Lukas-Schule: Kirche entkräftet Großteil der Vorwürfe
Unter der Schlagzeile "Wenn der Lehrer mit dem Teufel droht" hatte die "Süddeutsche Zeitung" im Oktober über die private, christliche Lukas-Schule in München berichtet. In diesem und weiteren Artikeln wurde die Schule als fundamentalistisch und angsteinflößend bezeichnet. Die bayerische Landeskirche untersuchte den Fall. Am Donnerstag veröffentlichte sie ihre Ergebnisse: Sie teilt die Vorwürfe größtenteils nicht.
Von PRO
Foto: www.lukas-schule.de
Im Rahmen der Aufklärung wurden eine Visitation durchgeführt und die Eltern kontaktiert. "Von 900 Anschreiben erhielten wir in einem Zeitfenster von 14 Tagen insgesamt 125 Rückmeldungen, 44 Briefe von Schülerinnen und Schülern sowie eine Unterschriftensammlung." In drei von fünf Rückmeldungen wurden die bekannten Vorwürfe angesprochen und weitere Fragen aufgeworfen, stellt der bayerische Oberkirchenrat Detlev Bierbaum fest. "In den übrigen beiden Rückmeldungen wurde von Eltern dargelegt, dass sie mit der pädagogisch-didaktischen Arbeit der Schule sehr zufrieden wären, allerdings ihre Kinder jetzt abmelden würden, da sie ihnen die evangelikale Ausrichtung der Schule nicht zumuten wollten." Die anderen Äußerungen hätten die Arbeit der Lukas-Schulen gelobt. Zudem hätten viele ihr Unverständnis darüber ausdrückt, "dass die Landeskirche sich nicht unverzüglich schützend vor die Schulen gestellt habe", erläutert Bierbaum.
In dem Artikel der "Süddeutschen Zeitung" vom 19. Oktober hieß es: "Als ihr elfjähriger Sohn Manuel aus der Schule kam und erzählte, seine Lehrerin halte Homosexualität für Sünde, war Marion Schneider empört (Namen aller Kinder und Eltern geändert). Als die Lehrerin mit dem Teufel drohte und Manuel nachsitzen ließ, weil er zu Hause keine Bibel hatte, war sie fassungslos."
In wenigen Fällen missverständliche Äußerungen
In zwei namentlich festzumachenden Einzelfällen sei es zu pädagogisch-didaktisch beziehungsweise theologisch missverständlichen Äußerungen von Lehrkräften gekommen, sagt der bayerische Oberkirchenrat. Dies betraf Aussagen zu Kreationismus und Homosexualität. "Letztlich liegen jedoch alle Vorgänge mindestens eineinhalb Jahre zurück, das macht die Bewertung nicht leichter. Ein Vorfall ist derzeit nicht klärbar."
Ein generelles Klima der Angst sei an der Schule nicht erkennbar. "Von Seiten befragter Schülerinnen und Schüler wurde dies eindeutig bestätigt. Auch von denen, die schon viele Jahre in den unterschiedlichen Lukas-Schulen beschult wurden und werden", heißt es in einer Mitteilung der bayerischen Landeskirche.
Allerdings stehe das Verteilen einer kreationistisch ausgerichteten Bibelkommentierung an Schüler in Widerspruch zu den allgemeinen Bildungs- und Erziehungszielen der bayerischen Lehrpläne, erläutert Bierbaum. Den Kindern wurde die "John MacArthur Studienbibel" ausgehändigt. Dazu stellte die Schule bereits im Oktober fest, dass es sich hierbei um die Bibelübersetzung des Schweizer Theologen Franz Eugen Schlachter gehandelt habe, die der amerikanische Theologe mit erklärenden Fußnoten versehen habe.
Fortbildungen empfohlen
Das Landeskirchenamt empfiehlt der Schule zu prüfen, ob den Eltern hinreichend verdeutlicht werde, dass sie ihr Kind in einer Schule anmelden, deren Basis in der eine bestimmte Frömmigkeitsform, im Rahmen der Landeskirche, ist. Lehrkräfte aller Kollegien sollten eine Fortbildung besuchen, in der das evangelische Schulwesen thematisiert werde. Außerdem sollte für alle Religionslehrkräfte die Themen Schöpfungslehre und Fragen der Sexualität in einer Fortbildung behandelt werden.
Zeitung hat Unterlassungserklärung abgegeben
Dem Schulleiter des Lukas-Gymnasiums, Jörg Birnbacher, hatte die "Süddeutsche" vorgeworfen, auf der Internetplattform "kreuz.net" homosexuellenfeindliche Artikel veröffentlicht zu haben. Birnbacher erklärte daraufhin, diese Artikel seien als Namensbeiträge abgedruckte Pressemitteilungen, die er als damaliger Vorsitzender des "Forums Geistige Wende" an zahlreiche Medien verschickte. Die Schule teilte laut "kath.net" mit, es sei "nachgewiesen, dass Birnbacher zu keinem Zeitpunkt Autor des radikalen Internetportals ‚kreuz.net‘ gewesen war". "In Bezug auf Behauptungen in diesem Zusammenhang hat sich die ‚Süddeutsche Zeitung‘ gegenüber Herrn Birnbacher zur Unterlassung verpflichtet", meldete die Schule laut "kath.net". Die Zeitung habe "eine rechtsverbindliche Unterlassungserklärung abgegeben und sich zur Erstattung von Kosten verpflichtet".
Mittlerweile habe die "Süddeutsche" offensichtlich zwei umstrittene Berichte über Jörg Birnbacher von ihrer Internetseite entfernt, darunter der Text "Stimmungsmache gegen Homosexuelle". Der Pädagoge kündigte er an, den Vorsitz bei der "Wende" niederlegen zu wollen. (pro)
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