In Kopenhagen hat eine Künstlergruppe ein Märtyrermuseum eröffnet. Darin sind neben den „typischen“ Märtyrern wie dem biblischen Stephanus und dem Menschenrechtsaktivisten Martin Luther King auch die Attentäter von Brüssel und New York mit dabei.
In der dänischen Hauptstadt Kopenhagen ist eine Debatte über das neu konzipierte Märtyrermuseum entfacht
„The Other Eye of The Tiger“ heißt die Künstlergruppe, die in einem alten Schlachthof in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen ein Märtyrermuseum konzipiert und eröffnet hat. Dänemarks Kulturminister nannte die Idee „wahnwitzig“, gegen die kürzlich eröffnete Ausstellung gab es zeitweise sogar eine Anzeige. In der Ausstellung sind Menschen porträtiert, die bereit waren, für ihre Sache zu sterben.
Probleme haben die Kritiker vor allem mit der Kombination der gewählten Personen. Dort sind der biblische Stephanus, der große griechische Denker Sokrates und eben auch Menschen wie der radikal-islamische Brüssel-Attentäter Ibrahim El-Bakroui zu sehen. Die Ausstellung „spiele mit dem Terror“, titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung. In der aktuellen Ausgabe berichtet der Journalist Matthias Hannemann von seinem Besuch im Museum – und relativiert das Ganze.
„Auf keinen Fall nur provozieren“
Der Unterschied zu Teheran, wo es ein ähnliches Museum gebe, würden in Kopenhagen die Gewalttäter nicht zu „Vorbildern und Helden“ stilisiert. Die Macher desr Ausstellung, Henrik Grimbäck und Ida Grarup Nielsen, hätten einen künstlerischen Zugang zum Thema gewählt. Sie wolle auf keinen Fall „nur provozieren“, betont die Gruppe und stattdessen untersuchen „was ein Märtyrer ist oder sein soll“.
„An dem Konzept haben wir nichts verändert seit der Kritik“, wird Henrik Grimbäck auf Spiegel Online zitiert. Sie wollten auch auf keinen Fall die Märtyrer mit einander vergleichen, auch wenn dies zwangsläufig geschehe, heißt es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
In dem Backsteinbau mit seinen großen Fenstern und weißen Wänden würden Märtyrer bildlich gezeigt. Erklärtafeln gäben weitere Informationen. Hinzu kämen weitere Ausstellungsstücke, wie ein Benzinkanister, mit dem sich der tunesische Gemüsehändler Mohammed Bouazizi selbst verbrannte und die arabische Revolution auslöste.„Wir würdigen die Attentäter nicht“, sagt Grimbäck. Stattdessen gehe es darum, möglichst viele Aspekte zu beleuchten, die einen Märtyrer ausmachen können. „Und dazu gehört auch, die Dinge zu verstehen, die wir als böse erleben.“ Die Gruppe bietet Führungen an, die Schauspieler durchführen. Für Spiegel-Feuilletonistin Eva Thöne wirft die Ausstellung Fragen auf, die etwas öffnen und „um deren Antwort man im besten Sinne ringt“. Wie Grimbäck sagte, seien die Kritiker stiller geworden, die Anzeige gegen die Ausstellung wurde auch fallengelassen. (pro)
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