Lütz: Glaube ans ewige Leben nicht „politically correct“
Der katholische Psychologe und Theologe Manfred Lütz beklagt die „zur Schau gestellte Hoffnungslosigkeit“ bei Beerdigungen. Häufig redeten Theologen nicht vom ewigen Leben, sondern von der Ratlosigkeit.
Von PRO
Foto: pro/Zacharias
Manfred Lütz findet, dass erst der Tod die Würze in das menschliche Leben bringt
Menschen verdrängen den Tod und vergessen, sich damit auseinanderzusetzen. Diese Auffassung vertritt der Autor und katholische Theologe Manfred Lütz. Er bilanziert im Interview mit der Süddeutschen Zeitung vom Dienstag eine große Trostlosigkeit in der Gesellschaft. Dies hänge damit zusammen, „da man sich irgendwie darauf geeinigt hat, dass es kein Leben nach dem Tod gibt“. Selbst Pfarrer sprächen von der eigenen Ratlosigkeit, anstatt vom ewigen Leben.
Tod junger Prominenter kann erschüttern
In positiver Erinnerung hat Lütz die Trauerfeier von Mutter Teresa, die ein „fröhliches Treffen dankbarer Wegbegleiter“ gewesen sei: „Da war der Glaube ans ewige Leben im Fernsehen geradezu sichtbar. In unseren Breitengraden allerdings gilt das Bekenntnis zu einem solchen Glauben bei Totenfeiern nicht mehr als politically correct.“ Bei großen Unglücken werde oft völlig ritualisierte, düstere Trauerarbeit geleistet. Auch die Toten würden medial überhaupt nicht mehr in Ruhe gelassen. Der christliche Umgang mit dem Tod habe hingegen immer etwas Hoffnungsvolles und liefere statt kultivierter Verzweiflung kultivierte Hoffnung.
Wenn keiner mehr an ein Leben nach dem Tod glaube, sei der Tod eines 45-jährigen Künstlers wie Roger Cicero für andere Menschen in diesem Alter beängstigend. Für Lütz gehört die Angst vor dem Tod zum Leben. Schon der Heilige Hieronymus habe dazu aufgefordert, im Wissen des Todes jeden Tag bewusst zu leben. Die Glücks-, Gesundheits- und Fitness-Industrie gaukele jedoch eine Mär vom unendlichen Leben vor, die Leere erzeuge. Gegen mediale Nachrufe auf Verstorbene sei nicht einzuwenden, „aber wenn das ewige Leben durch ewige Nachrufe ersetzt wird, dann wird es mühsam.“
„Tod ist die Würze des Lebens“
Dabei verleihe erst der Tod dem Leben die Intensität und die „Würze“. Ein ewiges Leben mache alles korrigierbar und unendlich langweilig, der Tod die Dinge umwiederholbar wichtig. Patienten mit einer unheilbaren Krankheit nähmen ihr Leben viel intensiver wahr: „Die Christen glauben ja nicht an das unendliche Leben, das wäre, wie gesagt, die Hölle, sie glauben an das ewige Leben, das die Zeit sprengt.“ Wenn Menschen ohne Glauben über diese ewige Existenz reden würden, wären viele Trauerfeiern vielleicht nicht so hoffnungslos.
Manfred Lütz ist Beststeller-Autor. Er leite das Alexianer-Krankenhaus für psychisch Kranke in Köln. Aktuell hat der Arzt und Autor das Buch „Wie Sie unvermeidlich glücklich werden. Eine Psychologie des Gelingens“ verfasst. (pro)
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