Luther-Preis: Protest gegen „Pussy Riot“-Nominierung

Die Stadt Wittenberg hat die russische Punkband "Pussy Riot" für den Luther-Preis nominiert. Mit der Ehrung würdigen die Lutherstädte alle zwei Jahre "Zivilcourage" im Sinne des Reformators. Hartmut Steeb, Generalsekretär der "Deutschen Evangelischen Allianz", warnt: Das schadet dem Gedenken Luthers.

Von PRO

Über ein halbes Jahr ist es nun her, dass die regierungskritische Band "Pussy Riot" mit Sturmmasken eine Kirche in Moskau stürmte, in den für Besucher verbotenen Altarraum vordrang und dort ein vielzitiertes "Punk-Gebet" gegen Wladimir Putin sang. Darin hieß es unter anderem: "Mutter Gottes, du Jungfrau, vertreibe Putin!", und weiter: "Schwarzer Priesterrock, goldene Schulterklappen, alle Pfarrkinder kriechen zur Verbeugung, das Gespenst der Freiheit im Himmel, Homosexuelle werden in Ketten nach Sibirien geschickt. Der KGB-Chef ist euer oberster Heiliger, er steckt die Demonstranten ins Gefängnis. Um den Heiligsten nicht zu betrüben, müssen Frauen gebären und lieben. Mutter Gottes, du Jungfrau, werde Feministin!" Im August wurden drei Mitglieder der Gruppe wegen "Rowdytums aus religiös motiviertem Hass" zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt, der Berufungsprozess steht noch aus. Am 20. April 2013 soll "Pussy Riot" in Eisleben für ihren Auftritt geehrt werden – zumindest, wenn es nach der Lutherstadt Wittenberg geht.

Wittenberg hatte die Punkband für den Luther-Preis "Das unerschrockene Wort" nominiert. Damit ist die Gruppe eine von 16 möglichen Preisträgern, die die Lutherstädte Deutschlands vorschlagen. Alle zwei Jahre werden Persönlichkeiten geehrt, die "im Sinne Luthers" Zivilcourage leisten. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Preisträger waren unter anderem der Berliner Philosoph und Theologe Richard Schröder, der Tübinger Theologe Hans Küng oder der Liedermacher Stefan Krawczyk.

"Eine Lutherstadt sollte keine Gotteslästerung ehren"

Gegen die Nominierung wurde nun Widerstand laut. "Eine solche Störung des gottesdienstlichen Lebens, wie es die Band Pussy Riot offenbar getan hat, passt in keinster Weise zur Zivilcourage im Sinne Luthers", erklärte Hartmut Steeb, Generalsekretär der "Deutschen Evangelischen Allianz", auf Anfrage von pro. Weiter sagte er: "Die Frage der Strafzumessung in Russland und die Frage der Demokratie und der Möglichkeit zur freien Meinungsäußerung ist eine andere. Da hat Russland wahrlich viel nachzuholen. Da können und müssen wir uns einmischen. Aber die Belobigung durch einen solchen Preis ist völlig unangebracht und schadet dem wichtigen Gedenken an Martin Luther und sein Wirken."

"Eine Lutherstadt sollte keine Gotteslästerung ehren", sagte der Wittenberger Theologe und einstige DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer der "Leipziger Volkszeitung". "Es wäre ein verheerendes Zeichen, wenn mit ‚Pussy Riot‘ der Vorschlag unserer Stadt für den Luther-Preis den Sieg davon tragen würde. Allein die Nominierung ist schon empörend genug." Nicht nur die Qualität des Textes mit all den "Schweinereien" sei fragwürdig, auch der anstößige Name der Band. „Man muss ihn nur mal exakt übersetzen. Pussy Riot klingt dann sehr anstößig und unanständig." Wittenberg macht sich lächerlich, stimmte Siegfried Kasparick, Landes-Beauftragter der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland für Reformation und Ökumene, laut "Leipziger Volkszeitung" zu. Der Auftritt der Frauen in der Christ-Erlöser-Kathedrale habe Menschen und ihre religiösen Gefühle tief verletzt. (pro)

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