die eloquent und selbstbewusst auftritt. Es wird eine gewisse Leichtigkeit vermittelt, die der schweren Thematik nicht ganz gerecht zu werden scheint. Er plätschert an der Oberfläche, es fehlt an Tiefgang. Für ein Publikum, das keine Kenntnisse über ihr Leben und ihren Einsatz für Bildung hat, ist es ein lohnenswerter Film. Für Kinobesucher, die bereits Vorwissen haben, werden sich wenig neue Perspektiven ergeben. Der Film will zur Mithilfe animieren und zeigen, dass auch Kinder etwas bewirken können. So endet der Film mit einem Aufruf zum Handeln. (pro)

„Malala – Ihr Recht auf Bildung“, Kinostart: 22. Oktober, freigegeben ab 12 Jahren, 87 Minuten.

https://www.pro-medienmagazin.de/kultur/buecher/detailansicht/aktuell/unterdrueckte-frauen-zahlen-und-fakten-86790/
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